Dinner fuer drei Roman
Friseurtermin?«
»Nein.«
Sie wollte ihn nicht in der Nähe haben, aber zusätzliche Hilfe - vor allem, wenn sie umsonst war - wäre sicherlich nicht schlecht.
»In Ordnung«, blaffte sie. »Aber wenn du anfängst, mir auf die Nerven zu fallen, verschwindest du.«
»Ich werde nicht lange genug hier sein, um dir auf die Nerven zu fallen.«
»Du fängst jetzt schon damit an, also sieh dich lieber vor.«
Er schob eine Hand in die Gesäßtasche seiner Hose und starrte sie durchdringend an. Allmählich bekam sie das seltsame Gefühl, als bestünde zwischen ihnen beiden eine Art Seelenverwandtschaft. Aus irgendeinem ihr unverständlichen Grund war ihm anscheinend alles vollkommen egal. Sie hätte ihm alles erzählen oder einfach schweigen können. Er verströmte einen solchen Gleichmut, dass er weder Mitgefühl noch Verachtung an den Tag legen würde, ganz gleich, was sie ihm erzählte. Es wäre ihm einfach völlig egal.
Welche Ironie des Schicksals. Sie hatte Eric Dillon jahrelang verabscheut. Und nun war er der erste Mensch, dessen Nähe sie seit dem Tod ihres Ehemanns ertrug.
Am nächsten Morgen kam Chantal zu ihr gerannt, um gegen die Einstellung eines so gefährlich aussehenden Fremden zu protestieren.
»Dieser Dev wird uns im Schlaf ermorden, Honey. Sieh ihn dir doch nur mal an.«
Honey blickte hinüber zu Eric, der in der frostigen frühmorgendlichen
Luft Bretter übereinander stapelte. Dev? Das war also der Name, mit dem er sich den anderen vorgestellt hatte. Vielleicht als Abkürzung für Devil?
Wie alle anderen trug er einen Helm, hatte sich jedoch die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der ihm bis in den Nacken hing. Der oberste Knopf seines Flanell-hemds war offen, sodass man darunter ein altes T-Shirt sah. Außerdem trug er ein Paar zerschrammter Arbeitsschuhe und Jeans mit durchgewetzten Knien, ein Outfit, das ihm ebenso gut stand wie ein teurer Anzug, und Honey kam der seltsame Gedanke, dass er niemals normal gekleidet, sondern irgendwie immer kostümiert zu sein schien.
»Er ist in Ordnung, Chantal. Mach dir keine Gedanken. Er ist ein ehemaliger Priester.«
»Ach ja?«
»Zumindest hat er das gesagt.« Honey kippte ihren Kaffeebecher aus, ließ ihn achtlos zu Boden fallen und machte sich mit einem zynischen Lächeln an den Aufstieg über das Gerüst. Die Vorstellung von Eric als Priester war das Erste, was sie seit Wochen wirklich amüsierte.
Als sie oben ankam, gurtete sie sich an und blickte hinunter in die Tiefe, wo Eric gerade eins der Bretter an dem Seil befestigte, um es nach oben zu ziehen. Eigentlich mochte sie es nicht, wenn Männer Pferdeschwänze trugen, doch mit seiner schmalen Nase, den markanten Wangenknochen und der dramatischen Augenklappe bot er durchaus einen attraktiven Anblick. Sie konnte sich gut Dashs Kommentar dazu vorstellen und spann, wie so oft, um sich zu trösten, den Dialog mit ihrem toten Gatten weiter aus.
»Weshalb in aller Welt sollte ein Mann so etwas tragen wollen?«, hätte er gesagt.
Sie hätte eine verträumte Miene aufgesetzt, bei deren Anblick er garantiert in die Luft gegangen wäre. »Weil es unglaublich attraktiv ist.«
»Mit diesem Ding sieht er aus wie ein Weichei.«
»Da irrst du dich, Cowboy. Für mich sieht er durch und durch nach Mann aus.«
»Tja, wenn du ihn so verdammt gut aussehend findest, warum benutzt du ihn nicht einfach, um das Verlangen zu befriedigen, das dich inzwischen kaum noch schlafen lässt?«
Um ein Haar hätte sie sich zum ersten Mal seit Wochen mit dem Hammer auf den Daumen geschlagen. Woher war nur dieser Gedanke gekommen? Sie verspürte kein Verlangen. Nein, ganz bestimmt nicht.
Sie holte kräftig aus, doch ihre Fantasie ließ sich nicht so einfach per Knopfdruck abschalten, und sie hörte ihren toten Ehemann sagen: »Ich verstehe nicht, was daran so falsch sein soll, wenn du endlich wieder so etwas wie Verlangen in dir spürst. Es ist allerhöchste Zeit. Schließlich habe ich dich nicht dazu erzogen, dass du wie eine Nonne lebst, Kleine.«
»Verdammt, hör auf, so väterlich mit mir zu reden.«
»Ein Teil von mir ist für dich so etwas wie ein Vater, Honey. Das weißt du ganz genau.«
Sie zwang sich, über die geringen verbleibenden Beträge auf ihrem Konto nachzudenken und sich einer Fortführung dieses imaginären Dialoges zu entziehen.
25
Eric hielt tatsächlich Wort und ging ihr nach Möglichkeit aus dem Weg, sodass es nach dem Tag seiner Ankunft nur noch selten zu einem Gespräch zwischen
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