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Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin

Titel: Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Kathrin / Lobo Passig
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(Julei) zu schaffen. Ein Risiko bleibt.»
     
    1981: «Es war reiner kindischer Trotz, dir zu sagen, dass ich seit Juni keine Zeile am Roman geschrieben hätte. Natürlich habe ich geschrieben   …»
     
    1992: «Das Schlimmste: Das Versprechen 01.   Februar lässt sich nicht halten. Ich bleibe aber dran.»
     
    1995: «Lieber Siegfried, ich werde dieses Buch und auch andere Bücher fertig schreiben. Lasse mich das schreiben, störe mich nicht.»
     
    (Wolfgang Koeppen/​Siegfried Unseld: «Der Briefwechsel»)

Nur ein Vierteljährchen
    Alles, was Sie über Zeitmanagement wissen müssen

Kommunikation der Unzulänglichkeit
    Ausreden und Entschuldigungen
    «Sich aus Angelegenheiten herauswieseln ist eine wichtige Fähigkeit. Sie unterscheidet den Menschen vom Tier   … außer von den Wieseln.»
    (Die Simpsons)
    Mit den Ausreden und den Entschuldigungen stehen dem Menschen zwei wunderbare Kulturtechniken zur Verfügung, um die leicht verbeulte Realität zurechtzurücken. Sie gehören in ein Fachgebiet mit eigenen, nicht unbedingt leicht zu durchblickenden Gesetzen: die Kommunikation der Unzulänglichkeit. Der Prokrastinierer wird immer wieder in Situationen geraten, in denen er mit anderen Menschen über Unzulänglichkeiten sprechen muss – die nicht eingehaltene Abgabe, der nicht wahrgenommene Termin, der versäumte Anruf   … wer diese Liste nicht in Minuten um mindestens fünfzig Punkte ergänzen kann, sollte dieses Buch aus der Hand legen und etwas Sinnvolleres mit seiner Zeit anfangen. Gartenarbeit etwa soll den Blutdruck senken. LOBOs aber wissen, dass oft der unangenehmste Teil einer nicht oder zu spät erledigten Aufgabe die Kommunikation drum herum ist.
    Die vornehmste, aber nur begrenzt verwendbare Art der Ausrede ist, sich zu verleugnen oder sich verleugnen zu lassen. Dabei weicht man bereits der Situation aus, in der man eine Ausrede benützen oder eine Entschuldigung formulieren würde. Das Verleugnen reicht vom gezielten Nicht-ans-Telefon-Gehen bis zum sekundenschnellen Verschwinden durch den Hintereingang und kann zu einem regelrechtenSport werden. Das ist natürlich viel zu anstrengend in verschiedener Hinsicht. Zum einen ist Verleugnen eine kurzfristige Angelegenheit, die einem ein paar Stunden, im besten Fall ein paar Tage bringt, bevor das Gegenüber weiß, dass die schlimmsten Befürchtungen offenbar zutreffen. Zum anderen erfordert Verleugnung oft eine komplexe logistische Organisation sogar in artfremden Bereichen. Man bedenke nur, wie ungünstig es wirkt, wenn man plötzlich während der angeblichen Autofahrt zur sterbenden Großmutter in der Anwesenheitsliste des bevorzugten Instant Messengers grün blinkt.
    Verleugner müssen also umfassend aufmerksam, geradezu alert sein und können keinen Gang in die Kneipe riskieren, ohne wie notorische Schwarzfahrer mit einem 360°-Radar die Menschen im Umfeld nach möglichen Bedrohungen abzusuchen. Deshalb eignet sich die Verleugnung, so angenehm sie erscheinen mag, für die meisten Menschen nicht als dauerhafte Lösung – um jedoch ein paar Stunden zu gewinnen, leistet sie von Zeit zu Zeit ganz gute Dienste. Erst recht, wenn man in der gewonnenen Zeit mit der verlangten Aufgabe entscheidend vorankommt. Und schon die theoretische Möglichkeit kann ähnlich entlastend wirken wie ein vorsorgliches Krankheitsattest kurz vor dem Abgabetermin der Diplomarbeit.
    Vom Verleugnen nur einen Blickkontakt entfernt ist die Gazelle der Unzulänglichkeitskommunikation, die Ausrede. Sie ist im Idealfall behände, schnell und flexibel und nicht zu fassen, egal wie nahe man herankommt. Das gilt besonders für die prophylaktische Ausrede, die nicht als solche wahrgenommen wird, sondern als echte Erklärung; der Profi spricht hier vom «Regenschirmaufspannen, bevor es regnet». «Zum Glück habe ich rechtzeitig bemerkt, dass wir alle bisher von falschen Voraussetzungen ausgegangen sind. Die muss ich erst korrigieren – die Deadline wird sich so nur mit fehlerhaftemFundament halten lassen und das kann ja niemand wollen.» Den letzten Satzteil kann man bei geschickter Gesprächsführung auch so lautstark weglassen, dass jemand anders ihn ergänzen muss.
    Für diese Art der vorauseilenden, zeitgewinnenden Ausrede ist es immer gut, sämtliche Projekte und Arbeitsprozesse nach Fehlern zu durchsuchen, die man als Ass in der Hinterhand behält. Man muss es allerdings zur rechten Zeit ausspielen: Fünf vor zwölf hört sich alles nach Ausrede an, was nicht wie «Hier ist

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