Dinner für eine Leiche
versuchte, sich zu ihrer vollen Größe von eins sechzig aufzurichten. »Ich weiß nicht, ob ich diesen Forderungen zukommen kann!«
»Nachkommen«, meinte Honey. »Sie meint, dass sie deinen Forderungen nicht nachkommen kann.«
»Das weiß ich doch«, murmelte Steve mit gerunzelter Stirn. »Es tut mir leid, ich dachte, du hättest wieder einen Brilli-Augenblick.«
Zornesröte schoss auf Stellas geschminkte Wangen. »Hören Sie sofort mit dem verdammten Geflüster auf. Machen Sie endlich, dass Sie hier verduften und den unausstehlichen Scheißkerl verhaften, den die da in ihrer Küche arbeiten lässt!«
Sie fuchtelte mit einem rotlackierten Fingernagel in Honeys Richtung.
Steve bot ihr die Stirn. »Alles zu seiner Zeit, Gnädigste. Sie haben mir nicht zu sagen, was ich tun soll. Ich sage Ihnen, was Sie zu tun haben. Erstens möchte ich, dass Sie alle Mitarbeiter und Gäste zusammenrufen, die heute Nacht im Gebäude waren.«
»Meine Gäste?«
Stella fielen beinahe die Augen aus dem Kopf.
»Ihre Gäste.«
»Aber was haben die damit zu tun? Die meisten waren doch im Bett und haben geschlafen, als das passiert ist.«
|40| »Dann können sie eine Aussage unterschreiben, die das bestätigt. Wenn sie noch im Bett sind, machen sie es eben am Morgen.«
Stella schnaufte, stieß heftig die Luft aus, bis sie beinahe an einen platten Strandball erinnerte. »Gut, ich werde alle, die noch wach sind, im Salon zusammenrufen…«
»Und Ihr Personal.«
»Ja. Mein Personal.«
»Sie auch. Ich habe Ihnen einige Fragen zu stellen.«
»Mir? Aber ich bin die Besitzerin.« Ihr Kopf fuhr herum, als hinge er an einer Feder. »Honey! Sie sind doch für den Hotelfachverband hier! Tun Sie was!«
»Stella«, sagte Honey, und der beruhigende, zuckersüße Ton drohte sie beinahe zu ersticken. »Sehen Sie es einmal so. Entweder machen Sie Ihre Aussage in Ihrem Hotel oder auf der Polizeiwache. Stellen Sie sich vor, dort sieht Sie jemand! Was soll der denn denken? Dann ist Ihr gesellschaftlicher Status für immer futsch.«
Stellas Lider flatterten nervös.
Honey redete weiter, und ihre Stimme wurde klebrig wie geschmolzener Karamell. Sie genoss jede Sekunde. »Nun, seien Sie ehrlich: Was wäre Ihnen lieber?«
»Erst einmal nur ein paar Fragen«, sagte Doherty. »Hatte der Verstorbene irgendwelche Feinde?«
Stella streckte die Hand aus. Der riesige Brillant, von dem Honey dachte, dass er wie ein mittlerer Ziegelstein aussah, blitzte an ihrem Finger. »Sehen Sie diesen Brillanten? Das war Oliver. Brillant! Ein Juwel unter den Köchen. Der beste in ganz Bath, vielleicht im ganzen Land. Deswegen hassten ihn all die anderen Chefköche. Habe ich nicht recht, Mrs. Driver?«
Sie fletschte die roten Lippen und entblößte ihre ultraweißen Porzellanzähne. Es war kein Lächeln, eher ein Knurren. Stella Broadbent hatte alles gesehen und gehört, was beim Wettbewerb vorgefallen war.
»Ich habe Ihnen ja schon gesagt, wer der Mörder ist. Reden |41| Sie mit dem Chefkoch von der da«, keifte sie und deutete mit einer ihrer polierten Krallen auf eine Stelle zwischen Honeys Augen. »Er hat nach der Siegerehrung gedroht, er würde Oliver umbringen! Fragen Sie die da! Die weiß, dass es wahr ist!«
»Er hat das nicht so gemeint«, sagte Honey zu Steve. »Er war außer sich, weil Oliver seine Brüste geklaut hatte.«
Steves Augenbrauen schossen fragend in die Höhe.
»Hühnerbrüste. Er dachte, Oliver hätte sie vertauscht. Unsere waren von allerbester Bio-Qualität und ihre waren …«, begann Honey zu erklären.
Stella, die eben noch zusammengesackt gewesen war, fuhr hoch wie ein Tiger zum Angriff. »Wie können Sie es wagen! Warum sollten wir von einem zweitklassigen Haus etwas von einem zweitrangigen Koch stehlen?«
Jetzt wollte Honey sich auf sie stürzen. Steve warf sich dazwischen.
»Aber meine Damen!«
Mit ein wenig Hilfe von zwei anderen Polizisten gelang es ihm, die beiden daran zu hindern, einander die Augen auszukratzen.
»Bringt die da raus«, sagte Steve und deutete mit dem Kopf in Richtung Empfang. »Ich gehe mit ihr hier raus.«
»Bitte auf meinem Grund und Boden keine Unzucht mit Schlampen«, rief Stella ihnen nach, während ein Polizist sie höflich, aber bestimmt vor sich her aus der Küche schob.
Steve legte den Arm um Honey, hob sie einfach hoch und trug sie nach draußen.
»Lass mich sofort wieder runter.«
Er gab sie frei. Sie landete mit einem Knirschen auf dem Kies.
»Blöde Kuh!«, grummelte sie. »Soll sie sich
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