Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
Vom Netzwerk:
dass ich besser bin als er!« Plötzlich grinste er. »Vielleicht war es jemand, dem sein Essen nicht geschmeckt hat?«
    »Das ist ja widerlich!«
    »War er doch auch!«
    Sie schüttelte verzweifelt den Kopf. Smudger war ein guter Koch und, wie die meisten guten Köche, beinahe unheilbar arrogant.
     
    Eine Polizistin mit Brille und Pickeln schrieb Smudgers Aussage auf, während eine andere ihm die Fingerabdrücke abnahm.
    Steve Doherty kam herein, als Honey und er gerade gehen wollten. Er schaute kurz auf die Fingerabdrücke.
    |45| »Nein«, sagte er. Seine Augen waren scharf genug, und er hatte ausreichend Erfahrung, um sich rasch eine Meinung zu bilden. »Aber wir müssen sie erst noch durchs System laufen lassen.«
    »Selbstverständlich, Inspector Doherty.«
    Honey sah, wie die Röte auf die Wangen der Polizistin trat.
    »Eine von deinen Verehrerinnen?«, fragte sie Steve, als die Frau außer Hörweite war.
    Er grinste. »Die Mädels können mir einfach nicht widerstehen.«
    Es war noch zu früh am Morgen, um ihn durch einen bissigen Kommentar wieder auf Normalmaß schrumpfen zu lassen. »Können wir jetzt gehen?«
    »Ja.« Er erklärte ihr, warum er sie nicht zum Hotel zurückfahren konnte. »Ich habe zu viel mit den verschiedenen Fährten zu tun«, meinte er und warf Smudger einen warnenden Blick zu. Der schaute viel zu selbstgefällig, wenn man bedachte, dass er bis vor kurzem noch einer der Hauptverdächtigen gewesen war.
    Honey erwiderte, das ginge schon in Ordnung. Sie würden zu Fuß gehen. »Wir brauchen beide frische Luft, um wieder einen klaren Kopf zu kriegen.«
    Das war, wie sich herausstellte, keine sonderlich gute Idee. Es war vier Uhr morgens, und es goss in Strömen. Der Rhythmus des Regens begleitete ihre platschenden Schritte. Honeys Schuhe brachten sie beinahe um, und das Haar klebte ihr in Strähnen am Kopf. Als sie schließlich das Green River Hotel erreicht hatten, waren sie beide bis auf die Haut durchnässt.
    Smudger hatte eine Wohnung in der Walcot Street. Das war eine Bohème-Gegend, in der sich Antiquitätenläden und interessante Delikatessengeschäfte Seite an Seite mit kleinen Cafés und Kunstgewerbeläden befanden. Es war viel zu spät, als dass er noch nach Hause gehen konnte. Das Hotel lag näher.
    Besondere Umstände, zum Beispiel Veranstaltungen, die erst |46| nach Mitternacht zu Ende gingen, machten es manchmal notwendig, dass er ein Zimmer im Hotel zum Übernachten benutzte. Bisweilen trank er auch ein paar Gläser, um sich zu entspannen, ehe er zu Bett ging. Genau wie Honey.
    »Wir brauchen noch einen Schlummertrunk«, sagte sie.
    »Es ist doch schon Morgen.«
    Als heftigen Protest konnte man das allerdings nicht werten.
    »Na und?«
    Honey schloss die Tür zur Bar auf. Das zarte Aroma von starken Likören und verschiedenen Malt Whiskys wehte ihr entgegen.
    Sie reichte ihm die Flasche mit dem Jack Daniels und nippte an dem Wodka mit Tonic, den sie sich eingeschenkt hatte.
    Nachdem sie es sich auf dem angenehm festen Ledersofa bequem gemacht hatte, stellte sie mit professioneller Geste das leere Glas ab.
    »Also! Wer war’s?«
    Sie meinte, ein winziges Zögern zu bemerken.
    Smudgers helle Wimpern berührten seine Wangen, ehe er wieder zu ihr aufschaute.
    »Soll ich dir eine Liste machen?«
    »Vielleicht. Casper wird sicher gleich morgen früh anrufen und alle Einzelheiten wissen wollen. Und fragen, was ich in der Sache unternehme. Der Hotelfachverband ist außerordentlich empfindlich, wenn es um Mord geht. So was wirkt sich auf die Bettenbelegung aus. Und auf den Kontostand.«
    »Wo soll ich anfangen? Also erst mal muss ich wiederholen, dass er ein echt arrogantes Ar …«
    »Diese Beschreibung trifft auf jeden Koch zu, den ich kenne.«
    Seine großen blauen Augen weiteten sich in ungläubigem Staunen. »Bin ich arrogant?«
    »Bist du ein Koch? Ein guter Koch?«
    Er schnaufte und trank dann sein Glas leer.
    |47| Sie stützte das Kinn in die Hand, den Ellbogen auf die Sofalehne. Die Augen wurden ihr schwer, aber sie war neugierig. Das Bett konnte warten.
    Smudger schaute nachdenklich, unterzog zweifellos gerade sein Selbstbild einer geringfügigen Änderung.
    Honey begann sich etwas mehr auf ihr Bett zu konzentrieren.
    »Also? Los, sag schon. Wir haben schließlich nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Smudger tippte sich nachdenklich an die Unterlippe. »In der Küche war er ein Tyrann. Das kannst du nun wirklich von mir nicht behaupten, oder?«
    Das war eine Aussage, keine Frage.

Weitere Kostenlose Bücher