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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Ermordeten nichts weiter übrig als eine Anzahl von Protonen, Elektronen und Neutronen. Und kein Mensch konnte nachweisen, welcher der beiden Männer im Müllschacht verschwunden war und welcher noch lebte.
    Hollinrede setzte das Tonband nochmals in Betrieb, überprüfte ein letztes Mal, wie seine Nachahmung von Martis Stimme klang und sah sich das Tonmeßgerät an. Der Unterschied betrug unverändert drei Dezimalstellen. Das reichte. Er löschte das Band.
    Dann drückte er auf den Verbindungsknopf und sagte: »Ich möchte einen Todesfall melden.«
    Ein kaltes Robotergesicht erschien auf dem Bildschirm. »Ja?«
    »Mein Gastgeber, Jolvar Hollinrede, ist vor wenigen Minuten einer akuten Embolie erlegen. Er bat mich, seine Leiche unverzüglich aufzulösen. Ordnungsgemäß melde ich, daß ich seinem Wunsch entsprochen habe.«
    »Ihr Name?«
    »Derveran Marti. Prüfling.«
    »Ein Prüfling? Sie waren der letzte, der Hollinrede noch lebend gesehen hat?«
    »Ja.«
    »Schwören Sie, daß jede Ihrer eventuellen späteren Angaben der Wahrheit entsprechen werden?« .
    »Ich schwöre.«
    Die Einvernahme war kurz und formlos. Das Wort eines Prüflings ist über jeden Zweifel erhaben. Hollinrede hatte sämtliche Einzelheiten der Begegnung so geschildert, als sei er Marti. Die Überprüfung der Umformerbelege ergab, daß tatsächlich eine Masse, die jener des verstorbenen Hollinrede genau entsprach, zu dem vom Zeugen genannten Zeitpunkt aufgelöst worden war. Damit war die Einvernahme beendet. Das Gericht gelangte zum Schluß, daß ein natürlicher Tod vorläge. Hollinrede sagte den Beamten, daß er den verstorbenen Juwelenhändler erst am selben Tage kennengelernt und kein Interesse an dessen Besitz hätte. Dann durfte er gehen.
    Hollinrede wußte, daß sein Vermögen der galaktischen Regierung zufiel, da er nicht auf Erden gestorben war. Aber er sagte sich, daß ihm das einerlei sei. In seiner hautengen Chemothermaske war er ab nun tatsächlich Derveran Marti, Prüfling. Er drückte die Hand auf das Türschild von Martis Zimmer. Hatte er erst die Prüfung bestanden, dann sollte ihn der Verlust einiger Millionen Kredit in Krimskrams nicht kränken.
    Der Pseudo-Marti verließ also am nächsten Tag leichten Herzens sein Quartier, um sich in die »Sternsteiger« zu begeben, die ihn zur Welt der Tausend Farben fliegen sollte.
    Der Schalterbeamte musterte ihn wohlwollend, als er die Finger auf die Abmeldetafel drückte und damit im Stockwerk oben den Abdruck vom Türschild löschte.
    »Ein Pech, daß der alte Bursche gestern vor Ihren Augen gestorben ist, wie? Hoffentlich beeinträchtigt das nicht Ihr Prüfungsergebnis, Sir.«
    Hollinrede lächelte unverbindlich. »Ich bin ganz schön erschrocken, als er plötzlich tot umfiel. Aber meine Zellen haben sich bereits wieder erholt. Ich bin bereit für die Prüfung.«
    »Viel Glück, Sir«, sagte der Schalterbeamte. Hollinrede verließ das Hotel und betrat die leuchtende Himmelsrampe, die zum wartenden Raumschiff führte.
    Der Steward am Passagierschalter sammelte die Identitäfelchen ein. Gleichmütig gab Hollinrede seines ab. Der Steward schob es in den Computer neben der Tür und bedeutete Hollinrede, an den Strahl zu treten, während seine Kennzeichen automatisch mit jenen auf dem Identitäfelchen verglichen wurden.
    Nervös wartete er ab. Schließlich verstummte das Rasseln der Maschine, und eine knarrende Stimme sagte: »Ihre Identität ist in Ordnung, Prüfling Derveran Marti. Weitergehen.«
    »Sie haben das Abteil Nummer elf. Eine Luxuskabine. Aber Ihr Prüflinge verdient wirklich nur das Allerbeste. Viel Glück, Sir.«
    »Danke«, grinste Hollinrede. »Ich werde es bestimmt brauchen.«
    Er ging über die Rampe und betrat das Schiff. Abteil elf war tatsächlich eine Luxuskabine. Hollinrede, der immer sehr bescheiden gelebt hatte, pfiff überrascht. Die Kabine war nahezu acht Fuß hoch und etwa zwölf breit, und völlig privat. Am Türskop war eine Blende angebracht. Die Wände waren geschmackvoll mit weichen Vorhängen aus ebenholzschwarzem Synthoidschaum drapiert, und die Beschleunigungscouch war mit goldenen Moostierchen besetzt. Der Rang eines Prüflings brachte Privilegien mit sich, die der verstorbene Derveran Marti sich privat gewiß nie hätte leiden können – und Jolvar Hollinrede auch nicht.
    Um 1143 klingelte das Türskop. Erschrocken sprang Hollinrede von seiner weichen Couch und machte die Tür durchsichtig. Draußen stand ein Besatzungsmitglied.
    »Alles in Ordnung,

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