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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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verläßt, um nachher die Schadenssumme mit ihm zu teilen, hat sich längst überlebt.
    Marje und ihr lanamorianischer Partner steckten jedoch in Geldverlegenheiten. Jeder hatte es auf die Versicherungssumme abgesehen, und jeder benahm sich wie der Teufel, um den anderen an Gemeinheit zu übertrumpfen. Auf diese Art hofften sie, die Ehe rasch scheitern zu lassen. Als ich sah, was los war, schlug ich Landy vor, daß wir die Gesellschaft wechseln sollten.
    Damit beschwor ich unseren zweiten Ehekonflikt herauf.
    Weil Marje und ihr Mann einander nicht mehr ausstehen konnten, hatten sie beschlossen, ihre Ehe mit einem Seitensprung zu beleben. Ich fühlte mich verpflichtet, sechs Monate lang zu lieben, zu ehren und zu gehorchen, ohne dabei fremdzugehen. Ein Mann, der nicht imstande ist, auf Ehedauer monogam zu sein, sollte sein Rückenmark auswechseln lassen. Ich nahm an, daß Landy meiner Meinung sei. Aber das war ein Irrtum.
    Wir vier saßen in der Schiffsbar und beschwipsten uns mit Fuselöl pur, als Marje mir einen Antrag machte. Und sie redete nicht erst lange um den heißen Brei herum. Sie machte ihre Kleider durchsichtig, fummelte mir mit ihren mächtigen Brüsten vor dem Gesicht herum und sagte: »In unserer Kabine steht ein hübsches, breites Bett, Süßer.«
    »Es ist noch nicht Schlafenszeit«, antwortete ich.
    »Das kommt ganz darauf an.«
    »Nein.«
    »Sei ein Freund in der Not, Paulchen. Dieses Scheusal beschläft mich seit Wochen. Ich brauche mal wieder einen richtigen Mann.«
    »Auf dem Schiff wimmelt es von ungebundenen Terranern, Marje.«
    »Ich will aber dich haben.«
    »Ich bin nicht frei.«
    »Ach, Quatsch. Heißt das, daß du einer Artgenossin den kleinen Gefallen verweigerst?« Sie richtete sich auf. Das schwabbelnde, nackte Fleisch war nicht einzudämmen. Mit unmißverständlichen Ausdrücken schilderte sie ihre Intimitäten mit dem Lanamorianer und flehte mich um eine Stunde konventionellerer Freuden an. Ich blieb hart. Ob ich nicht eine Nachbildung anfertigen und in ihr Bett schicken könne, schlug sie vor. Nein, auch das nicht, sagte ich.
    Schließlich wurde Marje wütend, weil ich nichts von ihr wissen wollte. Vermutlich hatte sie recht, sich über meine Weigerung zu ärgern, und wäre ich im Augenblick nicht gerade verheiratet gewesen, hätte ich ihr mit Freuden den Gefallen getan. So aber konnte ich gar nichts für sie tun, und sie kochte. Sie schüttete mir ihr Getränk ins Gesicht und rauschte aus der Bar. Kurz darauf folgte ihr der Lanamorianer nach.
    Während des Wortwechsels hatte ich taktvoll vermieden, Landy anzusehen. Das holte ich jetzt nach. Ihre Stirn spielte beinahe ins Infrarot. Das bedeutete, daß sie fast weinte.
    »Du liebst mich nicht«, sagte sie.
    »Was?«
    »Sonst wärst du nämlich mit ihr gegangen.«
    »Ist das in suvornesischen Ehen der Brauch?«
    »Natürlich nicht«, schimpfte sie. »Wir sind doch nach irdischem Brauch verheiratet. Und es ist auch ein terranischer Ehebrauch.«
    »Wie kommst du auf den Gedanken, daß…«
    »Terraner betrügen ihre Frauen. Das weiß ich. Ich habe es gelesen. Jeder Mann, der seine Frau nur einigermaßen liebt, betrügt sie dann und wann. Aber du…«
    »Moment mal, du bringst alles durcheinander«, sagte ich.
    »Das tu ich nicht!« Jetzt fehlte nicht mehr viel zur Szene. Geduldig erklärte ich ihr, daß sie zu viele historische Romane gelesen hätte, daß Ehebruch längst unmodern geworden sei und daß ich Marje nur abgelehnt hätte, um meine unerschütterliche Liebe zu meiner Frau zu beweisen. Landy glaubte mir kein Wort. Sie steigerte sich immer mehr in Ratlosigkeit und Wut, zog sich in sich zurück und zitterte vor Verzweiflung. Ich tröstete sie mit allen mir zu Gebot stehenden Mitteln. Allmählich beruhigte sie sich, aber ihre schlechte Laune hielt an. Ich begann einzusehen, daß eine Ehe mit einer Frau von einem anderen Stern ihre Tücken hat.
    Zwei Tage später wurde Marjes Mann zu ihr zudringlich.
    Den Anfang hatte ich verpaßt. Ein Schwarm Feuerkugeln war unserem Schiff begegnet, und ich stand mit den anderen Passagieren an der Aussichtswand und beobachtete die anmutigen Kreisbewegungen dieser Bewohner des vierdimensionalen Raumes. Landy stand anfangs neben mir, aber sie hatte schon so oft Feuerkugeln gesehen, daß sie sie langweilten. Deshalb beschloß sie, im Funkenteich zu baden, der jetzt ziemlich leer stand. Etwas später kam ich nach. Im Teich tummelten sich etwa ein Dutzend Geschöpfe, die glitzernde blaue Spuren in der

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