Dinner for one, Murder for two
Platz.« Sie gab die Zeitung dem Ersten in der Schlange der Interessenten, die sich in Windeseile gebildet hatte.
Während die Liste für die Karten der Generalprobe immer länger wurde, prüfte Pippa den Zustand der beiden Kampfhähne. Zu ihrer Erleichterung waren sie zu betrunken und hatten sich kaum ernsthaft verletzen können.
Anita stürzte sich auf Duncan und schleppte ihn zur Theke, um dort Eis für sein blaues Auge zu erbitten. Hendrik Rossevelt ließ sich schwer auf einen Stuhl sinken. Er blutete an der Lippe, und sein geschwollenes Kinn verfärbte sich allmählich. Pippa spielte die barmherzige Samariterin und versorgte ihn ebenfalls mit einem Säckchen Eis. Hendrik zuckte zusammen, als er es gegen seine lädierte Gesichtshälfte presste.
»Keine Contenance«, nörgelte Alain, der sich wieder von der Bank heruntergewagt hatte, aber peinlich darauf achtete, einen Sicherheitsabstand zu Rossevelt einzuhalten. »Prügeln sich für nichts und wieder nichts. Dabei weiß doch jeder, dass man für die Bühne ein makelloses Gesicht braucht.«
Pippa konnte sich gerade noch beherrschen, nicht laut auszusprechen, was ihr durch den Kopf schoss: Wir haben einen gallischen Gockel, einen holländischen Mistkäfer und einen schottischen Esel – wer muss da noch den Cotswolds Farm Park besichtigen?
etty Wilcox lachte schallend, als Pippa ihr am nächsten Morgen beim Frühstück von den Vorkommnissen bei dem Ausflug berichtete.
»Ein Ensemble, das die großen Gefühle außerhalb der Bühne lebt! Wie unterhaltsam! Ein edler Ritter, der das holde Fräulein aus den Klauen des Unholds rettet, eine gestandene Frau, die auch auf dünnem Eis unerschütterlich ihren Weg geht, und ein Pub, das sich in Sekundenschnelle in eine Spielhölle verwandelt – wenn das nicht purer Shakespeare ist …«, Hetty kicherte und ergriff Pippas Hand, »und meine arme Pippa mittendrin. Auf wen hast du gesetzt?«
»Grandma!« Pippa war empört. »Auf niemanden. Ich war schließlich verantwortlich …«
»Verantwortlich?«, unterbrach Hetty sofort. »Für wen? Pippa, das sind erwachsene Menschen!«
»Das ist eine Horde durchgeknallter Egozentriker, mit denen ich die nächsten Wochen verbringen muss«, grollte Pippa.
»Na, na, doch nicht alle. Barbara-Ellen von Kestring scheint doch mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen zu stehen, was man so hört. Und dieser Carlos Kwiatkowski gefällt mir sehr gut. Ein wirklich gebildeter, netter Mann.«
»Tatsächlich?«, fragte Pippa zweifelnd.
Hetty nickte. »Profunder Shakespeare-Kenner. Wir drei hatten gestern eine sehr angeregte Diskussion.«
»Apropos: Sir Michael und du – ich wusste gar nicht, dass eure Bekanntschaft so eng ist.«
»Eng? Das war früher, jetzt … «, Hetty hielt inne und sah aus dem Fenster.
»Der Erfolg, verstehe«, sagte Pippa, »da habt ihr nicht mehr so richtig gepasst, Opa und du.«
»O nein, nein, das war es nicht«, wehrte Hetty ab. »Mit deinem Großvater hat Sir Michael sich noch sehr lange weiter getroffen, als ich schon …«, sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Nein, Mick hat sich nie von uns abgewandt. Er hat deinem Großvater damals auch die Anstellung bei Lord Blockley vermittelt. Dadurch wurde Wilbur der mit Sicherheit bestbezahlte Chauffeur im ganzen Land.«
»Mick? Sir Michael ist der legendäre Mick?« Pippa war sprachlos und dachte an zahllose amüsante Anekdoten, die ihr Großvater ihr in ihrer Kindheit als Gutenachtgeschichten erzählt hatte.
»Ja, die beiden hatten es faustdick hinter den Ohren. Ich denke da nur an die Sache mit dem alten Taubenhaus hinter dem Dorf. Was haben wir gelacht, als …« Sie sah auf die Uhr. »O dear, wir verplappern uns, ich wollte längst unterwegs sein.«
»Musst du wirklich heute schon fahren?« Pippa konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen. »Am liebsten würde ich dich hier behalten. Hier entwickelt sich alles so anders, als ich es erwartet hatte … Und dass Kwiatkowski hier wohnen soll, passt mir auch nicht.«
Hetty lächelte sie liebevoll an. »Du wirst sehen, Carlos ist bestimmt ein angenehmer Mitbewohner. Du weißt, ich traue Paws Menschenkenntnis unbesehen, und er hat den Mann sofort akzeptiert.«
Kurze Zeit später standen Pippa und Hetty draußen am Bentley. Das Gepäck war bereits verstaut.
Pippa sah sich suchend um. »Wo bleibt Phoebe? Ich sage ihr schnell Bescheid, dass du jetzt losfährst.«
Hetty hielt Pippa am Arm fest. »Lass nur, mein Mädchen. Das wäre
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