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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihr. Aber ich redete drei Stunden lang ernsthaft auf sie ein, bis sie die schwierigen moralischen Probleme der Situation begriffen hatte. Schließlich einigten wir uns dahin, daß Landy es beim nächstenmal mir überlassen würde, das Vieh zu beruhigen. Und wenn ich dabei sterben sollte, wollte ich ein richtiger irdischer Mann und sie eine richtige irdische Frau sein.
    Ich starb nicht, sondern verlebte glückliche Flitterwochen. Die sechs Monate vergingen, unsere Versicherung erlosch, und unsere Ehe war automatisch beendet. Kaum waren wir wieder ledig, wandte sich Landy mir zu und machte mir den unanständigsten Vorschlag, den ich jemals von einer Frau vernommen habe.
    »Heirate mich noch einmal«, verlangte sie. »Auf der Stelle!«
    So etwas tut man nicht. Es liegt in der Natur der Sechs-Monate-Ehen, daß sie vorbeigehen, und wenn sie aus sind, sind sie aus. Ich liebte Landy herzlich, aber ihr Vorschlag erschütterte mich zutiefst. Zum Schluß traten wir vor den Apparat für Zivilangelegenheiten und lösten und einen neuen Sechs-Monate-Vertrag.
    Diesmal aber wollten wir unsere Ehe nach suvornesischem Brauch führen und nicht nach terranischem. Praktisch also war die zweite Ehe keine Fortsetzung der ersten, wenn es auch, zeitlich gesehen, so aussah. Und eine suvornesische Ehe unterscheidet sich ganz gewaltig von einer irdischen.
    Wodurch?
    In wenigen Monaten werde ich mehr wissen. Morgen reisen Landy und ich nach Suvorna. Ich habe mir meine Zähne ändern lassen, um ihr zu gefallen. Es ist ein sonderbares Gefühl, den Mund voll winziger Nadeln zu haben, aber ich werde mich wohl daran gewöhnen. Das oberste Gebot einer jeden Ehe heißt Anpassung. Da muß man schon kleine Unbequemlichkeiten auf sich nehmen. Landys fünf Schwestern kehren mit uns in ihre Heimatwelt zurück. Dort erwarten uns bereits elf weitere Schwestern. Nach suvornesischem Brauch bin ich mit allen siebzehn zugleich verheiratet, ohne Rücksicht auf etwaige Bindungen, die sie vorher eingegangen haben mögen. Suvornesen finden Monogamie ziemlich verschroben und sogar leicht pervers, obwohl Landy sich meinethalben sechs Monate lang damit abgefunden hatte. Jetzt ist sie an der Reihe. Alles wird geschehen, wie sie es gewöhnt ist.
    Für mich ist Braut Nummer einundneunzig somit zur Braut Nummer zweiundneunzig geworden, und es wird insgesamt siebzehn ihrer Sorte geben, alle zart, nach Sirup duftend, mit goldenen Augen und geschmeidig. Im Augenblick kann ich noch nicht beurteilen, wie sich diese Ehe gestalten wird.
    Aber ich denke, es lohnt sich, dafür eine Zeitlang suvornesische Zähne zu tragen. Was meinen Sie?

Welt der tausend Farben
    Kaum erfuhr Jolvar Hollinrede, daß der schlanke, blasse Jüngling ihm gegenüber zur Welt der Tausend Farben reiste, um sich dort der Prüfung zu unterziehen, witterte er eine verlockende Gelegenheit. Und in diesem Augenblick war das Schicksal des schlanken, blassen Jünglings besiegelt.
    Hollinrede schloß die mageren Finger um die Trinkflasche aus gesponnener Faser. Sein Blick fixierte sein Gegenüber. »Die Prüfung, sagtest du?«
    Der junge Mann lächelte schüchtern. »Ja. Ich glaube, ich bin soweit. Jahrelang habe ich gewartet – und jetzt ist mein großer Augenblick gekommen.« Er hatte etwas zuviel von dem schweren Schnaps getrunken. Seine Augen blickten glasig, und er redete mehr, als er sollte.
    »Wenige sind berufen und noch weniger auserwählt«, sagte Hollinrede nachdenklich. »Komm, ich geb’ noch einen aus.«
    »Nein, ich…«
    »Es ist mir eine Ehre. Wirklich. Wie oft hat man schon Gelegenheit, einen Prüfling auf einen Schnaps einzuladen.«
    Hollinrede winkte mit seiner ringgeschmückten Hand, und die mechanische Bedienung brachte ihnen zwei weitere Trinkflaschen. Hollinrede durchstach den Verschluß und schob die Flasche über das Tischtuch. Die zweite hielt er ungeöffnet in der Hand. »Ich weiß nicht mal, wie du heißt«, sagte er.
    »Derveran Marti. Ich bin von der Erde. Und du?«
    »Jolvar Hollinrede. Ebenfalls von Terra. Ich bin geschäftlich von einer Welt zur anderen unterwegs. Deshalb bin ich heute auf Niprion.«
    »Was für Geschäfte sind das?«
    »Juwelenhandel«, sagte Hollinrede und zeigte die glitzernden Ringe an seinen Fingern. Er trug niemals die Originale, sondern bloß Nachbildungen, aber das ließ sich nur mittels chemischer Analyse beweisen. Hollinrede wollte nicht jedem Fremden, der in Versuchung geriet, ihm die Hand abzuhacken, Waren im Wert von Millionenkrediten

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