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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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ein Kopf auf, und es winkte ihr jemand zu. Sie kniff die Augen zusammen. Clint hatte einen weiteren kleinen Nebenerwerb aufgetan. Was verkaufte er denn heute? Kunstgewerbe … Heilkräuter … oder andere Pflanzen? Besser nicht daran denken, dass es illegale Substanzen sein könnten. Clint hantierte in ihrer Hotelküche äußerst geschickt mit der Spülmaschine und dem Mopp. Sie musste nachsichtig mit ihm sein.
    Sie schickte Steve eine SMS: Richard Carmelli hat den Krieger engagiert. Bin auf der Suche nach ihm. Nun, damit sollte er endlich in die Gänge kommen! Sie hatte keine Beweise dafür, dass Carmelli auch der Mörder war, aber irgendwo musste sie doch anfangen, mit oder ohne Doherty.
    Richard Carmelli wohnte im zweiten Stock der Old Dispensary. Sein Name stand in grünem Filzstift neben dem Klingelknopf.
    Einmal, zweimal, dreimal klingelte sie. Keine Reaktion.
    Honey drückte auf die Klingel darüber. Eine Frauenstimme krächzte aus der Gegensprechanlage.
    »Ich möchte gern zu Richard Carmelli. Er reagiert nicht, wenn ich bei ihm klingele.«
    »Ja, und?«
    Nicht gerade hilfreich, die Gute.
    »Ist er vielleicht verreist?«
    »Das will ich doch hoffen!«, knurrte die Stimme. »Und dass er sein verdammtes Schlagzeug mitgenommen hat!«
    |176| Vor
ihrer
Tür lag bestimmt kein Fußabtreter, auf dem »Will kommen « stand.
    Honey drückte auf die Klingel darunter. Diesmal antwortete eine alte Frau.
    Honey fragte nach Richard Carmelli.
    »Könnten Sie ein bisschen lauter sprechen, meine Liebe?«
    Sie wiederholte ihre Frage noch einmal lauter.
    »Wer?«
    Noch lauter. Sie musste sich anstrengen, die alte Dame zu verstehen.
    »Oh, Sie meinen den jungen Mann von oben.«
    »Genau. Der Schlagzeug spielt.«
    »Wirklich?«
    So taub war sie also.
    »Wissen Sie etwas über ihn?«
    Sie war sich sicher, dass man ihre Stimme auf der anderen Straßenseite bestens hören konnte. Trotz des Verkehrslärms schauten die Leute bereits neugierig zu ihr hin.
    »Aber natürlich. Kommen Sie doch rein. Ich mache Ihnen eine schöne Tasse Tee.«
    Der Wasserkocher war schon eingeschaltet, als Honey in die Wohnung im Erdgeschoss eintrat.
    Miss Meadows war klein und zart wie ein Vögelchen. Die Hände, die das heiße Wasser in die Teekanne schütteten, erinnerten an winzige, feine Spatzenkrallen. Honey überlegte, dass sie sicher wie Federn in der Hand liegen würden.
    Sie wurde in ein hellgrünes Wohnzimmer geführt. Der Teppich war grün, die Möbel waren grün, und die Wände waren in jenem grünlichen Eierschalenton gehalten, den man in georgianischer Zeit so geliebt hatte. Zum Glück war wenigstens die Zimmerdecke weiß, weil man sich sonst wie im Bauch des freundlichen grünen Riesen gefühlt hätte.
    Mit einer flatternden Handbewegung forderte Miss Meadows Honey auf, sich hinzusetzen. Sie entschied sich für ein |177| altes Sofa mit weichen Kissen und bereute das sofort, weil sie völlig versank. Sie stand auf und setzte sich auf einen normalen Stuhl.
    Weiße Porzellantassen, die mit – natürlich grünen – Efeublättern verziert waren, standen auf einem silbernen Tablett. Die Teekanne, die Zuckerdose und das Milchkännchen passten dazu. Darunter lag ein grünes, mit rotem Kreuzstichmuster geschmücktes Deckchen. Die silberne Bördelung verriet die Qualität des Tabletts.
    »Er ist weggegangen«, sagte Miss Meadows, nachdem sie ihre englische Teezeremonie zelebriert hatte. Dazu benutzte sie ein echtes Teesieb und echte Teeblätter, verteilte Würfelzucker mit einer kleinen silbernen Zange und goss Milch aus dem Kännchen mit dem silbernen Deckel. Honey musste den Kopf ziemlich nachdrücklich schütteln, um zu betonen, dass sie wirklich keinen Zucker wollte. Miss Meadows war mehr als nur ein bisschen schwerhörig.
    »Wann ist er gegangen?«
    Ihre lauten Worte schienen direkt von der hohen Zimmerdecke widerzuhallen. Miss Meadows schaute verwirrt. »Was haben Sie gesagt?«
    »Wann ist er gegangen? Der von oben?«, brüllte Honey und deutete mit dem Finger zur Decke.
    Dem Gesichtsausdruck der netten alten Dame konnte sie entnehmen, dass sie immer noch nichts gehört hatte. Sie fragte sich, ob die Gute vielleicht von den Lippen ablesen konnte.
    »Momentchen, meine Liebe«, sagte Miss Meadows.
    Ein hohes Piepsen war zu hören, als die zarten Finger an etwas herumnestelten, das die alte Dame in der Tasche trug. Ein Hörgerät!
    »Das ist besser«, seufzte sie schließlich. »Ich versuche, mein Hörgerät nicht zu viel zu benutzen, um Batterien

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