Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Ludewig erkannte ihn sofort. Trotz der Dunkelheit. »Sie hier?«
»Ja, Herr Oberst. Die Hexe schickt uns als Verstärkung. Lensen ist am Haupttor.«
Ludewig nickte. Auf das kleine Miststück war Verlass. Obwohl Axarel Hauptmann Uster bestimmt die Augen auskratzte, wenn sie erfuhr, wie abfällig er von ihr sprach. Gut, ›kleines Miststück‹ würde ihr auch nicht gefallen.
»Haben Sie die Flüchtlinge gesehen, Hauptmann? Ich vermute, sie sind hier aus den Katakomben gekommen.«
Uster wies auf die Schemen, die sie neben der Mauer aufgebahrt hatten. »Als ich eintraf, waren alle, die ich zur Bewachung abbestellt hatte, bereits tot.«
Ludewigs Gesicht verdunkelte sich, was trotz der schlechten Lichtverhältnisse gut zu erkennen war. Er ballte die Fäuste.
»Ich weiß nicht, wer es war«, fuhr Uster seinen Rapport fort, »aber von den Aufständischen haben nur zwei überlebt. Sie haben sich Pferde genommen und sind Richtung Gebirge.«
»Zum Murrog?« Ludewig war bass erstaunt.
»Ja.«
»Direkt zum Fürsten. Wo sind die Elstern, wir müssen Axarel Bescheid geben!«
»Habe ich schon versucht, aber hier draußen bei der Dunkelheit schwirren nur lauter Eulen herum. Ich habe noch keine einzige Elster zu Gesicht bekommen.«
»Lassen sie ihre Männer ausschwärmen. Irgendwo muss sich eins von diesen Viechern befinden. Das hat oberste Priorität!«
Uster nickte. Er signalisierter seinem Unteroffizier, der sich sogleich daran machte, die Befehle des Obersts auszuführen.
»Kommt, Oberst Ludewig. Ruht Euch ein wenig aus. Wir haben Wasser und Proviant mitgebracht.«
Ludewig schüttelte energisch den Kopf. »Packen Sie es uns ein, Hauptmann, wir haben einen harten Ritt vor uns. Rasten können wir erst, wenn wir diese Bastarde haben.«
Uster zog die Augenbrauen hoch. »Oberst, mit Verlaub, es sind nur zwei Mann, das können meine Leute doch …«
»Nein, Uster!« Mit einem kategorischen Schwenk seiner linken Hand schnitt Ludewig dem Hauptmann das Wort ab. »Ich habe durch dieses Pack schon viel zu viele Leute verloren! Sie sind gefährlich, wenn ich auch noch nicht weiß, was sie so gefährlich macht, dass sie es schaffen mit einer Überzahl ausgebildeter Soldaten fertig zu werden. Ich werde ihre Verfolgung keinen unerfahrenen Soldaten überlassen. Nein, Uster, das ist meine Aufgabe!«
»Was ist mit Kargendein, Oberst?«
»Sie übernehmen die Säuberung, Hauptmann. Teilen Sie sich das Gebiet mit Lensen auf. Und seien Sie vorsichtig in den Katakomben! Eine Schar Frauen und alter Männer hat uns da unten an der Nase herumgeführt. Sie hatten uns abgelenkt, so dass die entkommen konnten, die das hier angerichtet haben.« Er zeigte mit Bedauern auf die toten Soldaten an der Mauer.
»Habt ihr sie gebührend bestraft, Oberst?« Uster hörte, wie Ludewig mit den Zähnen knirschte, und bereute seine Frage sofort.
»Dieser Abschaum hatte diese Flucht lange vorbereitet, Hauptmann«, stieß Ludewig zwischen den Zähnen hervor. »Sie hatten im Vorfeld Steine des Gewölbes gelockert und brachten sie zum Einsturz, so dass wir ihnen nicht weiter folgen konnten. Es war ein mühsamer Weg, die Fährte unserer eigentlichen Ziele wiederaufzunehmen.«
»Das heißt, auch die Frauen sind entkommen.«
Ludewig nickte grimmig. »Findet sie, Hauptmann. Dann veranschaulicht ihnen, was es heißt, sich gegen unseren Herrscher aufzulehnen!«
»Gewiss, mein Oberst! Ihr habt mein Wort!«
28
Xarna und Illwar hingen tief gebeugt über ihren Pferden und feuerten sie an, was ihre Lungen und Fersen hergaben. Beide waren keine guten Reiter, im Gegensatz zu den fünfzehn Mann, denen Ludewig in diesem Moment befahl, die Pferde zu satteln, um mit ihm die Verfolgung aufzunehmen.
Aber ihre Verfolger kümmerten die Diebin und den Hexer nicht. Sie machten sich mehr Sorgen, um die Soldaten vor ihnen, als um die hinter ihnen. Natürlich durften sie auch nicht vom Pferd fallen.
Xarna erinnerte sich an das letzte (und erste) Mal, als sie auf dem Rücken eines Pferdes über die Steppe galoppierte. Es war zusammen mit Reuth und seiner Räuberbande. Reuth war der Hauptmann des Haufens gewesen, und da Xarna damals nicht wusste, wie sie sonst am Leben bleiben sollte, hatte sie ihn sich als Partner geangelt.
An jenem Tag hatten sie einen Trupp Söldner überfallen. Eine wahnwitzige Idee, aber Reuths Plan hatte gut funktioniert. Sie hatten damals die Pferde an sich genommen und diese halbtot geritten.
Allerdings war das schon am Ende ihrer Beziehung mit Reuth
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