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Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)

Titel: Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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ich spreche.«
    »Nein, ehrlich, ich habe keinen Schimmer.« Illwar fragte sich ernsthaft, wer von ihnen beiden wohl an Wundfieber litt.
    »Als Du mich gerettet hast, warst Du nicht zu sehen, bevor Du den ersten Soldaten getötet hattest. Mir ist das auch schon vorher aufgefallen. Du verschwindest einfach. So wie Du einfach den Eingang zu Deiner Höhle verschwinden lassen kannst.«
    Illwar lehnte sich zurück. Darüber musste er einen Moment nachdenken. Der Eingang seiner Wohnhöhle war durch eine Illusion geschützt. Eine Illusion, die er nicht, oder nicht bewusst, beschworen hatte. Er hatte seine ›Gabe‹, nicht aufzufallen, sozusagen mit den Schatten zu verschmelzen. Hatte er durch das Studium der Schriftrollen gelernt sich mit Illusionen zu schützen, ohne es selbst zu bemerken? Oder gab es eine andere Kraft, die ihn dabei unterstützte?
    Es war nicht das erste Mal, dass er sich diese Frage stellte, aber hier ergab sie mehr und mehr Sinn. Er hatte sich selbst das Lesen beigebracht. Er hatte ohne Anleitung Magie gelernt. Seine schweren Schnittwunden verheilten besser und vor allem schneller, während er hier lag und er führte das nicht auf die abscheulichen Getränke zurück, die einem hier serviert wurden. Jemand oder etwas half ihm.
    »Illwar? Sag doch was.« Xarna rüttelte an seinen Schultern, um ihn aus seinen Gedanken zu holen.
    Er blickte sie durchdringend an, als würde er sie zum ersten Mal in seinem Leben sehen. Doch dann holte die Realität seine Gedankenwelt wieder ein und durch heftiges Schütteln des Kopfes klärte er seine Sinne. »Ich weiß es nicht, Schatz, ich weiß es nicht. Aber es könnte sein, dass ich in der Lage bin, Illusionen zu wirken, ohne mir dessen bewusst zu sein.«
    »Geht das denn?« Xarnas Nasenwurzel kräuselte sich mal wieder. Die Erklärung war ihr wohl zu vage.
    Illwar zuckte wahrheitsgemäß mit den Achseln. »Ich weiß es nicht, ehrlich. Aber«, fügte er hinzu, »es scheint ja ganz gut zu funktionieren. Oder fühlst Du Dich von Soldaten misshandelt und getötet?«
    Er grinste seine Diebin schelmisch an und sie lächelte zurück. Sie küssten sich. Dann verstaute er die Wasserkugel in einem Umhängebeutel und streckte Xarna seine Hände entgegen. »Komm, hilf mir hoch. Ich habe draußen noch etwas zu erledigen.«
    »Du solltest Dich lieber noch ausruhen«, kam die Krankenpflegerin in ihr durch.
    »Liebes, ich bin gesund. Hilf mir hoch.«
    »Wenn Du gesund bist, kommst Du bestimmt auch alleine hoch.«
    Illwar ließ den Kopf hängen, die Arme aber immer noch ausgestreckt. Frauen! »Mir geht es gut, wirklich.«
    »Vielleicht hast Du ja nur eine Illusion gewirkt, dass es Dir gutgeht und Du merkst es gar nicht.«
    »Xarna!«
    »Ist ja gut, ist ja gut. Aber erwarte nicht, dass ich Dich wieder aufs Krankenlager schleife, wenn Du draußen zusammenbrichst.«

50
    Die Leichen lagen aufgebahrt auf der Lichtung. Nur zwölf waren in einem ›einsetzbaren‹ Zustand. Die Hexe war nicht darunter. Illwar traute sich nicht, sie wiederzuerwecken. Er hatte keine Ahnung, zu was sie fähig war und ob sie den Zauber, der die Wiederbelebten an ihn band, brechen konnte.
    Sie lag etwas entfernt auf einem Scheiterhaufen. Sicher war sicher. Die Flammen züngelten den strengen Geruch in den Morgenhimmel. Die Hexe machte jedenfalls keinen Ärger mehr.
    Illwar ging zu den zwölf Leichnamen der Soldaten und nahm die Wasserkugel in die Hand. Jetzt würde sich herausstellen, ob sich die Mühe, die Verschwendung von Leben, gelohnt hatte. Konnte er die Kugel aktivieren? Illwar biss sich auf die Unterlippe. Es war ein ungünstiger Zeitpunkt für Selbstzweifel. Er umklammerte die Kugel fester, stellte sich vor die Bahren und hob den Wasserspender in die Höhe.
    Er intonierte die Beschwörung. Der Wind lag still, das Holz des Waldes ächzte. Angst färbte die Gesichter der Gnome aschfahl. Das Wasser schoss aus der Kugel und flutete auf die toten Soldaten herab. Zauber können so einfach sein, mit den richtigen Ressourcen.
    Die Leiber erwachten. Einer nach dem anderen hob den Kopf und blickte sich um. Sie erhoben sich und wandten sich Illwar zu. »Ihr wünscht, Gebieter?«, echote der emotionslose Chor.
    »Bei den Göttern!«, entfuhr es Eunach. »Was habt Ihr getan?«
    »Ich habe ihnen ihr Leben wieder geschenkt.«
    »Warum haben wir sie dann überhaupt erst getötet?«
    »Weil sie jetzt ein besseres Leben haben.«
    »Ein besseres Leben?« Gopolan kam auf Illwar zu. »Pah! Ein von Euch kontrolliertes, meint

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