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Dihati Qo – Die, die sind

Dihati Qo – Die, die sind

Titel: Dihati Qo – Die, die sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Maximilian Spurk
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zerschmetterte ein Pfeil die Brust eines Mannes. Der Pfeil traf Armin in den Rücken. Die Wucht trieb ihn vorne wieder heraus. Armin war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug. Das Bündel entglitt seinen leblosen Händen und fiel unsanft auf den Waldboden.
    Zwei der Fußsoldaten durchsuchten den Leichnam und das Bündel. »Das Kind ist nicht hier. Es sind nur Decken.«
    » Verdammt! « Zornesröte stieg dem Bogenschützen ins Gesicht. Er war auf den ältesten Trick der Welt reingefallen. »Und der Fokus? Die Quelle? «
    »Nein, Gebieter.«
    » Verdammt, verdammt, verdammt! Das war ein Ablenkungsmanöver. Sowohl das Kind als auch die Quelle werden im Schloss sein. Sie haben sie in Sicherheit gebracht. Wurde die Seherin gefunden?«
    »Nein, mein Gebieter«, antwortete ein schwarzer Reiter.
    Ehrlichkeit zahlte sich nicht aus. Alles, was von dem Reiter übrigblieb, war ein Aschehaufen. Der Gebieter war sehr ungehalten über diese Antwort.
    Eingeschüchtert machte sich die Schar der Verfolger auf den Rückweg zum Schloss, angespornt ihren geliebten Herrscher kein weiteres Mal so zu enttäuschen.
    Einsam und verlassen blieb Armin auf dem Waldboden liegen und verrottete von nun an mit dem Laub um die Wette.
    * * *
    Die Erdhöhle war natürlichen Ursprungs und provisorisch ausgebaut worden. In Kriegszeiten als Versteck errichtet, diente sie lange Jahre als Unterschlupf vor dem Regen. Jetzt hatte sie wieder ihren ursprünglichen Zweck erfüllt. Ein Bauernpaar hatte sich dort vor den plündernden schwarzen Reitern versteckt. Die Frau hielt das Kind in den Armen und der Mann betrachtete ehrfurchtsvoll den Ring.
    »Es ist wahrhaftig der Sohn des Königs«, sagte die Frau.
    »Ja, Weib. Aber niemand darf es erfahren. Nicht bis die Zeit gekommen ist, in der er uns gegen diese Scheusale helfen kann. Wenn er alt genug ist, wird er die Macht, die diesem Ringe innewohnt, zu nutzen wissen.«
    »Hoffentlich, Johann, hoffentlich.«
    »Die Häscher scheinen fort zu sein. Diese arme Seele hat ihr Leben für uns geopfert. Komm, lassen wir es nicht umsonst gewesen sein. Wir sollten gehen, solange es noch in Strömen regnet. So verwischen wir einfacher unsere Spuren und auch die Wölfe können uns schwerer folgen.«
    Es erklang der zustimmende Ruf einer Eule.

Teil I: Die Suche

1
    Er ist gefangen in einem Raum. Der Raum ist rund, aber nicht zylindrisch. Der Raum ist eine Kugel. Matt und unwirklich bricht Licht durch die Wand der Kugel.
    In der Mitte des Runds sitzt ein alter Mann. Unzählige Runzeln zerfurchen sein Gesicht. Sie verkünden Erfahrung, Weisheit, Schläue. Langes weißes Haar fällt über die Schultern bis auf den Rücken. Der weiße Bart wallt über die Brust. Der Mann kommt ihm bekannt vor, obwohl er ihn nie zuvor gesehen hat. Der alte Mann schaut ihn an.
    Er hört das Schlagen von Hufen und schaut sich um, aber weit und breit ist kein Pferd zu sehen. Nur dieses dunkle Schimmern und der alte Mann.
    Der alte Mann sieht ihm direkt in die Augen. Er öffnet den Mund. »Die Suche beginnt.«
    * * *
    Norak wachte vom Stampfen der Pferdehufe auf. In seiner Hütte war es aufgrund der geschlossenen Läden noch dunkel. Der Lärm um die Ankunft des Reiters drang trotzdem herein.
    Norak stand auf und zog sich an. Sein Schädel brummte noch von letzter Nacht und er torkelte leicht. Als Folge stieß er gegen seinen Arbeitstisch und fluchte. Ein Teil des Trankes, den er gestern gebraut hatte, war verschüttet.
    Seine langen schlanken Finger versuchten Ordnung in die Kräuter und Tränke zu bringen, bevor er den Weg zur Tür fortsetzte. Er überlegte einen Lichtzauber zu beschwören, verwarf den Gedanken aber sogleich. Er wollte seine Kopfschmerzen nicht überstrapazieren.
    Norak war magisch begabt. Seine Aufgabe bestand darin, die Dorfbewohner durch Kräuter und Magie zu heilen. Seine Heilmagie war nicht besonders ausgeprägt, allerdings besaß er noch weitere magische Fähigkeiten, wie er bald beweisen sollte.
    Er öffnete die Tür und trat ins fahle Sonnenlicht hinaus. Er bückte sich wie immer, um mit seiner hochgewachsenen Statur nicht am Türrahmen hängenzubleiben. Er holte tief Luft, um seinen Kopf zu klären. Übermüdet blinzelten seine strahlendblauen Augen in die trübe Mittagssonne.
    Raben flogen von seiner Hütte auf und krächzten. Seine Augen folgten ihrem Flug. Sie waren ihm unheimlich. Seit einer Woche hatte sich ein Schwarm dieser Vögel beim Dorf angesiedelt. Aus ihm unbekannten Gründen mochten sie Noraks Hütte. Doch dies

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