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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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verankert war. Dadurch hatten wir jene völlige Ungestörtheit, um die sich die meisten Jungvermählten reißen.
    Wir strengten uns richtig an, unseren Aufenthalt auf Thalia zu genießen.
    Wir ließen uns an eine saurierartige Flugkiste anschließen und besichtigten auf diese Art den ganzen Kontinent. Wir wohnten geselligen Veranstaltungen bei und schlürften Radoncocktails. Wir aßen Algensteaks am offenen Feuer. Wir schwammen. Wir jagten. Wir fischten. Wir liebten uns. Wir faulenzten in der warmen Sonne, bis meine Haut kupferrot wurde und Landys Haut an erlesenes Ochsenblutporzellan aus Kanghsi erinnerte. Wir amüsierten uns großartig, trotz der ständig wachsenden Spannungen, die sich wie Metallfäden in unsere Beziehung webten.
    Alles ging großartig, bis sich das stämmige Wildpferd losriß.
    Genau genommen war es kein Wildpferd. Es war ein hochstämmiger Vierbeiner, blau, mit orangegelben Streifen, einem dicken, gefährlichen Schweif, und einem fürchterlichen Gebiß. Etwa zwei Tonnen Urvieh. Es war in einem Pferch hinter einem der Protonenbrunnen eingesperrt. Von Zeit zu Zeit verkleideten sich mehrere Angestellte als Cowboys und improvisierten Rodeos für die Gäste. Es war unmöglich, das Vieh zu bezwingen. Niemand hatte sich länger als zehn Sekunden auf seinem Rücken halten können. Es hatte auch Unfälle gegeben, und zumindest ein Reiter wurde derart zertrampelt, daß ihm nicht mehr zu helfen war.
    Landy war ganz verrückt nach dem Tier. Fragen Sie mich nicht warum. Bei jedem Rodeo zerrte sie mich zur Koppel und war außer sich vor Begeisterung, wenn die Cowboys durch die Luft wirbelten. An jenem Tag, an dem das Mistvieh einen Reiter abwarf, über die Koppel galoppierte, sich von den Stallknechten losriß und zum Gatter preschte, stand sie direkt am Geländer.
    »Erschießt es!« brüllten die Leute.
    Aber bis auf die Cowboys war niemand bewaffnet, und die waren derart fertig, daß sie zu nichts zu gebrauchen waren. Der Vierbeiner setzte mit elegantem Sprung über das Gatter, hielt an, um ein Bäumchen zu zertrampeln, stürmte zwanzig Meter dahin, blieb stehen, scharrte im Boden und überlegte, was es tun sollte. Es sah hungrig aus. Und heimtückisch.
    Ihm gegenüber standen etwa fünfzig jungvermählte Männer, denen sich die Chance ihres Lebens bot, sich vor ihren Frauen als Helden zu erweisen. Sie brauchten nur einem der hingemähten Pferdeknechte eine Kanone abzunehmen und das Tier zu durchlöchern, ehe es das ganze Hotel auffraß.
    Aber nicht einer war da, der ein Held sein wollte. Alle Ehemänner türmten. Manche rissen ihre Frauen mit sich, aber die meisten ließen sie, wo sie waren. Auch ich hatte die Absicht zu flüchten, aber zu meiner Rechtfertigung muß ich sagen, daß ich Landy nicht zurücklassen wollte. Ich sah mich nach ihr um und entdeckte sie nicht sofort. Dann sah ich sie in unmittelbarer Nähe des schnaubenden Viehs. Sie griff nach einem Seil, das von seiner Kruppe baumelte, schwang sich auf seinen Rücken und setzte sich hinter die Mähne. Das Tier bäumte sich auf und schlug aus. Landy ließ sich nicht abschütteln. Auf dem breiten Rücken des Tieres sah sie wie ein Kind aus. Sie glitt nach vorne und berührte das Fell mit ihrem Eßschlitz. Im Geiste sah ich Dutzende winziger Nadeln an diesem zähen Leder abgleiten.
    Das Tier stieß ein wieherndes Gebrüll aus, beruhigte sich und trottete sanft zu seiner Koppel zurück. Landy überredete es, über das Geländer zu springen. Im nächsten Augenblick banden die verblüfften Cowboys, das heißt jene, die noch aktionsfähig waren, das Untier fest. Landy stieg ab.
    »Als Kind bin ich täglich auf solchen Tieren geritten«, erklärte sie mir sanft. »Ich weiß, wie man mit ihnen umgehen muß. Sie sind nicht halb so wild, wie sie aussehen. Ach, und es war eine Wohltat, wieder mal zu reiten!«
    »Landy!« sagte ich.
    »Warum siehst du mich so zornig an?«
    »Weil das der helle Wahnsinn war, Landy. Es hätte dich zerschmettern können!«
    »Keine Spur!« Allerdings begann ihr Spektrum an den Rändern zu flackern. »Ich war überhaupt nicht in Gefahr. Aber es war gut, daß ich meine eigenen Zähne hatte, sonst…«
    Jetzt erst machte sich mein Schreck bemerkbar und ich war am Rande einer Ohnmacht. »Laß dir das nie wieder einfallen!«
    »Warum bist du so wütend?« fragte sie sanft. »Ja, ich weiß schon. Bei den Terranern dürfte eine Frau das nicht tun. Ich habe die Rolle des Mannes gespielt, nicht wahr? Verzeihst du mir?«
    Ich verzieh

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