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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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ausgezeichnet, dass es auf dem Weg liegt.«
    »Illwar!« Die Diebin klang sehr eindringlich. Was ihre gekräuselte Nase, hervorgerufen von ihren zusammengezogenen Augenbrauen, stark unterstrich.
    »Was, Xarna? Willst Du mir sagen, Du willst sie so einfach davonkommen lassen? Ich dachte er war auch Dein Freund? Hat er Dir nicht vorbehaltlos geholfen?«
    »Das hat er, Illwar. Aber …«
    »Aber die Ketzerin«, Illwar verzog das Gesicht und vergrößerte mit seinem Pferd den Abstand zu Xarna, »ja die Ketzerin hat ja Verständnis für solch frevelhaftes Tun, nicht wahr? Was ist schon ein dummer Schmied mehr oder weniger …«
    Xarna war zwar keine gute Reiterin, aber ihrer Wut genügte es, ihrem Pferd in die Flanken zu treten, damit es auf Illwar zusprang. Der hatte Probleme sein Pferd zu bändigen, das vor der überraschten Attacke ausbrechen wollte. Xarna nutzte die Gelegenheit und knallte Illwar eine Ohrfeige ins Gesicht, dass sein Kopf zur Seite flog.
    Illwar rieb sich die schwellende Backe und schaute zu Boden. Die Ohrfeige hatte eine klärende Wirkung auf seinen Kopf. Zerknirscht versuchte er, seinen Fehler zu korrigieren. »Es tut mir leid. Xarna, ich …«
    »Du! Du hältst Dich wohl für den Moralapostel unter den Totenbeschwörern und Meuchelmördern, oder was hattest Du mit den Leuten im Dorf vor?« Die Flammen ihrer Furienaugen hielten seinen Kopf unten. »Ich verachte diese Leute genauso wie Du, weil sie auch meinesgleichen verachten. Deine Rachlust kann ich verstehen. Allerdings hätten sie Elldrig nicht vertrieben, hätte er mir auch nicht helfen können. So sehr ich seinen Tod bedaure, bin ich doch froh, dass er es getan hat!«
    »Aber …«
    »Halt den Mund!« Was Illwar auch tat. »Du weißt, dass das nicht der eigentliche Punkt ist. Der eigentliche Punkt ist, dass Ludewig, der Oberst, auch genannt der Grässliche, uns mit der glühenden Zange in die Arschbacken kneift, wenn wir auch nur einen Moment zu lange verweilen, um Luft zu holen. Übrigens dauert der momentane Moment schon ziemlich lange. Wir haben keine Zeit für Deine Rache!«
    Illwar drehte sich um, in die Richtung aus der er ihre Verfolger erwartete. Es war nichts zu sehen und nichts zu hören. »Es tut mir leid, Xarna«, antwortete er immer noch verlegen. »Ich hätte das nicht sagen dürfen. Es war falsch und ja, Du hast recht. Zeit ist kostbar. Doch Zeit ist ein Luxus, den sich Zauberer hin und wieder leisten können. Zeit und Magie hängen eng zusammen.«
    »Du willst mich doch nicht mit diesem Geschwafel mundtot machen, oder?«
    Illwar richtete seinen Blick lange und intensiv auf die Häuser des Dorfes. Er wollte noch nicht einmal alle töten. Einer langte ihm. Er wusste genau, wer die Vertreibung Elldrigs in die Wege geleitet hatte. Igidor hatte ihm lange genug Schwierigkeiten bereitet. Er hätte sich schon längst um ihn kümmern sollen. Dann wäre Elldrig vermutlich noch am Leben.
    Aber vielleicht Xarna nicht. Falls doch, hätten sie sich wahrscheinlich nie kennengelernt. Diese Erkenntnis versetzte seinem Herz einen Stich. Ohne das Unglück seines Freundes wäre er der Ketzerin wohl nie über den Weg gelaufen. Er war froh, dass sie bei ihm war. Er brauchte sie. Das wusste er, seitdem sie mit dem Bund gesprochen hatten; dem Bund, der den Dihati half.
    Trotzdem wollte er Igidor nicht verschont wissen. Er hätte es sich nicht verziehen, diese günstige Gelegenheit verstreichen zu lassen.
    »Reite weiter in die Berge hinein.« Illwar ließ den Blick nicht von den Häusern, während er mit Xarna sprach. »Du wirst bald genügend Schlupfwinkel finden, um Dich vor unseren Häschern zu verstecken. Geh ab dort zu Fuß und scheuch das Pferd in eine andere Richtung. Wenn ich vor dem Ablauf einer Viertelstunde nicht bei Dir bin, versuch Dein Glück woanders.«
    »Bitte?«, fragte Xarna vollkommen vor den Kopf gestoßen. »Du kannst doch nicht ernsthaft …«
    Doch Illwar konnte. Er hörte ihr noch nicht einmal zu. Er stieg von seinem Pferd und gab ihm einen Klaps. Es entfernte sich dankbar. Dann duckte sich Illwar und schlich in der Deckung der Schatten zum Dorf.
    Xarna schüttelte fassungslos den Kopf. »Warum tue ich mir das eigentlich an?« Sie befürchtete die Antwort zu kennen, wollte sie aber nicht hören. Stattdessen stieg sie von ihrem Pferd und scheuchte es hinter Illwars her. Dann ging sie in die Hocke und folgte dem Mann, dem sie bei nächster Gelegenheit die Augen auskratzen würde.

30
    Man merkte den Pferden ihre Erschöpfung an.

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