Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
Ihr wohl eher.« Er funkelte Illwar an. »Wie konntet Ihr nur, ohne uns zu fragen?«
»Wie es aussieht, hättet Ihr es ohnehin nicht verstanden«, entgegnete Illwar.
»Wahnsinn möchte ich auch nicht verstehen!«, erzürnte sich Gopolan. »Dafür brauchtet Ihr also die Kugel, Ihr widerwärtiger Nekromant!«
»Ich wäre etwas vorsichtiger, Gopolan«, mischte sich Eunach ein. »Er könnte Euch töten und wieder auferstehen lassen.«
»Das kann er so oder so«, wischte der Gnomenanführer den Einwand beiseite. »Ihr habt uns von Anfang an belogen«, wandte er sich wieder an Illwar. »Diesen Fürsten, der unsere Wasservorräte will, gibt es gar nicht!«
»Den Fürsten gibt es. Die Hexe und die Soldaten gehören zu ihm.«
»Aber er wollte nie die Kugel, gesteht!«
Illwar blickte zu Boden und schüttelte den Kopf. »Hört zu, er ist eine Bedrohung für Euch, ob Ihr mir das glaubt oder nicht. Er ist eine Bedrohung für uns und ich habe vor, diese Bedrohung zu beseitigen. Daher benötige ich die Kugel. Ihr wollt sie doch nicht wiederhaben, oder?«
»Nein!«, entgegnete Gopolan bestimmt. »Behaltet sie und zieht von dannen. Kehrt niemals wieder!«
Illwar seufzte. Warum waren alle so negativ gegen die Wiedererweckung eingestellt? Er schenkte Leben. Wollte das keiner begreifen? Er blickte sich um, auf der Suche nach einem anderen Thema. Er wollte dieses nicht weiterführen. »Wie geht es Retsetlee, Eurem Freund?«
Gopolans Blick stach durch Illwars Augen. »Er ist tot! Euretwegen! Wäret Ihr nicht aufgetaucht, wäre er immer noch am Leben. Und Dutzende meiner Männer mit ihm!«
»Ich kann ihn wieder lebendig machen. Ihr braucht nicht zu trauern, versteht Ihr das nicht?«
Gopolan schritt auf den Nekromanten zu und zog sein Schwert. »Wagt es, ihn auch nur anzurühren! Er wird kein verrottender Seelenloser. Nicht solange ich noch eine habe!«
Illwar hob die Hände, um zu zeigen, dass er nicht beabsichtigte, anzugreifen. Er konnte die Situation nicht mehr retten. Er würde Xarna holen, die Sachen der Soldaten zusammensuchen und von hier verschwinden.
* * *
»Warum ist es auf einmal so kalt, Illwar?« Xarna schlang ihre Arme um ihren fröstelnden Körper.
»Ich weiß es nicht. Vielleicht beeinflusst die Wasserkugel mehr als nur den Niederschlag.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, dass dieser Kälteeinbruch daher rührt, dass die Kugel seit einem Tag nicht mehr im Turm liegt.«
»Wie gesagt, Liebes, ich weiß es nicht.«
»Kannst Du mir dann wenigstens verraten, warum dieser Wald jetzt so bedrohlich wirkt. Als wir noch verfolgt wurden, war er viel freundlicher.«
»Woher willst Du das wissen, Xarna? Du bist vorher doch nur hindurchgehetzt worden.«
Die Diebin schaute sich um. Illwar hatte zwar recht, aber bei ihrer Hetzjagd hatte sie mehr sehen können als jetzt. Die Sonne schien und trotzdem war es finsterer als auf ihrem Weg zu den Gnomen. Sie blickte nach oben. Kein Licht, das mehr das Laub umschmeichelte. Kein Schmetterling tanzte vor ihrer Nase herum, kein Vogel zwitscherte ihr ein Lied. »Illwar?«
»Was ist, Xarna?«
»Kann der Fürst hier sein?«
Illwar schreckte mit geweiteten Augen in jede Richtung. »Wie kommst Du darauf?«, flüsterte er abgehackt. Er hatte noch keine Armee, nur einen Trupp. Noch konnte er nicht gegen ’te Kall bestehen.
»Es ist so still. Und finster. Es war so hell und fröhlich vorher. Es wird mehr und mehr wie in unserer Welt.«
Illwar schloss die Augen und stieß die angehaltene Luft aus. »Liebes, jag mir bitte nie wieder so einen Schreck ein.« Er schüttelte den Kopf. »Hör zu. Wir sind angespannt. Das wird sich auch nicht so schnell legen. Wir haben vor, gegen das Scheusal vorzugehen. Vermutlich kommt Dir deswegen alles finsterer vor.«
»Hmm«, antwortete Xarna. Illwars Worte überzeugten sie nicht. Sie blickte zurück und ihr stockte der Atem. Es sah aus, als hätten sie eine Schneise durch den Wald geschlagen, ohne auch nur einen Baum zu berühren. Die Stämme schienen, als neigten sie sich von ihrem kleinen Trupp weg. Sie machten Platz. Nicht ehrerbietig, sondern vor Abscheu. Sie schaute auf Ludewig und die zwölf Mann, die hinter ihm marschierten. Ein Makel, ein in Gift getauchtes Messer, das diese Welt durchschnitt. Wieso kam ihr dieses Bild in den Sinn?
Sie schlug die Hände vors Gesicht. Nicht schon wieder diese Zweifel! Illwar würde seinen Plan nicht aufgeben. Auch hatte sie keinen besseren. Außer alles so zu lassen wie es war und ihrer Wege zu
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