Dinner for one, Murder for two
gleich bei euch in Österreich … Flitscherln, oder nicht? Du musst das doch genauer wissen …«
In diesem Moment hechtete Duncan über den Tisch und warf sich auf den völlig überraschten Hendrik. Tisch und Stuhl kippten mit lautem Getöse um, und die beiden Männer rollten fluchend und ineinander verkrallt über den Boden.
»Du … du …!«, brüllte Duncan und versuchte, Hendrik auf den Boden zu drücken, aber dieser erwies sich als durchaus ebenbürtiger Gegner.
Die anderen am Tisch saßen wie erstarrt, zu schnell war die Situation zwischen den beiden Männern eskaliert. Die Besucher des Fleece Inn beobachteten den Kampf amüsiert, und Pippa traute ihren Augen kaum, als der Wirt die Tafel von der Wand nahm, die Angebote abwischte und rief: »Das Wettbüro ist eröffnet!«
Ausgerechnet Debbie sprang sofort auf. »Schreib auf: Schottland gegen Niederlande! Ich setze fünf Pfund auf Schottland! Zeig’s ihm, Duncan!«
»Debbie!«, zischte Pippa entsetzt, sah jedoch mit einer gewissen Genugtuung, dass Duncan einen gekonnten Kinnhaken platzieren konnte.
Debbie zuckte mit den Schultern. »Ich finde, Hendrik hat eine ordentliche Abreibung verdient. Gute Übung für die Kampfszenen in Hamlet . Oder findest du es akzeptabel, wie er sich hier aufführt?« Sie wandte sich wieder den Kampfhähnen zu. »Gib’s ihm, Duncan!«
Selbst Barbara-Ellen wirkte amüsiert. Sie zückte gerade einen Zehnpfundschein und verhandelte mit dem Wirt über die Quote, bevor sie auf Hendrik setzte.
»Ich bin sicher, er kennt die schmutzigeren Tricks«, sagte sie zu Pippa und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Kampfverlauf zu.
Pippa sah sich ratlos um. Von den beiden anderen Herren am Tisch hatte sie keine Unterstützung zu erwarten: Gerade flüchtete Berkel sich auf die Bank und zog nach einem flehenden Blick Alains den Franzosen ebenfalls aus der Kampfzone.
»Also, ich muss schon sagen«, raunte Debbie in Pippas Ohr, »dein Unterhaltungsprogramm ist Spitze! Mir ist allerdings völlig schleierhaft, wie du das noch weiter steigern willst.«
»Muss ich nicht«, erwiderte Pippa. »Ich nehme morgen den ersten Flug zurück nach Berlin.«
Debbie stemmte lachend die Hände in die Seiten und schüttelte den blonden Pagenkopf. »Das wirst du nicht tun, und das weißt du ganz genau.« Sie stieß Pippa an und deutete auf Anita, die den Kampf der Gladiatoren gebannt verfolgte. »Unsere schüchterne Schönheit ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht …«
»Duncan, pass auf«, flüsterte Anita mit glühenden Wangen und schrie leise auf, als Hendrik einen regelwidrigen Tritt zwischen Duncans Beine platzierte.
Die männlichen Zuschauer verzogen das Gesicht und stöhnten kollektiv.
»Genauso war das damals in Glasgow bei der WM-Quali in Hampden Park!«, rief ein schottischer Mann aufgebracht. »Diese Oranjes sind echte Rüpel. Sie kämpfen mit unfairen Mitteln – und gewinnen auch noch!«
Neben ihm stand ein Engländer, der interessiert verfolgte, wie Duncan sich krümmte, dabei aber Hendriks Hosenbein zu fassen bekam und den Holländer zu Fall brachte.
»Vielleicht haben sie ja die stärkere Mannschaft, aber so wie ich das sehe, seid ihr Schotten im Einzelkampf erfahrener.« Er zeigte auf Hendrik, der erschöpft am Boden lag und vergeblich versuchte, sich aufzurappeln. Duncan stand schwer atmend und mit hängenden Armen über ihm.
Jetzt reicht es, dachte Pippa und bat den Wirt, den Kampf zu beenden. Der überprüfte kurz die Wetteinnahmen und nickte. Als Hendrik es tatsächlich schaffte, sich noch einmal taumelnd aufzurichten, und die Fäuste kraftlos in Duncans Richtung schwang, griff der Wirt ein.
»Der Kampf ist beendet!«, rief er laut.
Aber das wäre nicht mehr nötig gewesen: Duncan und Hendrik waren zu keinerlei Angriffen mehr fähig, sie beschränkten sich darauf, einander drohend anzustarren.
Zwischen den Gästen des Pubs entbrannte eine hitzige Debatte, wer als Gewinner auszurufen sei.
Debbie machte den entscheidenden Vorschlag. »Ich plädiere für unentschieden, und jeder bekommt seine Einsätze zurück.« Als die Umstehenden enttäuscht murrten, sagte sie: »Ich kann Ihnen aber eine Entschädigung anbieten: eine Einladung zur öffentlichen Generalprobe des nächsten Shakespeare-Festivals. Ich brauche dafür nur Ihre Namen und Adressen.«
Unter dem Beifall der Zuschauer griff sie aus dem Zeitungsständer eine alte englische Ausgabe des PaperRazzi und blätterte sie durch, bis sie eine passende Seite fand.
»Hier ist
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