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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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gewaltigen Säugrüssel gewesen sein, die ihm da zugesetzt hatte. Auch seine Füße schmerzten, und über seinen gesamten Körper schienen kleine ruhelose Tiere zu krabbeln. Irgendwo kreischte ein Papagei.

    Wer weiß, was hier alles herumkriecht, dachte Oggerty. Mitten in der Nacht. Dieser kleine Tierpark war ursprünglich als eine Art »allgemein zugängliches Tierheim« entstanden. Irgendjemand hatte ihn gegründet, um so die Kinder der Badegäste auch bei Regenwetter bei Laune zu halten. Im Laufe der Jahre bevölkerten immer mehr Tiere die Anlage. Nicht dass jemand in Blackpool sie angeschafft hätte. Nein, viele Bewohner gaben ihre Lieblinge einfach hier ab, nachdem sie ihnen zu groß geworden waren und so manches gemütliche Zuhause zerlegt oder ihre lieben Herrchen und Frauchen gebissen hatten. Oggerty hatte von angebundenen Krokodilen, neurotischen Pavianen, ja selbst von Raubkatzen und seltenen Chamäleons gelesen. Der Park war für viele entrechtete Kreaturen eine neue Heimat geworden. Schließlich hatten die Betreiber mit dem Eintrittsgeld und zusätzlichen Spendengeldern die notdürftigen Verschläge durch solide Käfige ersetzt und das ganze »Zoo« genannt.
    Im Laufe der Jahre wurde der Park zu einem beliebten Ausflugsziel, und zahlreiche Bewohner Blackpools schlossen einzelne Tiere in ihr Herz. So auch Miss Sophie. Jeden Sonntag, den Gott, der Herr, werden ließ, besuchte sie den bereits in die Jahre gekommenen Sibirischen Tiger. In der örtlichen Presse hatte sie sich gar als »Tiger-Patin« bezeichnet. Oggerty erinnerte sich an eine denkwürdige frühere Begegnung mit Miss Sophie und ihrem Butler. Sie hatte ganz in der Nähe stattgefunden.
    Der Chefinspektor brachte ihn durch einen Stoß unsanft in die Gegenwart zurück.
    In einem Käfig vor ihnen planschten ein paar Waschbären in einer Wanne. Die Tiere waren jetzt in der Nacht putzmunter. »Da«, zischte der Chefinspektor aufgeregt.
    Trotz der um diese Zeit gewöhnlich geschlossenen Eingangstore tippelte eine Frau den Weg herauf und blieb unter der Laterne stehen. Im trüb-funzeligen Licht bemerkte Oggerty, dass in ihrer Einkaufstüte etwas zuckte. Sie blickte sich um und eilte dann weiter dem Ausgang entgegen.
    »Fehlanzeige«, sagte der Chefinspektor.
    »Und wenn Miss Sophie nun gar nicht kommt?«, fragte Oggerty.
    »Sie wird kommen.«
    Im Mondlicht blitzten die Augen des Chefinspektors. Geradezu angriffslustig, fand der Constabler, Jagdfieber. »Schließlich habe ich ihr eine Einigung angeboten, wenn sie gegen ihren Butler aussagt. Diese Chance lässt sie sich nicht entgehen.«
    »Und alles wegen dieser verwackelten Kuh aus Reading?»
    »Für Miss Sophie ist das ein gefährliches Beweisstück. Nur das zählt.«
    Oggerty starrte auf den Boden. Irgendetwas Braunes hatte sich da bewegt. Jetzt hoppelte es auf ihn zu und schnüffelte an seinem Schuh. Zu seinem Entsetzen sah Oggerty kräftige weiße Zähne auf blitzen.
    »Sir, Sir... da... da unten...«
    »Constabler, kommen Sie zu sich. Das ist doch nur ein Pampashase, ein großer Mara oder auch Dolichotis patagonum.»
    »Sir?«
    »Ziemlich große Ohren, lange, dünne Beine und einen Stummelschwanz. Eine Mischung aus Känguru und Eichhörnchen. Vermehren sich wie die... na ja, wie die Kaninchen halt.« Oggerty hasste solche Einsätze.
    Der Hase oder was auch immer scheuerte sich an seinem Schuh. Oggerty traute sich nicht, das Bein wegzuziehen. »Kommen Sie doch«, zischte der Chefinspektor. »Sie bleiben immer dicht hinter mir. Mit diesem Pärchen ist nicht zu spaßen, und schließlich brauche ich einen Ohrenzeugen, falls Miss Sophie ihren Butler beschuldigen sollte.«
    Der Chefinspektor schlich durch das Gebüsch auf die Wiese zu. Plötzlich wurde es nass an Oggertys Füßen. Der Hase blickte treuherzig zu ihm hoch.

    * * *

    Zwei Flaschen! Miss Sophie hatte ihm zwei volle Flaschen Whisky hingestellt! Keine Frage, sie wollte ihn betrunken machen. Gefügig. Ja, sie wollte sichergehen, dass er ihr nicht folgte. Den ganzen Nachmittag hatte er, James, daran herumgerätselt. Doch dann hatte er beobachtet, wie Miss Sophie den dunklen Mantel aus dem Schrank eigenhändig ausgebürstet hatte. Sie bereitete sich akribisch vor. Und ihn wollte sie partout nicht dabeihaben.
    Das musste mit diesem seltsamen Brief zusammenhängen. Und mit dem Foto. Er hatte nur einen sehr flüchtigen Blick über ihre Schulter darauf werfen können. Zu erkennen war nichts. Das Bild konnte ebenso das Innere einer Bärenhöhle wie

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