Dinner für eine Leiche
Gerät ab und trugen es auf den Schultern weg wie einen kleinen Sarg.
»Ich sollte den Trauermarsch summen«, murmelte Honey vor sich hin, als sie ihnen hinterhersah, wie sie mit bedächtigen Schritten zur Tür gingen.
Ein Mitarbeiter aus Steve Dohertys Team kam zu ihr. »Ent schuldigung , hatten Sie was gesagt?«
»Lassen Sie Steve wissen, dass ich gehen muss. Ich sehe ihn dann demnächst.« Der Mann versprach das.
Obwohl Steve viel zu tun hatte, hoffte Honey doch, dass er anrufen und sie heute Abend zu einem Drink einladen würde. Wenn die Personalsituation und der Zustand der Geschirrspülmaschine es zuließen und sie etwas zum Anziehen fand, würde sie dieses Angebot gern annehmen. Nach einem solchen Tag musste er einfach am Abend aus dem Haus. Und sie auch.
Sie verließ das Restaurant und ging die Quiet Street entlang, die nur einen Steinwurf vom Queen Square entfernt war.
Die Stadtluft vertrieb den Geruch des Todes aus ihrer Nase. Sie überlegte, ob sie sich noch einmal eine Weile in die Grünanlage am Queen Square setzen sollte. Da sah sie ihre Mutter, die auf sie zusteuerte, Arm in Arm mit einem Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam.
Nein danke, überlegte sie, floh schnellen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung und erwog ernsthaft, ob sie Vegetarierin werden sollte.
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|111| Kapitel 12
An diesem Abend tauchte Gloria mit Roland Mead im Restaurant zum Essen auf, und jetzt konnte es Honey natürlich nicht vermeiden, ihm offiziell vorgestellt zu werden.
Seine Hand war warm und feucht, und er hielt die ihre ein wenig zu lange fest umklammert. Anzüglich lächelnd, zog er ihr mit Blicken sämtliche Kleider aus.
»Ich werde mal ganz mutig das Steak riskieren«, verkündete er mit einer Stimme, die Honey nicht daran zweifeln ließ, dass er etwas daran auszusetzen finden würde. »Es wird höchstwahrscheinlich meinen strengen Maßstäben nicht gerecht, aber ich will mal milde urteilen.«
Sein Lächeln war breit, das Toupet saß heute ordentlich und gerade. Seine Augen tauchten tief in Honeys Ausschnitt. Ihre Mutter jedoch war viel zu sehr von ihm eingenommen, um davon irgendetwas zu bemerken.
»Meine Tochter ist auch Witwe«, erklärte Gloria Cross mit überraschender Offenheit. »Dabei hat das dumme Mädchen so viele wunderbare Gelegenheiten gehabt. Sie glauben nicht, wie viele heiratsfähige Männern ich ihr schon vorgestellt habe. Natürlich reiche Männer. Mit guten Berufen. Aber hört sie auf mich? Nein! Sie ist wie all die jungen Leute heutzutage. Die wissen alles besser als ihre Eltern.«
»Da haben sie aber mal recht, meine Schöne. Nichts kann die Schule des Lebens ersetzen.«
Honey schauderte, als er ihrer Mutter die Hand küsste. Dabei beugte er sich leicht aus der Taille vor, und sein Toupet rutschte ein Stückchen nach vorn.
|112| Ihre Mutter ging aus dem Raum, um sich die Nase zu pudern. »Bin gleich wieder da, mein großer, starker Aberdeen Angus.«
Nun wandte Roland wieder Honey seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu. »Ihre Mutter mag Stiere. Ich züchte Stiere – Aberdeen Angus. Die sind massig, wachsen langsam und haben phantastische Muskeln.« Sein Grinsen passte dazu – es war dick und fleischig. »Ein bisschen wie ich auch.«
»Ach ja?« Es stimmte schon, dass Mead wie ein Stier gebaut war. Aus seinen Augen lauerte jedoch ganz offensichtlich ein böser Wolf.
Roland Mead hatte die Sorte von Lächeln, die eigentlich nicht für andere gedacht war. Interesse leuchtete in seinen Augen auf, während sein Blick wieder in ihren Ausschnitt abtauchte.
»Ich muss schon sagen, ich teile die Meinung Ihrer liebenswerten Frau Mama«, sagte er und fuhr sich mit der Zunge über die Wulstlippen. »Sie brauchen einen Mann. Einen großen, starken Mann. Der wie ein Stier gebaut ist.«
»Ich bin verlobt«, platzte Honey heraus. Sie nahm sich vor, ein ernstes Wörtchen mit ihrer Mutter zu reden. Was fand sie bloß an diesem Kerl? Ah ja! Der weiße Rolls-Royce.
Sie überlegte sich, was ihre Mutter sagen würde, wenn sie erführe, dass er auch ihr schöne Augen machte. Der Typ hatte ja keine Ahnung, mit wem er es zu tun hatte.
Später zwängte sie sich in das kleine Schwarze, das ihr immer das Gefühl gab, schlanker zu sein. Ob das tatsächlich stimmte, war eine ganz andere Geschichte. Aber das war jetzt gleichgültig. Jede Hilfe war willkommen.
Leider störten zwei kleine Fettröllchen knapp oberhalb der Hüftknochen die elegante Linie ein wenig. Rettungsring nannte man das
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