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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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den quietschenden Reifen hervor, als der Wagen in einer halben Sekunde von 0 auf 40 km/h beschleunigt wurde.
    »He!«, schrie Honey, als eines der scharfen Steinchen sie an der Backe traf. »Au!« Sie berührte vorsichtig die wunde Stelle und spürte Blut an den Fingern. Es lief ihr über die Wange. »Verflixt!«
    Sie trug ein hellbraunes Oberteil mit weißem Kragen. In kurzer Zeit würde der ein lustiges Pünktchenmuster haben. Sie hatte nur wenig Lust darauf, die Bekanntschaft mit der hochnäsigen Empfangsdame zu erneuern, machte sich also auf den Weg zum Eingang zu den Lagerräumen und der Küche. Dort konnte sie sich das Blut aus dem Gesicht waschen.
    Auf der anderen Seite der Küchentür waren gedämpfte Stimmen zu hören. Honey öffnete die Tür zur Toilette, drehte den Wasserhahn auf und tupfte sich das Gesicht ab. Das Wasser wurde rosa. Sie schaute sich nach einem Papierhandtuch um, mit dem sie das Blut stillen konnte. Es gab keine. Toilettenpapier? Ebenfalls Fehlanzeige. Sie bemerkte ein Kopfkissen und einen Schlafsack, die aufgerollt in einer Ecke lagen. Langsam stahl sich ein Lächeln auf ihre Züge. Sie hatte recht gehabt. Der Wachmann hatte gelogen.
    Trotzdem brauchte sie noch immer etwas, um den Blutfluss zu stoppen, machte sich also auf den Weg in die Küche. Sie klopfte an, ehe sie eintrat.
    Ein Koch und ein Mann um die sechzig, der mit Jeanshemd und –hose bekleidet war, unterbrachen ihr Gespräch und schauten zu ihr hin. Honey musterte beide von Kopf bis Fuß. Der Koch hatte anstelle der üblichen Kochmütze ein großes rotes Schnupftuch um den Kopf gebunden. Der andere versuchte |74| krampfhaft, etwas zu sein, was er nicht war. Das Hemd war viel zu eng für seinen robusten Körperbau. Desgleichen die Hose. Zudem saß ihm ein Toupet schief und wie ein Pfannkuchen auf dem Kopf. Kurz gesagt, dieser Mann aß gewohnheitsmäßig zu viel, sah sich aber trotzdem eher als Stan Laurel und nicht als Oliver Hardy.
    Vor den beiden lagen Berge von eingeschweißtem Fleisch auf dem Tisch. Am anderen Ende der Arbeitsfläche standen weiße Eimer. Honey bemerkte auf einem der Eimer ein handgeschriebenes Etikett.
    Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden Männern zu. Der ältere wirkte entschlossen, der jüngere sah eher eingeschüchtert aus, als hätte ihm der andere etwas gesagt, das er nicht hören wollte.
    »Entschuldigung«, sagte sie, »aber in der Toilette sind keine Papierhandtücher, auch kein Toilettenpapier übrigens. Ich habe mir das Gesicht verletzt.« Sie hob kurz die Finger, um ihnen die blutende Stelle zu zeigen.
    Der Koch reichte ihr ein Stück Küchenrolle. »Was ist passiert?« Seine Stimme klang ehrlich besorgt.
    Honey erklärte: »Der Fahrer des Fleischlieferwagens bewirbt sich wahrscheinlich um eine Stelle als Formel-1-Fahrer bei Ferrari.«
    Der massige Mann mit dem Toupet fuhr zu ihr herum. »Mei nen Sie unseren Lieferwagen?« Sein ganzes Benehmen war barsch und schroff.
    »Sind Sie Roland Mead, Fleischhandel?«
    »Genau.«
    »Dann meine ich den. Ihr Fahrer ist ein Wahnsinniger.«
    Sie spürte, wie der Mann sie mit einem zusammengekniffenen Auge skeptisch und beinahe verächtlich musterte. Das andere Auge glotzte auf eine Stelle irgendwo zwischen ihrem Kinn und ihren Augenbrauen, als wollte der Kerl eine Geheimtür zu ihrem Hirn finden. Er schien die Lage abzuwägen, ehe |75| er sprach. Freundlichkeit stand sicherlich nicht auf der Speisekarte.
    »Wenn Sie Schadenersatz wollen, von mir kriegen Sie nix.«
    Er sprach mit einem ausgeprägten Yorkshire-Akzent – vielleicht war es auch Lancashire. Honey hatte diese nördlichen Dialekte nie so richtig auseinanderhalten können. Der Mann redete weiter mit dem Koch. »Ruf mich an, wenn du dir meinen Vorschlag noch mal überlegt hast. Dann arrangiere ich alles.«
    Er warf ihr einen warnenden Blick zu, ehe er die Küche verließ.
    »Was für ein charmanter Mann!«
    »Eigentlich eher das genaue Gegenteil!«, sagte der Koch, ein dunkeläugiger, dunkelhaariger und ziemlich junger Mann. Der Name, der in schwungvollen Lettern auf seine Kochjacke gestickt war, lautete Richard Carmelli.
    Italienisches Aussehen, italienischer Name.
    »Ich nehme an, der Rolls-Royce vor der Tür gehört ihm?«
    Der Koch schnitt eine Grimasse. »Na ja, meiner ist es ganz bestimmt nicht. Nicht bei dem Gehalt, das ich hier beziehe. Richard, tu dies. Richard, tu das. Was ist mit einer Gehaltserhöhung, Mrs. Broadbent? Vergiss es, Richard.«
    »Jawohl. Klingt ganz nach

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