Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
streikten. Er konnte kaum atmen. Es war zu kalt. Sein Kehlkopf bewegte sich durch eisigen Sirup. »… Eltern …«
»Oh, ja, natürlich.« Häme stieß mit brutaler Wucht vor und Illwars Kopf ruckte. »Die lieben Eltern. Wurden sie zu früh genommen? Das rechtfertigt natürlich alles. Zum Beispiel auch anderen Söhnen ihre Väter zu nehmen, ohne dass sie ihre Toten betrauern könnten oder für ihre Seelen hoffen. Ist es nicht einfach wunderbar, wie schön sich für alles Übel eine weltverbessernde Erklärung findet?«
»Es …« Illwar ließ benommen den Kopf hängen »… war …« Er spürte seine Zunge nicht mehr, seine Wangen waren abgestorben, seine Glieder gefühllos. Er hatte das getan, was er für richtig hielt. Die einzige Möglichkeit seine Welt zu retten, die er fand. Die Alternativen – hatte er sie betrachtet? Zu spät. Er war gekommen, um Unterstützung in seiner Schlacht zu finden. Er fand sich konfrontiert mit einer Macht, weit gefährlicher, als alles wovon er davonlief. Er schloss die Augen. In seinem Inneren steckte etwas, das all dies wusste. »… falsch.«
»Späte Erkenntnis, Seelenräuber, zu spät! Sieh die Narbe, die Du durch Sorca geschlagen hast.« Verächtliches Schnauben. »Sie ist Dir nicht einmal aufgefallen, richtig? Du verwüstest diese Welt und Dir ist es völlig egal. Und das nur für Deine Eltern? Lachhaft! Sag, welchen Preis hat man Dir versprochen? Wieso warst Du dumm genug in meine Höhle zu kommen?«
Illwar schrie auf. Er hätte dafür nicht mehr in der Lage sein sollen, aber seine Lungen pressten die Seelenpein seiner Opfer heraus. Seine Hand hob sich hilfesuchend zu Xarna. Sein Körper schwankte.
Xarna kam und legte die Hände auf die Schultern ihres Meisters, um ihn zu stützen. »Was tust Du ihm an? Wer bist Du?«
»Wer ich bin?« Der Kopf des Drachen schoss vor. Rot und schwarz gefleckt pendelte der riesige Schädel, unglückverheißend, wie ein Damoklesschwert. »Ich bin das Einzige, was zwischen dem Verrotten Deiner Seele und ihrer Erlösung steht. Ich bin Culum Sciento, Wahrer der Wahrheit, Verschlinger der Verderbnis!«
»Dann hilf uns!« Xarna blickte gelassen in Reptilienaugen, die größer waren als sie selbst.
»Euch helfen? Ich helfe Dir! Seine Existenz«, er bewegte das majestätische Kinn Richtung Illwar, »ist unwürdig, entartet.«
»Was kann unwürdiger, was kann entarteter, was kann verderbender sein, als geknechtet unter ’te Kall?«
»’te Kall?« Das Haupt des Drachen ruckte zurück. »Was habt Ihr mit einem Magier des Rates zu tun? Noch dazu mit einem äußerst gefährlichen Magier?«
»Wir wollen ihn vernichten!«
»Vernichten? Warum?«
Gab es darauf eine gute Antwort? »Wir sind die Dihati Qo.« Xarna kannte eine.
Den riesigen Augen des Drachen gelang das Kunststück, sich noch zusätzlich zu weiten. Er schnaubte Dampf aus seinen Nasenlöchern. »Nein!« Er klang erschrocken. »Das kann nicht sein. Das darf nicht sein!« Sein Kopf ruckte vor. »Nekromant!«, donnerte er echogewaltig. »Schau mich an!«
Langsam, wie durch brechendes Eis hob Illwar den Kopf. Er hatte dazu eigentlich keine Kraft mehr, aber die Stimme des Culum zwang ihn. Er richtete sein Haupt auf und öffnete die Augen. Strahlend blaue Augen antworteten dem forschenden Blick des Drachen.
»NEIN!« Der Reptilienschädel fuhr zurück, die Ellipsenaugen blitzten. »GENNOH! Wie konntest Du nur?«
»Er wollte eine Armee aufstellen«, entgegnete Xarna »Gegen ’te Kall. Ihm den Ring abnehmen. Und das haben wir getan.« Sie hob Illwars schlaffe Hand, welche die Quelle trug. »Wir wollten ihn mit dem Ring vernichten. Doch es funktioniert nicht. Und ich weiß nicht, was Gennoh damit zu tun hat.«
Der Drache senkte den Kopf und schüttelte ihn. Er schloss die Augen und verharrte in dieser Position. »Gennoh«, seine Stimme war nur noch ein Flüstern, »was hast Du getan?« Er hob den Kopf und blickte wieder auf die beiden herab. »War es das alles wert, Gennoh? All die gemachten Fehler mit noch größeren zu korrigieren? Ich habe Dir immer gesagt, dass Du Dich verrennst. Mit Mächten spielst, die Du nicht verstehst, geschweige denn beherrschst.« Das Culum seufzte. »Ja, Du hattest zwei monströse Gegner wider Dich und keinen hilfreichen Beistand. Doch Zeit und Seelenwanderung sind gar mächtige Verbündete. Viel mächtiger, als dass auch der große Gennoh ’di Albah damit zurechtkäme. Du hast Dich überschätzt.«
»Tun wir das nicht alle, um große Dinge zu
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