Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
und sie trug zwei Dolche in ihren Händen. Und dann, fünfzig Schritt hinter ihr, erschien der Nekromant wie aus dem Nichts mit seinen strahlend blauen Augen. Er hatte die Wasserkugel in der Hand.
»Gennoh!«, giftete ’te Kall. »Die Wasserkugel. Ein schlauer Schachzug für einen Nekromanten. Daran hätte ich denken sollen. Allerdings hätte ich auch nie gedacht, dass Du mich so schrecklich enttäuschst.« Der Magier schüttelte mitleidig den Kopf. »Einen Nekromanten! Wie konntest Du nur? Gerade Du! Was hast Du alles Deinem geliebten Sorca angetan, nur um mich zu stoppen? Es verachtet Dich dafür, das ist Dir doch bewusst? Ich hätte das wirklich nicht von Dir erwartet. Du hast mich hinters Licht geführt, das gebe ich zu. Aber zu welchem Preis? So geringe Macht.«
’te Kall löste den Blick von seinem verhassten Widersacher und richtete ihn auf die sprungbereite Xarna. »Und Du, Püppchen, was hat er sich mit Dir ausgedacht?«
Die toten Augen der Ketzerin richteten sich auf den Magier. Verraten von ihrem Liebsten, stand sie hier als sein Werkzeug. Um das zu tun, was sie am besten konnte. Angesetzt auf ’te Kall. Einen Magier. Ein Mann mit wahrer Macht!
Xarna steckte ihre Dolche in den Gürtel und kniete sich vor ’te Kall auf den Boden. Sie senkte den Kopf ehrerbietig. »Mein Meister!«
»Nein!«, schrie Illwar.
’te Kall fing schallend an zu lachen. Xarna hob den Kopf, ergriff seine Hand und küsste sie. »Helft mir, Meister! Befreit mich von diesem Sein.«
Der alte Magier strich ihr mit der freien Hand über ihre wilden Locken. »Siehst Du, Gennoh, das ist die wahre Macht! Had’de! Nicht Dein korrumpiertes Sorca.« Er lächelte Xarna zu. »Steh auf, Geschöpf der Anderswelt. Erst kümmere ich mich um Deinen Puppenspieler, dann erlöse ich Dich.«
Xarna erhob sich und glitt zur Seite. ’te Kall wandte sich Illwar zu und zeigte ihm die Zähne. »Nun zu uns beiden, mein alter Freund Gennoh. Es wird Zeit, dass es endet. Ein für alle Mal. Und Zeit ist doch Dein Metier.« Er warf den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen. »Keine Sorge. Dieses Mal lasse ich keinen übrig, in den Du schlüpfen könntest. Du hast die meisten ohnehin schon auf Deine Seite gezogen. Ein empfindlicher Verlust für meine Truppen, aber keiner, den ich nicht verschmerzen könnte. Schließlich habe ich ja den Ring.« Er grinste wie die Hyäne über das Aas gebeugt und hob die Hand. Er schmetterte die abgehackten Worte Illwar entgegen und der hielt sich vor Schmerzen die Ohren zu – Had’de. Der alte Magier vollendete den Spruch und – nichts geschah.
’te Kall riss Augen und Kinnlade nach unten. Was war passiert? Er hatte alle Macht fokussiert durch den Ring … Er brachte seine Hand vors Gesicht und starrte entsetzt auf die runzligen Schwielen seiner Haut. Dort war kein Ring. Die Frau!
’te Kalls Kopf ruckte nach vorne. Die Frau hatte sich von ihm entfernt und sprang zum Nekromanten. Zorn rötete sein Gesicht. Er hatte sich übertölpeln lassen. Er hatte zugelassen, dass sein Hochmut ihn übermannte, und das, während er Gennoh ’di Albah gegenüberstand. »Du dummer alter Narr«, schalt er sich selbst. Aber er brauchte keinen Ring, um gegen einen Nekromanten zu bestehen. Schlechte Wahl, Gennoh, schlechte Wahl. ’te Kall war ein Magier.
Die Luft knisterte und ihre untoten Reflexe ließen sie im vollen Lauf nach vorne springen und sich abrollen. Blitze durchschlugen die Luft, wo sich Xarna vor einem Wimpernschlag noch befand. Sie sprang wieder auf die Füße und rannte weiter, ihre Faust fest um den Ring geballt.
Xarna schaffte es nicht ohne seine Hilfe. ’te Kall würde sie mit dem nächsten Versuch rösten. Die Königin der Diebe hatte ihre Aufgabe erfüllt. Es war Zeit, dass er seinen Part spielte. Illwar befahl seinem Trupp, den Magier zu attackieren. Ludewig hatte sich mit zwanzig Mann hinter ihrem ehemaligen Fürsten versammelt und stieß jetzt vor. ’te Kall hatte nur Augen für Xarna und Illwar.
Die totverheißenden Klingen reckten sich nach den Gedärmen des Magiers und prallten wirkungslos von seiner Magiebarriere ab. ’te Kall drehte sich um und schnaubte. »Ludewig. Schließlich habt Ihr mich doch enttäuscht. Sagt, was geschah mit Axarel?«
»Ich habe ihr mein Schwert in den Bauch gerammt und es umgedreht.«
’te Kalls Augen spießten den Oberst durch die Schlitze ihrer Lider auf. Er brauchte keinen Ring. Had’de brüllte seinen Hass heraus und der gesamte Angriffstrupp wurde von einer
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