Dihati Qo – Die, die sind
stand. Das Schwert der Seraphen und die Klinge der Verzweiflung zerbarsten zu Staub. Die Kontrahenten lagen keuchend am Boden.
»Na, gut«, presste Tang Ok hervor. »Du bist mächtig geworden, aber ich werde Euch beide mit Euren eigenen Waffen schlagen!«
Der Ring! Norak stockte der Atem. Tang meinte den Ring, die Quelle der Macht, gegen die Norak in seinem Zustand nichts ausrichten konnte.
Tang Ok hob seinen rechten Arm, um die Magie zu wirken – doch nichts geschah! Verwundert betrachtete er seine Hand und fluchte. »Ihr dreckigen Bastarde! Euch tunk ich in siedendes Öl!«
Norak lachte seine Schadenfreude heraus. Tangs Arm konnte zwar nachwachsen, der Ring am Finger der abgeschnittenen Hand jedoch nicht.
* * *
»Mit seinen eigenen Waffen schlagen.« Eric zog sein Schwert aus dem letzten verbliebenen Widersacher heraus. Das war es! Tang Ok wollte den Ring gegen sie einsetzen. Warum sollte Eric nicht das Knochenschwert, die Ausgeburt der Hölle, gegen den Fürsten richten.
Eric griff an. Überreste der schwarzen Reiter sprenkelten den Boden. Er sprang über sie hinweg und auf Tang Ok zu; Hass regierte und der Dämon übernahm die Kontrolle.
Eric holte aus und schlug zu. Der Fürst rief »Still!« und Eric hielt mitten im Schlag inne. »Bereitet Dir mein Spielzeug Vergnügen?«, fragte Tang Ok süffisant. Ein bemitleidendes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Schritt nach links!«, befahl Tang Ok und Eric machte gegen seinen Willen einen Schritt nach links. Er wollte zuschlagen, doch sein Körper gehorchte nicht. Hilflosigkeit umklammerte sein Herz, Schweißperlen traten auf seine Stirn. Angsterfüllt weiteten sich seine Augen. Er war dem Fürsten ausgeliefert.
»Schritt nach rechts!«, forderte dieser ihn auf. Eric folgte widerstandslos und stand wieder vor Tang Ok. Dieser lachte angewidert. »Wir haben genug Spaß gehabt. Richte Dich selbst!«
Der Dämon kontrollierte Eric und Tang Ok befehligte den Dämon. Sie waren von der gleichen Art und Tang sein Meister; soviel zu ›mit eigenen Waffen schlagen‹. Gegen seinen Willen drehte Eric sich die Spitze des Schwerts auf den Bauch. Er war dabei, sich in die Klinge zu stürzen. Tang Ok sah hämisch grinsend zu.
Die Spitze drückte stärker gegen seinen Bauch und die Schweißperlen auf Erics Stirn wurden dicker. Er wünschte sich wenigstens diese vermaledeite grinsende Fratze des Fürsten hinwegfegen zu können – und siehe, sein Wunsch geschah!
Eine Welle reinigenden Feuers flutete über Tang Ok hinweg und löste sein Grinsen auf – samt dem Rest seines Körpers. Die Welle traf Eric und brannte den Dämon aus seinem Geist. Keuchend fiel der Kämpe zu Boden. Fassungslos und dankbar blickte er zu seinem Freund. Norak hatte die Ablenkung genutzt und sich den Ring übergestreift. Der Rest der Geschichte schwebte als weißer Staub durch die Luft.
Tang Ok war ausgelöscht! Keine ungewollte Verbannung in eine andere Welt für ihn. Somit auch keine Rückkehr! Brennen sollte er in seiner persönlichen Hölle! Nach all den Strapazen, nach all den Mühen hatten sie ihr Ziel erreicht. Sie hatten die Dorfbewohner, Tobin, das Land, König Poran, seinen Sohn ge rächt!
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Sie hatten es geschafft! Sie konnten es beide nicht fassen. Der Fürst war tot. Als wäre das nicht schon verwunderlich genug: Sie waren am Leben.
Sie fielen sich gegenseitig in die Arme, lachten und sanken erschöpft zu Boden. Schwer atmend sah Norak auf den Ring an seinem Finger. »Er trägt die Schuld an allem. Die Quelle zu ungeheurer Macht, die alle verführt.«
»Macht«, entgegnete Eric, »die Du jetzt führst.«
Norak erschauerte. Der Gedanke bereitete ihm Angst. »Nein, ich will nicht so werden wie Tang Ok, oder der Narr und der Schelm in Sorca. Ich bin nicht wie sie. Ich will ihn nicht tragen!« Norak zerrte den Ring vom Finger und schleuderte ihn durch den Raum. Er prallte gegen die Kristallkugel in der Mitte des Raumes und fiel neben ihr zu Boden.
Eric sah seine Freund fragend an. »Aber wenn nicht Du, Norak, wer dann?«
Die Antwort folgte prompt. Die Kristallkugel erzitterte auf ihrem Podest und begann sich zu bewegen. Eric schlug sich mit der flachen Hand wider die Stirn. »Der alte Mann in der Glaskugel. Der aus Deinen Träumen. Wir sollten ihn befreien, indem wir die Kugel zerstören.«
»Sieht so aus, als erledigte er das gerade selbst.«
Gebannt beobachteten sie das Spiel der Kristallkugel. Sie tanzte und wippte, schaukelte, kam ins Rollen, kippte über den Rand des
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