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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Zivilperson jemanden festnehmen, oder? Leider hatte sie keinerlei Beweise für ihre Theorie, wenn man einmal von dem Gerücht absah, dass Stella eine Nymphomanin im gesetzten Alter war. Eifersucht war immer ein hervorragendes Mordmotiv.
    Nachdem Honey ihre Beine im Auto verstaut hatte, hing sie dem Tagtraum nach, Smudger hätte den BISS-Wettbewerb gewonnen. Dann hätte sich diese blöde Ziege mit affenartiger Geschwindigkeit aus dem Staub gemacht! Stella war eine von den Frauen, die immer ganz oben an der Spitze sein mussten, der Rauschgoldengel auf dem Weihnachtsbaum, der hochnäsig auf alle anderen herabsah.
    Ein weiterer Anruf von Casper riss sie jäh aus dieser Träumerei.
    »Ich brauche Sie hier…« Er sprach mit leiser, tiefer Stimme und ließ das letzte Wort so lange klingen, dass es wie eine gespannte Bogensaite nachschwang.
    »Ich komme, sobald ich mit Brilli, Verzeihung, Stella Broadbent gesprochen habe.«
    »Hierher! Bitte sofort!«
    Klang das nach einem Flehen? Neben dem Selbstbewusstsein |60| seiner gehobenen Gesellschaftsschicht schwang heute noch etwas anderes in seinem Ton mit. Verwunderung? Verwirrung?
    Ihr Blick fiel auf ein Plakat, und jeder gute Vorsatz, Stella Broadbent zu besuchen, verflog auf der Stelle. Bei Bonhams in der Old King Street fand eine Auktion von Sammlerstücken statt. Dazu gehörten auch Kleidungsstücke. Honeys große Leidenschaft war das Sammeln von alten Klamotten, ganz besonders von antiken Dessous. Ihre Augen starrten auf den Plakattext.
    Sie sprach in ihr Handy: »Komme gleich.«
    »Honey? Honey?«
    Genau in diesem Augenblick fuhr ein Auto weg, das am Queens Square im Parkverbot gestanden hatte. Blitzschnell war Honey in der Lücke, schaltete den Motor ab, stieg aus und verschloss die Tür. Wie ein Bär, der einer Honigspur folgt, schlängelte sie sich zielstrebig durch den Verkehr und betrat Bonhams.
    »Noch mehr Reizwäsche, meine Schöne?«, fragte der schottische Kassierer hinter dem Tresen. Sein anerkennendes Grinsen war beinahe völlig im Dschungel seines buschigen roten Bartes verborgen.
    Als sie das letzte Mal bei Bonhams war, hatte sie eine besonders umfangreiche Unterhose gekauft, die angeblich Königin Viktoria getragen hatte. Alistair erinnerte sich gewiss an diese Erwerbung. Er wusste, für welche Kleidungsstücke sie sich interessierte. Er wusste, was all seine Kunden sammelten.
    Sie bezahlte ihren Auktionskatalog.
    »Irgendwas Interessantes?«, fragte sie, während sie die Hochglanzseiten durchblätterte. Wenn es etwas gab, dann wäre es den Angestellten des Auktionshauses bestimmt aufgefallen. Sie hatten einfach die meiste Erfahrung.
    »Ich habe ein paar sehr hübsche Strumpfbänder gesehen, aus französischer Spitze und mit Rüschen in einem besonders attraktiven Erdbeerrot.« Er sprach langsam und wählte seine |61| Worte geschickt; sein schottischer Akzent ließ selbst die langweiligste Beschreibung noch aufregend erscheinen.
    »Das klingt, als würden Sie so was mögen.«
    Alistair, in seinen festen Schnürschuhen sicherlich über eins achtzig, grinste aus dem buschigen roten Bart hervor. »Nee, nichts für mich, meine Süße. Mir persönlich wäre blau lieber gewesen – passt besser zu meinen Augen, wissen Sie.«
    »Noch was?«
    Er schlug sich mit den flachen Händen an die Brust. »Ein lachsrosa BH von Berlei aus den fünfziger Jahren.« Er beschrieb die Form mit den Fingern. »Mit Ziernähten, immer rund und rund und rund herum, ziemlich kegelförmig, so ähnlich wie der, den Madonna getragen hat, als ihre Karriere so richtig abgehoben hat. Nur größer. Viel größer.«
    Als sie auf dem Weg in den Auktionsraum war, klingelte ihr Telefon schon wieder. Das Bieten hatte bereits angefangen. Honey hatte keine Zeit, sich lange umzuschauen, musste sich also auf Alistairs Urteil verlassen. Zuerst kamen die Strumpfbänder. Die Gebote begannen bei zwanzig Pfund, eine lächerlich hohe Summe für Kleidungsstücke, die kaum jemand je zu sehen bekommen würde.
    Die Gebote kletterten weiter in die Höhe. Der Auktionsraum war ziemlich gut besetzt. Wenn sie sich den Hals verrenkte, würde sie herausfinden können, wer ihre Konkurrenz war. Aber das wollte sie nicht. Das Bieten verlangte volle Konzentration. Es ging nur um eines: das zu ergattern, was man sich ausgesucht hatte.
    Sie wartete, bis die Gebote bei fünfunddreißig Pfund angekommen waren, ehe sie mit vierzig einstieg.
    »Vierzig. Irgendjemand fünfundvierzig? Na, was ist denn? Die soll eine Tänzerin aus

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