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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Tage seines damaligen Aufenthaltes im Dorf im See geschwommen war. Das hätte er noch begriffen. Aber die Stimme…
    Seine Gedanken schweiften zu jener Szene am See zurück. Es war am zweiten Tag gewesen, fiel ihm jetzt ein. Er war verstaubt und schweißgebadet ins Dorf geritten und V’Malku hatte ihm seine Gastfreundschaft angeboten. Damals war das Einvernehmen zwischen Menschen und V’Leegs noch besser gewesen.
    Sie hatten ihn bewirtet, und er hatte allein auf einer harten Matte auf dem kalten Boden geschlafen. Am Morgen hatte er dann gefragt, wo er baden könnte.
    »Im See«, hatte V’Malku gesagt. »Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Barchay hatte damals die Sprache noch nicht gut beherrscht, aber er hatte die Worte des Häuptlings verstanden und wußte, daß Widerspruch wenig Sinn hatte.
    Nach dem Essen ging er also ans Ufer des bleigrauen Sees, zog sich aus und spülte Staub und Schweiß der Reise ab. Daß sich das halbe Dorf versammelt hatte, um dem Irdischen beim Baden zuzusehen, versuchte er zu ignorieren. V’Malku war hier gewesen, Malkus Frau und seine Tochter und viele Kinder und Frauen und auch ein paar Männer.
    Barchay hatte sich nicht um sie gekümmert. Als er sein Bad beendet hatte, stieg er nackt und tropfend aus dem Wasser. Zum erstenmal, seit er die Siedlung verlassen hatte und auf seiner Erkundungsreise gegen Westen geritten war, fühlte er sich sauber. Und eine hohe, fröhliche Stimme hatte kichernd gefragt: »Was hast du da an der Hüfte, Barchay?«
    Er sah auf den blauen Fleck in der Größe einer Kinderhand hinab, der sich links über seiner Hüfte dehnte, und antwortete lächelnd: »Ein Muttermal. Ich hatte es schon bei meiner Geburt. Seither ist es mit mir gewachsen.« Dann sah er sich nach der Sprecherin um.
    Es war die siebzehnjährige Tochter V’Malkus, ein schlankes, großes Mädchen mit festen Brüsten und vollen Hüften. Sie lächelte ihn strahlend an. Er hatte sie schon früher im Haus gesehen, als sie sein Essen auftrug. Da hatte sie einen farblosen Kittel getragen. Jetzt aber trug sie nur ein Lendentuch, und er stellte erstaunt fest, daß sie schön war. Die merkwürdig lederartige rote Haut, die lidlosen Augen und die Schutzwülste an den Schläfen waren wohl ungewohnt, aber nicht weiter störend. Das waren Kleinigkeiten, bedeutungslose Unterschiede. Und Barchay war beinahe einen Monat unterwegs gewesen. Seine Frau war in der fernen Siedlung am Meer zurückgeblieben, um den kleinen Sohn zu versorgen.
    Ziemlich brüsk hatte Barchay die Wassertropfen abgeschüttelt und war wieder in seine Kleider gestiegen. Die Dorfbewohner unterhielten sich indessen ungeniert über seine körperlichen Merkmale. Am meisten jedoch wunderten sie sich über sein Muttermal. Endlich hatte V’Malku, der Häuptling gesagt: »Am besten gefällt mir seine Stimme. Sie klingt männlich.«
    Barchay hatte den Tag mit den Leuten verbracht. Bei Einbruch der Dunkelheit hatte er sich wieder auf seiner harten, kalten Bodenmatte schlafen gelegt. In der Nacht jedoch stand er auf und schlich leise durch die dunklen Räume. Er hoffte, seine in der Heimat zurückgebliebene Frau und sein Sohn würden ihm verzeihen, was er zu tun beabsichtigte.
    Mit nachtwandlerischer Sicherheit fand er das Zimmer des Mädchens und trat ein. Sie schlief leise wie eine Katze und atmete flach. Bei seiner Berührung erwachte sie, lächelte ihn wortlos an und zog ihn zu sich. Die Dunkelheit verbarg ihm ihre lidlosen Augen und die rote Haut, die sich nicht ledrig anfühlte, sondern weich und warm.
    Am Morgen brach er auf, obwohl V’Malku ihn drängte, noch eine Zeitlang bei ihnen zu bleiben. Beim Abschied vermochte er weder seinem Gastgeber noch dessen Tochter in die Augen zu sehen. Er ritt nach Osten, zurück zur Siedlung der Terraner, um ihnen vom Ergebnis seiner Erkundung zu berichten. Bei seiner Ankunft erfuhr er, daß seine Frau an einer unbekannten Infektion erkrankt war und im Sterben lag und daß er fortan seinen Sohn allein aufziehen mußte.
    Kurz darauf starb sie. Zwanzig Jahre verstrichen, und nun war er wieder im Dorf der V’Leegs.
    Und der blinde, alte V’Malku hatte ihn am Klang seiner Stimme erkannt.
    Er spähte durch die Dunkelheit und über die Kluft der Jahre zum blinden Häuptling und sagte: »Ich bin glücklich, dich nach so vielen Jahren noch am Leben anzutreffen, V’Malku.«
    »Es waren gute Jahre, Barchay.«
    »Für manche von uns.«
    »Für manche von uns«, bestätigte der Häuptling. Nach einer langen Pause

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