Dinner fuer drei Roman
den beiden kam. Seinen Kombi hatte er zwischen den beiden alten Lagerhäusern in der Nähe des ehemaligen Lieferantenzuganges geparkt, und ihre Dusche nutzte er für gewöhnlich, wenn sie zum Abendessen bei Chantal und Gordon war.
Vom ersten Augenblick an kam er bestens mit den anderen Arbeitern zurecht, und was ihm an Fähigkeiten fehlte, machte
er durch Muskelkraft und Ausdauer mehr als wieder wett. Nach zwei Wochen glaubte sie beinahe schon selbst, dass er nicht Eric Dillon war, sondern der langhaarige, einäugige Fremde, der sich allen als Dev vorgestellt hatte.
Mehrmals pro Woche fuhr er nachmittags davon, und unwillkürlich begann sie sich zu fragen, was er während dieser Stunden tat. Als er zum dritten Mal verschwand, kam ihr schließlich der Gedanke, dass es irgendwo eine Frau geben musste. Ein Mann wie Eric Dillon verzichtete, nur weil er ein Auge verloren hatte, gewiss nicht auf Sex.
Sie schlug mit dem Hammer auf den Nagel, den sie in den Laufsteg trieb. Statt zu überlegen, woher sie das Geld bekommen sollte, um den Wiederaufbau der Achterbahn erfolgreich abschließen zu können, dachte sie in letzter Zeit immer öfter an Sex, und erst in der vergangenen Nacht hatte sie wieder einmal einen beunruhigenden Traum von einem gesichtslosen Mann gehabt, der in der eindeutigen Absicht zu ihr gekommen war, sie zu lieben. Ihr Verstand wollte, dass dieser Teil ihres Lebens mit Dash begraben war, doch ihr Körper schien diese Absicht nicht zu teilen.
Entschlossen schob sie ihren Hammer in den Werkzeuggürtel. Allein der Gedanke an körperliche Liebe war ein Verrat an dem, was sie und Dash einander bedeutet hatten.
Während des Abendessens waren Chantal und Gordon ungewöhnlich still. Chantal stocherte lustlos in dem versalzenen Tunfisch-Auflauf herum, den sie zubereitet hatte, ehe sie ihren Teller schließlich beiseite schob und stattdessen eine Schüssel rote Grütze auf den Tisch stellte.
Gordon räusperte sich verlegen. »Honey, ich muss dir etwas sagen.«
Chantal rückte umständlich die Schüssel zurecht. »Nein, Gordon, sag nichts. Bitte...«
»Ich bin so gut wie pleite, falls es also um Geld geht, vergiss es.« In der vagen Hoffnung, auf ein kleines Stückchen Fisch
zu stoßen, schob Honey die matschige Kartoffelkruste an den Rand ihres Tellers.
Gordon schleuderte seine Gabel auf den Tisch. »Verdammt, es geht nicht um Geld. Ich gehe von hier weg. Und zwar schon morgen. In der Nähe von Winston-Salem stellen sie Bauarbeiter ein, und ich werde mich dort bewerben.«
»Klar«, schnaubte Honey.
»Ich meine es ernst. Ich werde nicht länger für dich arbeiten. Ich bin es leid, ständig von deinem Geld zu leben.«
»Warum nur fällt es mir so schwer, dir das abzukaufen?« Sie schob ihren Teller beiseite. »Und was ist mit deiner tollen Künstlerkarriere? Ich dachte, du wolltest dich nie unter Wert verkaufen.« Ihre Stimme troff vor Hohn.
»Ich schätze, das habe ich bereits seit dem Tag getan, an dem ihr mich in Oklahoma aufgelesen habt«, erwiderte er ruhig.
Honey spürte einen Anflug von Unbehagen, als ihr klar wurde, dass es ihm wirklich ernst war. »Und was hat diesen plötzlichen Meinungswechsel bewirkt?«
»Die letzten Monate haben mich daran erinnert, dass mir körperliche Arbeit Spaß macht.«
Chantal starrte schniefend auf die Tischplatte, und Gordon sah sie unglücklich an. »Chantal will nicht mitkommen. Sie - äh - vielleicht bleibt sie hier bei dir.«
»Ich habe mich noch nicht entschieden.«
»Das ist doch alles nur ein Bluff«, erklärte Honey. »Er lässt dich ganz bestimmt nicht alleine hier zurück.«
Gordon betrachtete Chantal liebevoll. »Es ist kein Bluff, Chantal. Morgen früh werde ich von hier verschwinden. Mit dir oder ohne dich. Du musst dich also entscheiden, ob du zu mir halten willst oder nicht.«
Chantal brach in Tränen aus.
Gordon erhob sich von seinem Stuhl und wandte sich ab. Seine Schultern bebten, und Honey bemerkte, dass auch er den Tränen nahe war. Doch sie verbarg ihre wachsende Panik hinter selbstgerechtem Zorn.
»Warum macht ihr ein solches Theater? Haut doch einfach ab! Und zwar alle beide.« Sie sprang auf die Füße und wirbelte zu ihrer Cousine herum. »Ich kann euch nicht länger unterstützen. Ich habe schon die ganze Zeit nach einem Weg gesucht, um es euch zu sagen, und es sieht aus, als wäre Gordons Idee, sich einen anderen Job zu suchen, die ideale Lösung. Ich will, dass ihr beide morgen früh hier weg seid.«
Chantal sprang ebenfalls
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