Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin
solche Schätzungen helfen, statt vier Mal so lange wie veranschlagt wenigstens nur doppelt so lange zu brauchen. Und das ist ja auch schon was.
6 Tipps zum Umgang mit Deadlines
Kontrolle und Druck von außen aktiv suchen – jedenfalls dann, wenn die eigenen Deadlineprobleme großen Leidensdruck verursachen. An der Uni kann man sich beispielsweise die Mühe machen, herauszufinden, welcher Betreuer der Abschlussarbeit zur eigenen Arbeitsweise passt. Wenn man unter strenger Daueraufsicht gut zurechtkommt, sollte man einen Betreuer wählen, der sich wöchentliche Zwischenergebnisse vorlegen lässt, und keinen, der die Arbeit nur freundlich lächelndaus der Ferne verfolgt, weil er an selbständiges Arbeiten glaubt.
Wo es echte Deadlines gibt, da lass dich ruhig nieder. «Eine Deadline ist eine Deadline, wenn die Aufgabe danach tot ist, sprich: die Erledigung sinnlos geworden ist. Bei der Lokalzeitung hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, an einem normalen Berufsleben teilnehmen zu können: Alles, was bis 17 Uhr nicht fertig war, wurde weder gedruckt noch bezahlt. Ich begann um 11 Uhr mit einer klaren Aufgabenstellung und ging um 17 Uhr nach Hause und hatte die Arbeit restlos getan. Bis auf die ehrgeizigen Reportageprojekte, deren Bauruinen vielleicht noch immer im Stehsatz des General-Anzeigers konserviert sind. Eine Tageszeitung ist eine betreute Werkstätte für Prokrastinierer. Wenn alle Auftraggeber ihre Deadlines so ernst meinten, wäre vieles leichter.» . (Angela Leinen)
Auf Kante genäht hält besser. Parkinsons Gesetz besagt: Arbeit dehnt sich so lange aus, bis sie die verfügbare Zeit ausfüllt. Das bedeutet, dass man sich nur halb so viel Zeit nehmen soll, wie man zu brauchen glaubt, und nicht etwa, wie schlechte Ratgeber behaupten, doppelt so viel. Die Zeit wird in beiden Fällen nicht reichen, aber wer weniger Zeit einplant, quält sich kürzer.
Abschätzungen nicht vor Publikum abgeben. Vorhersagen über die Dauer eines bestimmten Projekts, die man im Gespräch mit anderen trifft, sind völlig unrealistisch: Anscheinend wollen die meisten Menschen unbewusst einen günstigen Eindruck erwecken und verschätzen sich daher noch viel grotesker, wenn sie einen Fertigstellungstermin öffentlich angeben müssen, anstatt ihn nur für sich selbst zu beschließen. Deshalb dürfen andere Menschen vom Ergebnis der eigenen Termin-Überlegungenerst erfahren, nachdem man einen Plan stillschweigend gefasst, verinnerlicht und am besten an mehreren Stellen aufgeschrieben hat.
Sozialen Druck erzeugen. Ist der Plan erst einmal gefasst, darf und sollte man aller Welt von seinem felsenfesten Plan berichten, das Projekt abzuschließen, und zwar keine Sekunde später als dann und dann. Je unverschämter man mit seinen Plänen prahlt, desto peinlicher wäre das Scheitern. Damit lassen sich volle ein bis zwei Prozent zusätzliche Motivation erzeugen.
Eine Deadline ist weniger als die Summe ihrer Teile. Genau wie bei den To-do-Listen (siehe dort) gilt auch hier: Es lohnt sich, ein Projekt zur besseren Planung und zur Festlegung von Zwischendeadlines in überschaubare Schritte herunterzubrechen. Man wird dann zwar öfter scheitern, nämlich einmal an jeder einzelnen Zwischendeadline, aber die Summe aus mehreren kleinen Überziehungen ist mit etwas Glück weniger problematisch als ein einziges, katastrophales Scheitern ganz zum Schluss.
Der Schriftsteller Wolfgang Koeppen kündigte seinem Verleger Siegfried Unseld 1959 einen Roman an. Unseld versuchte 35 Jahre lang, Koeppen zur Abgabe zu bewegen, Koeppen gelang es währenddessen, immer wieder neue Vorschüsse aus Unseld herauszuwringen. Das Buch wurde nie fertig. Aus dem Briefwechsel:
1961: «Ich bin jetzt so weit, zu sagen, dass ich den ersten Band des grösseren Romans nicht vor Ende März fertig haben werde.»
1963: «Ich hoffe, am letzten Mai, äusserstenfalls am fünfzehnten Juni fertig zu sein.»
1966: «Manuskript? Ja. Juni. Ende Juni.»
1968: «Bei alledem arbeite ich wieder und bilde mir ein, das Buch in vier bis sechs Wochen zu haben. Sie glauben es nicht. Ich verstehe Sie. Auch das könnte ein Ansporn sein.»
1971: «Ich werde Ende April fertig sein, aber diesmal werde ich fertig sein.»
1974: «Ich hoffe, wenn es gut geht, dir den fertigen Roman zum Jahresende zu geben.»
1978: «Bitte, lass es mich tun. Ich mag über das wie und wo heute nichts sagen. ich werde mich ransetzen mit dem Vorsatz, es bis zum 13. Juli
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