Dimension 12
blauhäutiges Mädchen begleitete uns zu unserer Kabine und wünschte uns so liebenswürdig eine gute Reise, daß ich ihr ein Trinkgeld zu geben versuchte. Ich erhaschte im Vorbeigehen ihr Kreditzählwerk und schob den Raster eine Kerbe höher. Sie sah mich fassungslos an und schob den Raster sofort wieder an seinen Platz. »Trinkgelder sind verboten, Sir!«
»Entschuldigen Sie. Eine Schwäche meinerseits.«
»Sie haben eine reizende Frau. Ist sie Honirangi?«
»Suvornesin.«
»Hoffentlich sind Sie sehr glücklich miteinander.« Wir waren wieder allein. Ich zog Landy sofort wieder an mich. Zwischenweltliche Ehen sind heutzutage natürlich der letzte Schrei, aber ich hatte Landy nicht nur wegen dieser Mode geheiratet. Sie gefiel mir wirklich und ich ihr auch. In der gesamten Milchstraße gehen die Leute die verrücktesten Ehen ein, nur um von sich behaupten zu dürfen, sie hätten es probiert. Sie heiraten Stheniker, Gruuler, ja selbst Hhinamoren. Wirklich irre Mischungen. Ich behaupte nicht, daß man nur um des Sex willen heiratet, oder daß man unbedingt den Angehörigen einer Gattung heiraten muß, mit dem sich eine körperliche Verbindung leicht herstellen läßt. Aber ein gewisses Gefühl gehört zu jeder Ehe. Wie kann man denn wahre Liebe für eine Hhinamorin empfinden, die praktisch doch nichts anderes ist als sieben blaßblaue Schlangen in einem Argonschleier? Landy war zumindest säugetierähnlich und humanoid. Eine Verbindung zwischen einer Suvornesin und einem Terraner muß natürlich ohne Nachkommenschaft bleiben, aber im Grund meines Herzens bin ich äußerst konventionell und bemüht, keine Gruselgestalten in die Welt zu setzen. Um die Erhaltung der Art sollen sich jene kümmern, deren Aufgabe die Fortpflanzung ist. Seien Sie versichert, daß ich dieses undelikate Thema selbst dann nicht mit Landy erörtert hätte, wenn zwischen unseren Chromosomen Übereinstimmung geherrscht hätte. Ehe ist Ehe, und Fortpflanzung ist Fortpflanzung. Was hat das eine mit dem anderen zu tun?
Während der sechs Wochen an Bord unseres Raumschiffes vertrieben wir uns die Zeit auf alle möglichen Arten. Natürlich zählte die Liebe zu unseren beliebtesten Vergnügungen. Aber wir gingen auch Schwerkraftschwimmen und spielten in der Sternenhalle Paddel-Polo. Wir machten die Bekanntschaft anderer Hochzeitspaare und lernten auch ein ebenfalls frisch getrautes Superpaar kennen, das aus drei Banamons und zwei Ghinois bestand.
Und als besondere Überraschung für mich ließ sich Landy ihre Zähne verpflanzen.
Suvornesen haben wohl Zähne, aber sie sehen anders aus als unsere. Auf rotierenden Sockeln sitzen kleine, dünne Nadeln, auf die der Suvornese seine Nahrung aufspießt, während er gleichzeitig von hinten mit der Zunge daran feilt. Nach suvornesischen Gesichtspunkten sind diese Zähne unerhört praktisch. Im Rahmen ihrer Gattung hatte ich Landys Zähne auch immer erstaunlich hübsch gefunden. Meinethalben hätte sie nichts an ihnen verändern brauchen. Aber sie schien irgendwann mal eine leise Andeutung aufgefangen zu haben, daß ich ihre Zähne unerotisch fände. Vielleicht strahlte ich eine unbewußte Abneigung gegen ihre fremdartige Beißvorrichtung aus, selbst wenn ich meinem Bewußtsein versicherte, daß sie reizend sei. Kurz entschlossen begab sie sich also zum Chirurgen des Schiffes und ließ sich mit irdischen Zähnen bestücken.
Ich wußte nicht, wohin sie gegangen war. Sie verschwand nach dem Frühstück mit der Bemerkung, daß sie etwas Wichtiges zu tun hätte. Ahnungslos ging ich schwimmen, während Landy ihre hübschen Zähnchen dem Chirurgen überließ. Er säuberte ihre Kiefertaschen und pflanzte ihr Zahnwurzeln ein. Dann stemmte er Zahnlöcher in die synthetische Unterlage, schliff einen Satz fremder Zähne zur gewünschten Größe zurecht, steckte sie ins Zahnfleisch und befestigte sie mit einer Spur rasch trocknenden Zements. Der ganze Zauber dauerte keine zwei Stunden. Als Landy zu mir zurückkehrte, spielte der farbvariable Hautstreifen auf ihrer Stirn auffallend ins Violette, was auf beträchtliche emotionelle Belastung schließen ließ. Mir war bei diesem Anblick gar nicht geheuer.
Sie lächelte. Die Blätter ihres Eßschlitzes zogen sich zurück und entblößten ihre neuen Zähne.
»Landy, was zum Teufel…«
Ehe ich’s verhindern konnte, spürte ich, wie mir Schreck und Unbehagen aus jeder Pore drangen. Und Landy reagierte mit Unbehagen auf mein Unbehagen. Ihre Stirn schoß weit über das
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