Dinner fuer drei Roman
sagen, und angesichts des Schmerzes, den sie ihm
bereiten musste, wallte bitterer Selbsthass in ihr auf. »Ich werde alles andere tun, worum du mich bittest«, sagte sie verzweifelt. »Alles, außer dieser einen Sache. Sie ist das Einzige, auf das ich nicht verzichten kann.«
»Und sie ist das Einzige, was ich von dir will.«
»Ich brauche diese Fahrt, um endlich meine Freiheit zu gewinnen.«
»Ich glaube nicht, dass du deine Freiheit wirklich willst. Ich glaube, du klammerst dich lieber bis an dein Lebensende an einen toten Mann.«
»Er war der Mittelpunkt meines Lebens.«
Aus seinem wunderschönen Gesicht wich auch noch der letzte Funken Hoffnung. »Wenn du morgen diese Fahrt machst, hoffe ich, dass du dabei deine Erscheinung - oder was du dir auch immer sonst davon versprichst - auch tatsächlich hast, sonst hättest du diesen hohen Preis völlig umsonst bezahlt.«
»Eric, bitte …«
»Ich will weder dein Mitleid noch die Überreste deiner Liebe. Du musst mich aus freien Stücken lieben, und wenn du das nicht kannst, dann will ich überhaupt nichts.« Sein Blick verriet eine traurige Würde. »Ich bin es einfach leid, immer auf der dunklen Seite des Lebens zu stehen. Ich möchte endlich auch einmal im Hellen sein.«
Er wandte sich von ihr ab, und eine eisige Kälte machte sich in ihr breit, als er zurück zu seinen Kindern ging und sie mutterseelenallein im stillen, stummen Herzen ihres toten Vergnügungsparks zurückließ.
Als sie nicht schlafen konnte, zog sie ihre Arbeitskleidung an und ging hinüber zu Black Thunder, der, eingehüllt in weiße Nebelschwaden, geradezu gespenstisch wirkte. Die gelben Sicherheitslampen tauchten die geometrischen Muster der unteren Hälfte des Gerüsts in ein verschwommenes, unwirkliches Licht, während die obere Hälfte im wogenden Nebel verschwunden
war, sodass die Gipfel der Hügel wie abgebissen aussahen.
Dennoch machte sie sich nach kurzem Zögern an den Aufstieg, doch schon nach wenigen Minuten sorgte der Nebel dafür, dass sie den Boden nicht mehr erkennen konnte. Sie war allein auf dieser Welt, allein mit der Achterbahn, für deren Wiederaufbau sie alles aufgegeben hatte.
Als sie oben ankam, setzte sie sich auf die Gleise und zog die Knie an. Es war totenstill, und sie trieb hoch über der Erde in einer Welt aus Nebel und Holz. Plötzlich musste sie wieder an das kleine Mädchen denken, das sie gewesen war und das in der riesigen hölzernen Achterbahn durch das Tal des Todes hindurchgeschossen war. Doch sie war kein Kind mehr. Sie war eine Frau und konnte die Tatsache nicht länger verhehlen, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte.
Eric. Nicht den gefährlichen Fremden mit der schwarzen Augenklappe, nicht den Clownspiraten, den zu lieben ihr sicher erschienen war, und auch nicht den millionenschweren Filmstar. All diese Rollen waren von ihm abgefallen. Er konnte sein wahres Ich nirgendwo mehr verbergen. Ebenso wenig, wie sie noch länger ihre eigenen Gefühle unterdrücken konnte.
Sie presste ihre Wange auf die angezogenen Knie und schlang sich verzweifelt die Arme um den Leib, als sich die erste Träne aus ihrem Augenwinkel löste. Er hatte Recht. Ihre Liebe war kein vorbehaltloses, glückliches Geschenk. Sie wurde von Vergangenem überschattet - von der unvergessenen Liebe zu dem toten Helden, der ihr auch jetzt noch alles bedeutete. Eric hatte etwas Besseres verdient als die Überreste der Liebe, die sie ihm im Moment bot. Doch ihre einzige Hoffnung auf Befreiung bestand in der Fahrt mit der Berg-und-Tal-Bahn, durch die sie ihn zugleich für alle Zeit verlieren würde.
Dash, ich brauche deine Weisheit. Ich kann einfach nicht weiterleben, wenn ich dich nicht endlich endgültig begrabe.
Sag mir, wie ich das anstellen soll, ohne all das zu verraten, was wir einander bedeutet haben.
Doch die Barriere des Todes war unüberwindlich, und wieder einmal bekam sie keine Antwort, als sie zu dem geliebten Toten sprach.
Bis zum nächsten Morgen harrte sie auf dem ersten Hügel von Black Thunder aus. Mitten im tiefsten Dunkel kurz vor Anbruch der Morgendämmerung drangen die gellenden Rufe eines Kindes an ihr Ohr. Sie kamen aus einiger Entfernung - vom anderen Ende des Parks ᅳ, und dennoch rann ein eisiger Schauder über Honeys Rücken, als sich Rachel Dillon das Entsetzen über den Verlust der Unschuld von der Seele schrie.
Der Himmel war perlgrau. Es war genau der Augenblick, bevor der Morgen vollends anbrach, als Tony Wyatt, der Mann, der Black Thunder
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