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Dimension 12

Dimension 12

Titel: Dimension 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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hören«, sagte Alfieri. Er machte die Wände undurchsichtig und erstattete seinen Kollegen einen kurzen Bericht. Sie zweifelten nicht an der Weisheit seines Urteils. Alfieri machte die Wände klar, starrte durch die Quarzblöcke und auf den Mann von Hinnerang und sagte: »Zu meinem größten Bedauern wurde deine Bitte verworfen.«
    Alfieri wartete auf die Reaktion. Wut? Eine Schimpforgie? Verzweiflung? Kalter Haß?
    Nichts dergleichen. Der Erzeuger vegetabiler Häuser erwiderte gelassen Alfieris Blick, der die Hinnerangi genügend kannte, um sich ihre unausgesprochenen Gefühle zu übersetzen. Und Alfieri fühlte, wie ihm der Kummer entgegenbrandete wie Säure.
    »Das tut mir sehr leid«, sagte der Hinnerangi. »Du hast eine schwere Last zu tragen.«
    Alfieri wand sich unter dem Schmerz, den diese Worte ihm zufügten. Der Mann hatte Mitleid – aber nicht mit sich, sondern mit ihm! Beinahe wünschte er sich wieder seine Krebskrankheit zurück. Tomrik Horimans Mitleid war mehr, als er ertragen konnte.
    Tomrik Horiman griff nach dem Geländer und stand zum Rücktransport in seine Welt bereit. Sekundenlang blieb sein Blick auf den gequälten Augen des Erdbewohners haften.
    »Dein Amt hier«, sagte Tomrik Horiman, »daß du entscheiden mußt, wer sich retten darf und wer nicht – das muß doch eine grauenhafte Belastung sein! Wie kamst du zu diesem Amt?«
    »Ich wurde dazu verurteilt«, sagte Franco Alfieri gequält. »Der Preis für mein Leben war mein Leben. Ich hatte diese Höllenqualen nie gekannt, als ich ein Sterbender war.« Sein Blick verfinsterte sich. Und dann betätigte er den Hebel, der Tomrik Horiman verschwinden ließ.

Das Ende des Weges
    Barchay ritt allein ins Dorf der V’Leeg. Er saß auf einem hohlrückigen rosa Lauftier, das er vor fünf Jahren eigenhändig eingefangen und zugeritten hatte. Vor sechs Tagen war er aus dem Lager der Terraner an der fernen Ostküste des Kontinents aufgebrochen. Seither war er Tag und Nacht pausenlos nach Westen geritten. Als Verpflegung diente ihm alles, was ihm vor die Büchse kam.
    Hochaufgerichtet saß er im Sattel. Sein Kopf war so unverrückbar nach vorn gerichtet, als säße er auf einem versteinerten Nacken. Während des ganzen Rittes hatte er kaum die Haltung verändert. Die Hufe seines Lauftiers trugen ihn unaufhaltsam nach Westen und damit gleichsam in die Vergangenheit. Zwanzig Jahre war es her, daß er zum letztenmal den Fuß in das V’Leeg-Dorf gesetzt hatte oder auch nur überhaupt in diesem flachen Seenland des Westens gewesen war. Und er war der erste Irdische, der sich seit dem drei Monate zurückliegenden Massaker aus dem Bollwerk am Meeresstrand wagte. Damals hatten sich die V’Leegs plötzlich erhoben und achthundert Terraner erschlagen.
    Kalt pfiff der Wind von den eisbedeckten schroffen Bergen im Norden und trieb die rote, unfruchtbare Erde in kleinen Wölkchen vor Barchay her. Lorverad war eine merkwürdige Welt, eine feindliche Welt. Barchay, der auf Erden geboren war, hatte sich niemals mit der roten Erde oder den sonderbaren, knochigen Tieren oder dem eisengrauen Himmel mit dem weißen, kalten Lichtpunkt darin anfreunden können, der die Sonne dieses Planeten war. Er hatte immer noch die Erde in Erinnerung, obwohl es schon an Selbstbetrug grenzte, wenn er jetzt noch an den warmen, grünen Planeten dachte, der in goldenes Licht getaucht war und räumlich und zeitlich so unendlich weit von ihm entfernt lag.
    Er war fünfzig, sah aus wie vierzig und fühlte sich wie sechzig.
    Vor dreiundzwanzig Jahren hatte er sich mit der ersten Gruppe irdischer Siedler auf Lorverad niedergelassen. Er hatte seine Frau mitgebracht, die er in seiner Erinnerung genau so verklärte wie die Erde. Sie hatte ihm einen Sohn geboren. Jetzt aber war er allein und ritt in ein V’Leeg-Dorf, weitab von jener Grashütte, die er sein Zuhause nannte.
    Das Dorf lag am Ufer eines schmalen, länglichen Sees, der eine Kurve machte und irgendwo dahinter in der Prärie verschwand. Das Wasser des Sees war von stumpfem, glanzlosem Grau, ganz anders, als die strahlend blaugrünen Seen der Erde, die in Barchays Erinnerung von märchenhafter Schönheit waren. Am kahlen Seeufer standen die niederen, breiten Hütten der V’Leegs. Ein V’Leeg-Dorf sah aus wie das andere, genau wie für irdische Augen alle V’Leegs wie Zwillinge aussahen. Trotzdem wußte Barchay, daß vor ihm das gesuchte Dorf lag. Vor zwanzig Jahren war er schon einmal hier gewesen, als sein dunkles Haar voller und

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