Dinner for one, Murder for two
das … gleich? Ach ja, als der Award für den besten männlichen Schauspieler an Othello gegangen ist.«
»Der Preis ist nicht an Othello gegangen, sondern an den Darsteller des Othello«, korrigierte Phoebe würdevoll.
»Sie haben den Award doch auch mindestens …«
Phoebe hob die Hand, um ihn zu stoppen. »Das ist lange her und spielt heute keine Rolle mehr. Ich habe mich von der Bühne zurückgezogen und genieße meinen Ruhestand.«
»Und Sie verweigern sich allen Interviewanfragen, schon seit Jahren, jetzt fällt es mir wieder ein. Kluge Entscheidung.« Er nickte wie zur Bestätigung. »Die meisten alten Schauspielerinnen wissen einfach nicht, wann es Zeit wird, aufzuhören. An Ihnen können sich Damen, die nicht einsehen wollen, dass sie längst das Verfallsdatum erreicht haben, wirklich ein Beispiel nehmen. Dazu würde ich mich gelegentlich gern mal mit Ihnen unterhalten. Ehe man in der Rubrik Was macht eigentlich …? landet, sollte man erkennen, dass Weitermachen würdelos ist.«
Nicht bemerkend, dass Phoebes Augenbrauen höher und höher wanderten, fuhr Hurst altklug fort: »Diese Damen glauben, sie sind auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen. Aber lassen Sie es sich gesagt sein: Es gibt nun mal keine weiblichen Sean Connerys oder Michael Hornsbys. Frauen jenseits der fünfzig und mit Taillenweite oberhalb der achtzig Zentimeter müssen begreifen, dass sich kein Mensch mehr für sie interessiert.« Er lachte mit der Unverschämtheit der Jugend, die sich noch Jahrzehnte von der ersten Falte entfernt wähnt. »Und wenn die Frauen verzweifelt genug sind, landen sie im Dschungelcamp und zelebrieren vor aller Augen ihre eigene Demontage.«
Du hast keine Ahnung, wie knapp du an einer Tracht Prügel vorbeischrammst, dachte Phoebe grimmig. So alt kann ich gar nicht sein, dass ich einem Grünschnabel wie dir nicht noch ein paar Ohrfeigen verpassen kann.
Sie spähte an ihm vorbei die Straße hinunter in Richtung von Nicolas Laden. Außer ein paar älteren Damen, die davorstanden und sich unterhielten, war niemand zu sehen. Sie fluchte innerlich. Irgendwie musste sie den Kerl ablenken, damit Nicola …
Phoebe zauberte ein strahlendes Bühnenlächeln in ihr Gesicht. »Ich bin von Ihrer Analyse weiblicher Gerontologie tief beeindruckt. Darüber würde ich mich gerne weiter mit Ihnen unterhalten, Nigel. Ich darf doch Nigel sagen? Und da Sie mich schon mit so schlagkräftigen Argumenten zu überzeugen suchen, will ich mich nicht weiter zieren. Ich werde Ihnen das gewünschte Interview geben, denn Sie haben recht: Es ist an der Zeit, mich endlich einmal wieder im Licht der Öffentlichkeit zu präsentieren.«
In Nigel Hursts Gesicht stand höchste Verwirrung. Phoebe konnte buchstäblich sehen, wie er seinen Gehirnkasten durchforstete, um die Stelle zu finden, an der diese schrullige Alte ihn falsch verstanden haben könnte.
Phoebe kicherte innerlich. »Wir gehen nebenan in mein Cottage, und dann mache ich uns erst einmal eine schöne Tasse Tee. Ich muss nur kurz Frau Bolles Kater hinauslassen.«
Sie schloss die Tür vor seiner Nase und eilte durch Wohnzimmer und Küche, um die Hintertür für Nicola zu öffnen.
Draußen drängte Phoebe den von der überraschenden Entwicklung überrollten Hurst unnachgiebig zu ihrer Haustür, als sie Nicola heraneilen sah.
»Warten Sie hier, Nigel«, befahl sie und ging Nicola bis zum Eingang von Hettys Vorgarten entgegen.
»Ich mache ein Interview mit dem jungen Mann vom PaperRazzi, man soll sich schließlich immer ein Hintertürchen zum Erfolg offen halten«, sagte sie betont laut und fügte leise hinzu: »Ich werde ihn beschäftigen, ich habe mehr zu erzählen, als er verkraften kann. Beeil dich trotzdem.«
Nicola verstand sofort. »Lass noch was von ihm übrig.«
»So, Nigel«, zwitscherte Phoebe, »Sie setzen sich schön auf mein Sofa, und ich brühe uns Tee auf. Meine junge Freundin wird versuchen, Pippa Bolle zu erreichen, damit Sie nicht vergeblich nach Hideaway gekommen sind.« Sie zwinkerte ihm neckisch zu. »Aber das sind Sie ja überhaupt nicht, Sie Glückspilz. Sie fahren mit einem Exklusivinterview nach Hause.«
»Äh … ja«, sagte Nigel Hurst lahm und suchte in seiner Umhängetasche verzweifelt, aber vergeblich nach seinem Diktiergerät. Schließlich fand er Block samt Stift und legte beides zögernd auf den Couchtisch. Weniger denn je verstand er, was Kwiatkowski an diesen Theaterleuten spannend gefunden hatte. Bühne! Dafür interessierte sich
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