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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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herbei und gafften ihn staunend an. Dann rannten sie erschrocken fort. Da und dort lümmelten große V’Leeg-Burschen an den Zäunen und starrten ihm heimlich nach.
    Barchay hatte für diese Nichtstuer nur Haß übrig. Sie waren es, die im letzten Herbst den Aufstand entfacht hatten. Menschen und V’Leegs hatten mehr als zwanzig Jahre kampflos nebeneinander gelebt. Keiner brachte dem anderen große Sympathien entgegen, keiner wollte viel mit dem anderen zu tun haben. Zwischendurch kam es auch zu Tätlichkeiten, wenn die Menschen einen verirrten V’Leeg-Krieger entdeckt und ihn mit Hunden gehetzt hatten wie einen Hasen, oder wenn die V’Leegs einen Menschen getötet hatten, den sie nicht mochten. In einem zwanzigjährigen Zeitraum waren solche Zwischenfälle jedoch bei zwei fremdartigen, wenngleich biologisch ähnlichen Rassen zu erwarten, die auf derselben kahlen, unfruchtbaren Welt um ihr Dasein kämpften, um so mehr, als die eine Rasse von dieser Welt stammte, die andere aber von den Sternen zugewandert war.
    Vor drei Monaten aber waren die jungen V’Leegs in einen Blutrausch geraten und waren mit gezückten Schwertern aus ihren Dörfern geschwärmt. Zehntausend Menschen hatten auf Lorverad gelebt. Achthundert von ihnen, die verstreut in den Ebenen zwischen dem Meer und den westlichen Regionen gehaust hatten, wurden bei diesem Überfall niedergemetzelt. Die Angreifer waren nicht weit nach Osten vorgedrungen. Sie begnügten sich damit, die Menschen der Pufferzone auszurotten. Von ihren eigenen Greueltaten erschreckt, waren sie dann in ihre Dörfer zurückgekehrt.
    Die Menschen hatten keine Vergeltung geübt, sondern sich stumm in die Grenzen ihrer ursprünglichen Siedlungen zurückgezogen. Dort warteten sie auf das Frühjahr, um dann mit den V’Leegs wieder Frieden zu schließen. Barchay jedoch konnte nicht so lange warten. Nachdem die Toten begraben waren, begab er sich auf die Reise, die er schon so oft geplant und ebenso oft wieder verschoben hatte.
    Von den Burschen, an denen Barchay jetzt vorbeiging, hatte im Herbst vermutlich manch einer einen Menschen erschlagen. Stumm schritt er hinter dem V’Leeg her, der ihn zum Häuptling führte.
    Schließlich gelangten sie zu einem verzierten, gewölbten Bau, der etwas anspruchsvoller war als die umstehenden. Dort wartete eine V’Leeg, die Barchay mißtrauisch ansah.
    »Er will den Häuptling sprechen«, sagte der V’Leeg.
    Nervös winkte sie ihn ins Haus. Er band die Zügel seines Lauftiers draußen fest, folgte ihr durch einen dunklen Gang in einen dunklen Flur und in ein noch dunkleres Wohnzimmer nach.
    »Er ist blind«, erklärte sie. »Er mag kein Licht.«
    Blind? dachte Barchay. Er hatte V’Malku als großen, kräftigen Mann in der Blüte seines Lebens im Gedächtnis. Jetzt versuchte er, sich einen Blinden vorzustellen. Anfangs fiel ihm das schwer, bis er sich erinnerte, daß der Häuptling selbst damals nicht mehr jung gewesen war und seither zwanzig Jahre vergangen waren.
    Blinzelnd stand er in der Dunkelheit, bis sein Blick klar geworden war und er zu sehen vermochte. Er sah einen entsetzlich alten, eingeschrumpften V’Leeg in der Ecke sitzen. Der Greis trug einen Pelzumhang. Die Kiefer waren eingefallen und zahnlos, die Augen geöffnet, aber blicklos. Das Alter hatte ihn verdorrt. Sein Körper bebte wie ein dürres Blatt im Winde.
    »Häuptling, da ist ein Mensch, der dich sprechen möchte«, sagte die Haushälterin. Barchay drehte sich um und sah seinen V’Leeg-Führer hinter sich stehen. Eine Hand lag am Knauf seines mörderischen Buschmessers. Das bewies deutlich, wie sehr sie ihm mißtrauten.
    Mit zittrigem Tonfall, in dem Barchay V’Malkus Stimme kaum wieder erkannte, sagte der alte Häuptling: »Ein Mensch? Hier? Warum? Gibt es Krieg?«
    »Kein Krieg«, sagte Barchay laut. »Der Krieg ist vorbei. Ich bin allein gekommen und in friedlicher Absicht.«
    Die einsetzende Stille war zum Greifen dick. Dann sagte V’Malku: »Laß mich deine Stimme nochmals hören. Sie kommt mir bekannt vor.«
    »Du kennst sie auch, V’Malku.«
    »Natürlich. Barchay. Warum bist du nach so vielen Jahren wiedergekommen?«
    Es wäre schon erstaunlich gewesen, wenn V’Malku sich an sein Gesicht und seine Figur erinnert hätte, aber daß er ihn allein an der Stimme erkannte, raubte Barchay die Fassung. Er hatte angenommen, sein dunkelblaues Muttermal an der Hüfte würde ihn verraten, das vor zwanzig Jahren helle Aufregung erweckt hatte, als er am zweiten oder dritten

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