Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
schlug ihn aus ihrer Hand. Sie fluchte und kroch rückwärts von dem Soldaten weg. Dabei berührte ihre linke Hand Illwars Stab, den er bei ihr zurückgelassen hatte. Sie krallte ihre Hand um das Holz, fixierte ihr Ziel und stieß mit brutalem Schwung das Ende des Stabes in den Schritt des Mannes.
Der Soldat stöhnte auf und krümmte sich und wollte irgendeine Verwünschung über sie aussprechen. Doch er kam nicht dazu, da die Ketzerin den Stab mit einem weiteren Stoß gegen sein Kinn führte. Der Kämpfer stürzte seitlich zu Boden. Xarna sprang auf und trat ihm in den Rücken, so dass er vornüber fiel. Sie bohrte ihr linkes Knie in den Rücken des Soldaten, klemmte den Stab unter sein Kinn und hob es so bis zur Schmerzgrenze nach oben.
»Bitte, tut es nicht!«, quälte er erstickt. »Meine Kinder brauchen mich, bitte!«
Mit einem heftigen Ruck zog die Ketzerin den Stab unter seinem Kinn näher an ihren Körper. Das Brechen seines Rückgrats rief kein Echo in ihrem Herzen hervor. »Hättest Du nach meinen Kindern gefragt, Heuchler?« Sie stieß den leblosen Körper von sich und beobachtete befriedigt, wie er in den Dreck sank.
Sie drehte sich abrupt um, als sie hörte, wie schnelle Schritte hinter ihr plötzlich stoppten. Der Schemen, den sie vorhin beobachtet hatte, stand nun als ausgewachsene Wache vor ihr, ein Schwert in der Hand.
Xarna stieß mit dem Holz zu, doch behände schlug ihr der Soldat den Stock aus der Hand. Sie griff zwar noch nach ihren Dolchen, doch sie wusste, sie war zu langsam. Er war zu nah.
Aber noch näher war das Schwert, welches plötzlich am Hals des Soldaten vorbeiflog und ihm den Kehlkopf durchtrennte. Verblüfft versuchte der verletzte Soldat zu keuchen, aber es gelang ihm nicht. Mit beiden Händen hielt er die sprudelnde Wunde bedeckt. Xarna grinste, zog betont langsam ihre Dolche und gab der bedauernswerten Kreatur den Rest.
Illwar kam die Gasse hochgeschlendert, hob sein Schwert wieder auf und wischte das Blut ab.
»Ich dachte, das sei eine Nahkampfwaffe«, strahlte Xarna ihren Retter an.
Illwar grinste und zuckte die Achseln. »Manchmal muss man improvisieren.« Sie lachten beide und er schlang die Arme um sie und wollte sie küssen.
Xarna wehrte ihn halbherzig mit den Händen ab. »Haben wir denn Zeit für so was?«
»Es waren nur zwei. Anscheinend eine Vorhut. Ich glaube, sie gehörten zu den Jungs, die Du gehört hast und die gerade ins Dorf reiten. Aber hier bemerken sie uns vorerst nicht. Bis sie abgestiegen sind, wollte ich mich bereits verabschiedet haben.«
»Na, dann.« Sie legte ihre Hände auf seinen Rücken und führte ihre Lippen zu seinen.
32
’te Kalls Mundwinkel zuckte. Seine Augen hatten dunkle Ränder und ihr Blick war matt. Er hatte gewusst, dass es einiger Anstrengung bedurfte, Gennohs Zauber zu überwinden, aber er war es nicht mehr gewohnt, sich mit seinesgleichen zu messen. Doch es war vollbracht und nur das zählte.
Es klopfte und ohne ein ›Herein‹ abzuwarten, schwang die Tür auf. »Ja, Gebieter? Ihr wünschtet mich zu …«, begann Axarel, um dann erschrocken innezuhalten, als sie den Zustand ihres Meisters sah.
Dieser winkte nur mürrisch ab. »Mach Dir keine Sorgen, Kind; es wird gleich wieder besser.« Zumindest hoffte das ’te Kall.
»Was ist passiert, Meister?«
’te Kall gab den schwachen Versuch zu lächeln gleich wieder auf. »Ein alter Freund ist wieder zurückgekehrt, Axarel. Das letzte Mal, als ich ihn sah, habe ich ihm zwar Lebewohl gewünscht, aber er hat es schon wieder geschafft, meinen Weg zu kreuzen. Ich sollte ihm das ein für alle Mal abgewöhnen.«
»Von wem sprecht Ihr, Herr?«
»Von Gennoh, Axarel, von meinem alten Freund Gennoh.«
»Ihr meint Gennoh ’di Albah?«
»Ja, genau den.«
»Er lebt?«
’te Kall fing an zu lachen. Er hätte nicht erwartet zu lachen, wenn es um seinen Lieblingsfeind ging, aber Axarels Frage hatte Implikationen, deren sich seine Schülerin überhaupt nicht bewusst war. »Das ist eine Frage, liebe Axarel, die sich nicht so leicht beantworten lässt.«
»Warum? Hat ihn der Totenbeschwörer wiedererweckt?«
Wieder musste ’te Kall lachen, diesmal lauthals. Axarel runzelte verwirrt die Stirn. »Nein, meine Liebe, jedenfalls nicht in der Art, wie Du denkst. Der Nekromant ist eine Ablenkung. Gennoh scheint alt zu werden, oder er hat Angst, was mir sehr viel besser gefiele. Auf jeden Fall macht er Fehler und das, meine liebe Zauberin, ist gut für uns.«
»Was gedenkt Ihr gegen ihn
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