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Dinner for One Killer for Five

Dinner for One Killer for Five

Titel: Dinner for One Killer for Five Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin
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und entspannten sich die Muskeln auf seiner Stirn. Oggerty glaubte sogar, ein leichtes Zucken seiner Ohren bemerkt zu haben.
    Mit seinen Falten und Linien wirkte das Gesicht des Chefinspektors wie ein Rangierbahnhof aus der Vogelperspektive. Im Zeitraffer wurden Weichen gestellt, und unsichtbare Züge ratterten in kleinen Zuckungen über den grauen Schotter seiner Haut. Härchen richteten sich auf wie die Masten von Warnschildern.
    Der Chefinspektor brach einen Bleistift entzwei. Vorsichtig versuchte er die Teile auf zwei Radiergummis abzulegen, doch sie rollten immer wieder herab. Beim vierten Versuch schlug er mit der Faust auf den Schreibtisch. Holz splitterte, und der Wandkalender fiel herunter.
    Der Constabler fuhr zusammen.
    »So nicht, Oggerty. Wir müssen in diesem Fall neue Wege gehen. Wir müssen etwas riskieren.«
    »O ja, Sir. Vielleicht sollten wir uns noch einmal die Obduktionsbefunde ansehen. Im Kinkerley-Fall hat das ja auch...»
    »Unsinn, jeder Fall erfordert ein ganz eigenes Vorgehen. Wir haben es hier mit einer äußerst komplexen Verwicklung zu tun. Das Motiv liegt irgendwie im Dunklen, und trotzdem...»
    »Trotzdem, Sir?«
    »Wir sind ganz nah dran.«
    Der Chefinspektor streckte seine gespreizten Finger in die Luft.
    »Es lässt sich einfach nicht fassen, es ist wie verhext...»
    »Vielleicht kann Mr. Winterbottom helfen?«
    Das Gesicht des Chefinspektors verdüsterte sich.
    »Der Mann ist seit Tagen verschwunden. Kein Lebenszeichen. Vielleicht hat er sich ja in eine andere, spirituelle Dimension abgesetzt. Würde mich auch nicht wundern, wenn er jetzt als Heiliger mit Rauschebart barfuß durch Indien stolpert. Oder...«
    Die Miene des Chefinspektors wurde nachdenklich. Geistesabwesend stieß er den Papierkorb um.
    »Oder, Sir?«
    »Oder er ist dieser Miss Sophie und ihrem Butler James McMullen tatsächlich auf die Schliche gekommen, und die haben ihn...«
    Der Chefinspektor versank in dumpfes Brüten. Nervös zupfte er am Ärmel seines leuchtend blauen Jacketts, das für Oggertys Geschmack eine Spur zu grell gehalten war.
    Oggerty vertiefte sich in sein Protokoll. Damit sollte der Kinkerley-Fall nun endlich abgeschlossen werden. Eigentlich war es ungerecht. Er hatte die ganze Arbeit erledigt, doch am Ende würde der Chefinspektor unterschreiben und den Ruhm einheimsen. Nun gut, er hatte ihm auf die Schulter geklopft und eine Belobigung von allerhöchster Stelle angedeutet. Doch das war nicht das Gleiche.
    Vom Schreibtisch des Chefinspektors drangen undefinierbare Brummgeräusche. Gedankenverloren schob DeCraven sich gleich mehrere Pfefferminzpastillen in den Mund. Oggerty bemühte sich, den Blick auf das Protokoll zu heften. Der Chefinspektor durfte beim Kombinieren nicht gestört werden. Plötzlich sprang DeCraven auf und umkreiste seinen Schreibtisch, griff sich ein Stück Papier und zog weiter seine Runden. Wie ein Raubtier im Käfig, dachte Oggerty.
    Der Chefinspektor klatschte die Hände zusammen. Oggerty sah entsetzt, wie der Chef den Garderobenständer mitsamt den beiden Mänteln und den Schals umarmte. DeCravens Gesichtshaut war rot angelaufen, am Hals bildete sich der übliche Ausschlag.
    »Wir werden ihnen eine Falle stellen, Oggerty. Eine Falle in zwei Richtungen.« Die Stimme des Chefinspektors klang beschwörend.
    »Sir?«
    »In die Mitte legen wir einen kleinen Köder, und dann werden wir sehen, wer zuschnappt.«

    »Sir, Sie meinen...«
    »Genau, Oggerty. Der Mörder verrät sich selbst. Und wenn es beide gewesen sind, dann werden sie sich gegenseitig beschuldigen, und alle Einzelheiten werden ans Tageslicht kommen.«
    »Äußerst gewiefte Taktik, Sir. Ich muss schon sagen...»
    »Danke, Oggerty.«
    »Und was soll der Köder sein?«
    Der Chefinspektor kritzelte eine Notiz auf ein Stück Papier. »Wir schreiben hinein, dass ein Tatzeuge sein Gewissen entlasten möchte und bereit ist, die volle Wahrheit zu offenbaren. Das schicken wir zunächst Miss Sophie, und die wird dann den vermeintlichen Zeugen kaltstellen wollen. Vorausgesetzt, sie ist tatsächlich die Mörderin.«
    »Sir, verstehe ich das richtig? Sie wird James um die Ecke bringen, weil... ziemlich unwahrscheinlich.«
    »Verdammt, Oggerty, Sie haben Recht. Das reicht nicht.« Wieder versank der Chefinspektor ins Grübeln. Oggerty griff in seine abgewetzte Ledertasche und zog sein Frühstücksbrot heraus. Widerwillig biss er hinein. Muriah hatte ihm eine Diät verordnet. Auf dem Brot klebte eine Art Mohrrübenbrei, der

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