Dinner fuer drei Roman
auf und wandte sich an ihren Mann. »Siehst du, Gordon? Wie soll ich sie in diesem Zustand alleine hier zurücklassen? Was soll dann aus ihr werden?«
Honey starrte sie entgeistert an. »Aus mir? Du machst dir Gedanken darüber, ob du mich verlassen sollst? Nun, die Mühe kannst du dir sparen. Ich bin zäh. Das war ich schon immer.«
»Aber du brauchst mich«, erklärte Chantal schluchzend. »Zum ersten Mal, seit ich denken kann, ist es so, dass du mich brauchst. Und ich habe keine Ahnung, wie ich dir helfen soll.«
»Mir helfen? Das ist ja wohl absurd. Du kannst doch nicht einmal dir selbst helfen. Du bist einfach ein erbärmliches Wesen, Chantal Delaweese. Wenn du mir wirklich jemals hättest helfen wollen, weshalb hast du mir dann nicht einen Teil der Verantwortung abgenommen, als ich mir während der Dreharbeiten zur Dash Coogan Show nebenbei auch noch für euch den Hintern aufreißen durfte? Warum hast du damals nicht irgendetwas getan, statt den ganzen Tag nur auf dem Sofa rumzuhängen? Wenn du mir hättest helfen wollen, weshalb hast du dann nicht ein einziges Mal gezeigt, dass es neben Gordon auch noch andere Menschen für dich gab? Weshalb hast du mir nicht einmal eine Geburtstagstorte gebacken, die nicht vor meinen Augen explodiert?«
Unwillkürlich stiegen Honey Tränen in die Augen. Stille senkte sich über den Raum, die einzig durch das laute Keuchen unterbrochen wurde, als sie nach Atem und um Selbstbeherrschung rang.
»Ich habe nichts von all diesen Dingen getan, weil ich dich damals irgendwie gehasst habe, Honey. Wir alle haben das damals getan«, sagte Chantal schließlich.
»Wie konntet ihr mich hassen?«, schrie Honey. »Ich habe euch alles gegeben, was ihr wolltet.«
»Weißt du noch, wie du mich gezwungen hast, am Miss-Paxawatchie-County-Schönheitswettbewerb teilzunehmen, weil du um jeden Preis verhindern wolltest, dass wir zum Sozialamt gehen müssen? Nun, statt von Sozialhilfe haben Gordon und ich all die Jahre von deinem Geld gelebt. Nicht weil wir Hilfe gebraucht hätten wie Eltern, die nicht wissen, wie sie die Mäuler ihrer vielen Kinder stopfen sollen, sondern weil es einfach bequemer war, dein Geld zu nehmen, als etwas dafür zu tun. Wir haben unsere Würde verloren, Honey, und dafür haben wir dich gehasst.«
»Das war doch nicht meine Schuld!«
»Nein. Es war unsere eigene, aber du hast es uns so entsetzlich leicht gemacht.«
Gordon wandte sich an Chantal und sah sie unglücklich an. »Ich brauche dich auch, Chantal. Du bist meine Frau. Ich liebe dich.«
»Oh, Gordon.« Chantals Lippen bebten. »Ich liebe dich auch. Aber du kannst für dich selbst sorgen. Aber Honey kann das im Moment nicht, glaube ich.«
Um nicht den letzten Rest ihrer Würde zu verlieren, kämpfte Honey verzweifelt gegen den Ansturm der Gefühle, die in ihr aufstiegen. »Das ist doch das Lächerlichste, was ich je gehört habe, Chantal Booker Delaweese. Eine Frau gehört an die Seite ihres Mannes, und ich will nichts mehr davon hören, dass du hier bei mir bleiben willst. In Wahrheit werde ich sogar froh sein, wenn ich euch beide endlich los bin.«
»Honey...«
»Kein Wort mehr«, erklärte Honey streng. »Ich werde mich gleich jetzt von euch verabschieden, und dann seht ihr am besten zu, dass ihr gleich morgen früh von hier verschwunden
seid.« Sie packte Chantal an den Schultern und nahm sie in die Arme.
»Oh, Honey …«
Honey löste sich von ihr und wandte sich an Gordon. »Viel Glück.«
»Danke, Honey.« Er nahm ihre ausgestreckte Hand, ehe er es sich anders überlegte und sie an seine Brust zog. »Pass gut auf dich auf, klar?«
»Klar.« Sie wandte sich zum Gehen und zwang sich zu einem letzten Lächeln, ehe sie durch die Tür stürzte und in den Park lief.
Ihr Haar flog wild um ihren Kopf und peitschte gegen ihre Wangen, und obwohl sie nach Atem rang, blieb sie erst stehen, nachdem sie die Stufen zu ihrem Wohnwagen hinaufgestolpert war. Sie warf die Tür hinter sich zu und lehnte sich mit aller Kraft dagegen, um den Ungeheuern den Zutritt zu verwehren, die sich an ihre Fersen geheftet hatten. Keuchend versuchte sie sich zu beruhigen, doch es war, als ob die Furcht sie nun endgültig verschlang.
Seit Monaten hatte sie sich eingeredet, sie wolle allein sein, doch nun, da es passierte, hatte sie das Gefühl, als wirbele sie, losgelöst von allen anderen Menschen, ziellos durch das Universum. Es gab niemanden mehr, zu dem sie gehörte. Ihre Familie hatte aufgehört zu existieren. Sie lebte
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