Dinner für eine Leiche
Kopfbewegung zu Clint und einem anderen Türsteher. Letzterer war wie Russell Crowe in »Gladiator« gekleidet. Ansonsten sah er überhaupt nicht aus wie Russell Crowe, sondern eher wie ein sehr blonder Brad Pitt, allerdings in der Megafamilienspargröße.
|118| Völlig ungerührt und äußerst zufrieden mit sich, bestellte Honey noch einen Drink und schaute zu, wie man Stella durch die Tür hinaustrug, die zu den North Parade Gardens führte. Der öffentliche Eingang zu der Parkanlage war um diese Tageszeit längst abgesperrt, doch beim Privateingang des Zodiac stand eine Bank.
Honey stellte sich vor, wie Stella ganz allein da draußen saß – Stella die Supergastgeberin! Sie lachte leise vor sich hin und hob ihr Glas in einem stummen Trinkspruch. Die arme Stella. Musste jetzt in ihren Designerklamotten da draußen sitzen, bis sie wieder nüchtern war.
Die Luft im Klub wurde immer dicker, denn die Menschenmenge wuchs weiter an. Eine Gruppe Feen mit rosa Ballettröckchen, Zauberstäben und abendlichem Bartschatten kam hereingeschwebt und wurde mit tosendem Applaus belohnt. Einer trug Sicherheitsschuhe an den Füßen. Dem Staub an den Sohlen nach zu urteilen, machte er sich tagsüber bei der Arbeit ziemlich schmutzig.
Einige vertraute Gesichter huschten vorbei. Manche der Anwesenden im Klub erkannten und begrüßten Honey. Andere waren zu betrunken oder zu sehr mit ihren Begleitern beschäftigt.
Sie schaute auf die Uhr. Steve war spät dran. Vorhin hatte er angerufen und gesagt, er würde vielleicht noch aufgehalten werden. Der Job verlangte viel von ihm. Er war heute schon wirklich zu lange im Dienst. Als sie aufblickte, sah sie ihn, wie er sich gerade einen Weg zur Bar bahnte.
»Ich hatte vergessen, wo ich mein Handy hingelegt hatte«, erklärte er. »Musste es erst suchen.«
Sie bestellte ihm einen Drink und drückte ihm das Glas in die Hand. Er wirkte schlapp und erschöpft. Wenn sie sich getraut hätte oder zwanzig Jahre jünger gewesen wäre, hätte sie ihm angeboten, ihn wieder etwas aufzurichten. Aber nun war es schon spät, und sie hatte am nächsten Morgen einiges zu erledigen.
|119| »Gut, erzähl mir alles.«
Er gähnte. »Fehlanzeige bei Jones, dem 2-Meter-Krieger.«
»Jetzt übertreibst du aber. Der war höchstens eins neunzig.«
»Reicht mir auch schon.«
Seine Stimme klang mürrisch. Sie dachte, das hätte vielleicht damit zu tun, dass er selbst nicht viel größer als eins siebzig war.
»Mach dir nichts draus«, sagte sie und tätschelte ihm den Kopf. »Größe ist nicht alles.«
»Irgendjemand muss doch wissen, wo er ist.«
Sie hatte eigentlich eine anzügliche Antwort erwartet, aber bei Steve konnte man eben nie wissen. Da ging es rauf und runter. Ihr war rauf lieber. Sein Blick fiel auf die Feen, die römischen Soldaten und die Jane-Austen-Doubles. Insbesondere die Letzteren schienen ihn zu fesseln. Honey begriff schon warum. Wäre Janes Busen wohl auch so aus dem BH-Körbchen Größe 80 D gequollen?
Ihre Gedanken wanderten weiter, während sie ihre Augen über all die verrückten Verkleidungen schweifen ließ.
Sie schob ihr Glas von sich. »Gut, also wir wissen, dass der Massai-Krieger nicht echt war. Aber irgendwoher muss er das Kostüm doch bekommen haben. Es sah vielleicht zusammengestoppelt aus, war es aber nicht. Er muss es irgendwo ausgeliehen haben.«
Steve schaute auf die Menschen und ihre Maskerade. »Da könntest du recht haben. Ich schlage vor, du kümmerst dich mal drum. Frauen und Kleider, das passt doch prima zusammen.«
Sie warf ihm einen verächtlichen Blick zu, ehe sie die Aufgabe annahm.
»Wie viele Kostümverleihe gibt es wohl in Bath?«, fragte er sie.
»Ich glaube, einen, und noch ein paar in Bristol.«
»Das sollte also nicht lange dauern.«
»Ich hätte mir gewünscht, er wäre echt«, sinnierte Honey.
|120| Steve gähnte schon wieder.
»Du bist müde.« Sie strich ihm über die Schulter. Normalerweise hätte er das ausgenutzt und ihr vorgeschlagen, ein abgeschiedenes Eckchen zu suchen, wo sie ihn in Ruhe weiterstreicheln konnte. Stattdessen schloss er die Augen. Irgendwas stimmte nicht.
»Was ist los?«
»Ich muss morgen noch mal mit deinem Chefkoch sprechen. Ich komme kurz vor dem Mittagessen zu euch. Übrigens hast du gerade das hier verloren.«
Seine müden, blutunterlaufenen Augen glänzten mutwillig, als er den Kegel-BH aus der Tragetasche zog, die er mitgebracht hatte.
Honey riss ihm das Teil aus der Hand und stopfte es in ihre
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