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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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strahlenden grün-goldenen Flüssigkeit zogen. Ich stand am Ufer des künstlichen Teiches und suchte Landy, konnte sie aber nirgends entdecken.
    Endlich erblickte ich sie. Von ihrem nackten Körper tropfte die bunt schillernde Flüssigkeit, also mußte sie eben erst aus dem Teich gestiegen sein. Der klotzige Lanamorianer war neben ihr und versuchte deutlich, sie zu belästigen. Er betastete sie, wo es nur ging. Landys Spektrum verriet Ärger.
    Als pflichteifriger Gatte eilte ich ihr sofort zu Hilfe. Aber das hätte ich mir sparen können.
    Stellen Sie sich Landy auf Grund meiner Beschreibung als eine Art zartes Porzellanpüppchen vor? Das war sie tatsächlich. Kaum vierzig Kilo wog das ganze Frauchen und hatte nicht einen Knochen im Leibe, wie wir Knochen verstehen. Bloß Knorpel. Dazu war sie schüchtern, empfindsam und begann bei jedem unfreundlichen Wort oder einer schlecht gewählten Formulierung zu zittern. Also die typische Frau, die dauernd auf einen männlichen Beschützer angewiesen ist. Stimmt’s? Mitnichten. Haie und Suvornesen haben beide Knorpel anstelle von Knochen, aber ein vierzig Kilo schwerer Hai kann sich ausgezeichnet aus eigener Kraft verteidigen. Das gleiche galt für Landy. Suvornesen sind agil, und ihre Bewegungen sind ausgezeichnet koordiniert und flink. Außerdem sind sie bedeutend kräftiger, als sie scheinen. Diese Erfahrung hatte schon Jim Owens bei meiner Hochzeit gemacht, als er Landys Schwester küßte. Der Lanamorianer machte nun dieselbe Erfahrung. Während ich noch zu Landy eilte, hatte sie ihm bereits drei Arme ausgerenkt und ihn auf seinen breiten Rücken geworfen. Da lag er nun, strampelte mit seinem dreibeinigen Gestell und ächzte. Landy aber wirkte entspannt und äußerst selbstzufrieden, als sie mich küßte.
    »Was war denn los?« fragte ich.
    »Er hat mir einen unsittlichen Antrag gestellt.«
    »Du hast ihn ganz kaputt gemacht, Landy.«
    »Weil er mich geärgert hat«, sagte sie, obwohl sie durchaus nicht ärgerlich aussah.
    »Aber hast du nicht erst gestern behauptet, ich liebte dich nicht, weil ich Marjes eindeutige Einladung ausgeschlagen habe? Du bist inkonsequent, Landy. Wenn du annimmst, daß Untreue ein Bestandteil jeder richtig geführten terranischen Ehe ist, hättest du doch mit ihm gehen müssen, oder?«
    »Die irdischen Männer sind untreu. Irdische Frauen aber müssen keusch sein. Das nennt man doppelte Moral.«
    »Wie bitte?«
    »Die doppelte Moral«, wiederholte sie und setzte sofort zu einer Erläuterung an. Ich hörte ihr kurz zu. Dann brach ich über ihre bezaubernde Naivität in Gelächter aus.
    »Du bist süß«, sagte ich.
    »Und du bist schrecklich. Wofür hältst du mich eigentlich? Wie kannst du mich zum Ehebruch auffordern?«
    »Landy, ich…?«
    Sie hörte nicht auf mich, sondern zog wütend ab. Das war unser dritter Ehekrach. Die arme Landy war entschlossen, eine Ehe nach terranischem Brauch zu führen, so gut sie es verstand, und wurde rot vor Zorn, weil ich ihre Ansichten nicht teilte. Bis zum Wochenende wollte sie nichts von mir wissen und selbst nachdem wir uns versöhnt hatten, blieb eine leichte Verstimmung zurück. Zwischen uns war eine Kluft entstanden. Das heißt, vorhanden war sie immer gewesen, nur war sie jetzt nicht mehr zu übersehen.
    Nach sechs Wochen landeten wir.
    Unser Reiseziel war der Flitterwochenplanet Thalia. Ich hatte dort schon früher ein halbdutzendmal Flitterwochen gefeiert, aber Landy war noch nie dort gewesen, deshalb hatte ich den Flug gebucht. Thalia ist nach Masse und Schwerkraft etwa eineinhalbmal so groß wie die Erde und wird von zwei bunten Monden begleitet, die aussehen, wie eigens für Liebespaare gemacht, weil sie nämlich Tag und Nacht sichtbar sind. Der Himmel ist hellgrün, die Vegetation ist von intensivem Orangegelb, und die Luft ist würzig wie Muskatnuß. Der Planet gehörte einem Kartell, das im trockenen nördlichen Kontinent Metall schürft und auf dem kleinen Kontinent im westlichen Ozean ein riesiges Touristenzentrum für Neuvermählte unterhält. Das Personal ist zum überwiegenden Teil irdischer Herkunft, die Gäste kommen aus allen Himmelsrichtungen.
    Zwischen Landy und mir herrschte noch ein etwas frostiger Ton, als wir das Sternenschiff verließen und uns zu unserer Flitterwochenkabine katapultieren ließen. Angesichts der bezaubernden Umgebung wurde sie aber sofort zugänglich. Man hatte uns in einem schwebenden monomolekularen Ballon untergebracht, der hundert Meter über dem Haupthaus

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