Dinner fuer drei Roman
ganz allein im Land der Toten und war nur deshalb selbst noch nicht gestorben, weil sie besessen war von einer Achterbahn. Doch Black Thunder besaß kein Blut, keine Haut und keinen Herzschlag.
Allmählich nahm sie das Geräusch fließenden Wassers wahr. Im ersten Augenblick konnte sie es nicht zuordnen, ehe ihr klar wurde, dass Eric unter ihrer Dusche stand. Normalerweise war er, wenn sie vom Abendbrot zurückkam, bereits wieder verschwunden, doch heute war sie früher als gewöhnlich zurück.
Sie presste ihre Hände an die Schläfen. Sie wollte nicht allein sein. Sie konnte nicht allein sein. O Dash, ich halte es nicht
länger aus. Ich habe so große Angst. Ich habe Angst zu leben. Und ich habe Angst zu sterben.
Ihre Zähne begannen zu klappern, und sie löste sich, auf die Anrichte gestützt, langsam von der Tür. Die Angst drohte sie von innen aufzufressen. Sie musste sie besiegen. Sie brauchte eine Verbindung zu einem anderen Menschen. Ganz egal zu wem.
Wie betäubt taumelte sie den kurzen, schmalen Korridor entlang Richtung Bad, während sie sich jeden bewussten Gedanken verbot. Sie musste nur dafür sorgen, dass sie am Leben blieb.
Verzeih mir. Oh, bitte, verzeih mir.
Der Türknauf drehte sich in ihrer Hand.
Heißer Dampf schlug ihr entgegen, als sie eintrat. Sie zog die Tür hinter sich ins Schloss, lehnte sich dagegen und rang nach Luft.
Er stand mit dem Rücken zu ihr. Sein Körper war zu groß für die rechteckige Kabine, sodass er bei jeder Bewegung mit den Schultern gegen die billige Plastikverschalung stieß. Durch den dichten Dampf sah sie den Umriss seines Rückens und seines straffen Hinterteils, doch keinerlei Details. Sein Körper hätte irgendjemandem gehören können, irgendeinem Mann.
Sie kniff die Augen zu und streifte sich die Schuhe von den Füßen. Dann zog sie ihr Sweatshirt und gleichzeitig ihr T-Shirt über den Kopf. Ihr Büstenhalter war ein Hauch aus zarter blassgrüner Spitze, das letzte feminine Zeichen, das sie in der Welt der Helme, Arbeitsstiefel und Kettensägen überhaupt noch trug. Wie in Trance öffnete sie den Reißverschluss ihrer Jeans, streifte sie über ihre Beine und enthüllte den hauchzarten passenden Slip.
Ihre Beine begannen zu zittern, sodass sie sich mit einer Hand auf dem Rand des Waschbeckens abstützen musste. Wenn sie nicht irgendeine Verbindung zu einem Menschen - irgendeinem Menschen - fände, würde sie zerbrechen.
In dem dampfbeschlagenen Spiegel sah sie verschwommen ihr zerzaustes Haar und die Umrisse ihres Gesichts.
Plötzlich wurde das Wasser abgestellt, und sie wirbelte herum. Eric drehte sich in der Duschkabine um und erstarrte, als er sie unmittelbar vor sich stehen sah.
Sie sagte kein Wort. Hinter den beschlagenen Plastikwänden sah sie tröstlich verschwommen die Konturen seines Gesichts. Er war niemand Bestimmtes, nur einer der gesichtslosen Männer aus ihren Träumen, ein anonymes Wesen, dessen einzige Bestimmung darin zu liegen schien, sie von ihrer Furcht vor der Einsamkeit und dem Ungeliebtsein zu befreien.
Langsam wandte er ihr wieder den Rücken zu, schob die Tür der Duschkabine auf und streckte einen nassen Arm nach seinem Handtuch aus, das neben seiner Augenklappe an einem Haken hing. Ohne aus der Dusche zu treten, fuhr er sich mit dem Handtuch durch die nassen Haare und schob sie sich aus dem Gesicht, ehe er nach der schwarzen Augenklappe griff und sie überstreifte, um ihr den Anblick seines verstümmelten Auges zu ersparen.
Ihre Haut begann in der Feuchtigkeit zu glänzen. Abgesehen von ihrer hauchdünnen Spitzenunterwäsche stand sie splitternackt mit hämmerndem Herzen vor der Dusche und wartete darauf, dass er endlich herauskam.
Schließlich trat er durch die Tür der Duschkabine und begann, ohne den Blick von ihr abzuwenden, das dichte Haar auf seiner Brust abzutrocknen. Das Badezimmer war so winzig, dass sie ihn, ohne den Arm ganz auszustrecken, hätte berühren können. Doch sie war noch nicht bereit dazu, also ließ sie den Blick zu seinem Geschlecht wandern. Das war es, was sie von ihm wollte. Nur diese eine Sache. Das Einzige, was sie noch mit einem anderen Menschen und somit mit der Welt der Lebenden verband.
Noch immer vermied sie es, ihm ins Gesicht zu sehen, um ihn einzig als Körper zu betrachten. Sein Oberkörper war
perfekt geformt und muskulös. Oberhalb seines Knies sah sie eine leuchtend rote Narbe und wandte ihren Blick hastig ab - nicht aus Ekel, sondern weil die Narbe ein persönliches Merkmal
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