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Dinner für eine Leiche

Dinner für eine Leiche

Titel: Dinner für eine Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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zu sparen. Aber manchmal muss man hören, was gesagt wird.«
    Honey fand, dass sie die Geduld einer Heiligen unter Beweis |178| stellte, als sie ihre Frage zum dritten Mal stellte. »Ich habe mich nach Richard Carmelli erkundigt.«
    Miss Meadows zuckte schmerzlich zusammen und justierte ihr Hörgerät. »Sie brauchen nicht zu schreien, meine Liebe.«
    Wieder dieses schreckliche Piepsen.
    Honey nippte an ihrem Tee und zählte langsam bis zehn.
    »So ein netter junger Mann«, sagte Miss Meadows, hatte den Kopf ein wenig auf die Seite gelegt und schaute Honey an wie ein kurzsichtiger Spatz. »Er spielt Schlagzeug, wissen Sie.«
    »Ja, das habe ich schon gehört.« Honey bezähmte ihre Ungeduld, indem sie noch ein Schlückchen Tee trank. Sie verkniff sich die Bemerkung: Ja, und das habe ich Ihnen gerade auch erzählt.
    »Einen Keks?«
    Miss Meadows schob einen Teller zu Honey hin, auf dem sich vier Rosinenkekse befanden.
    »Nein, vielen Dank, ich versuche abzunehmen.«
    »Das Problem habe ich nie gehabt«, meinte Miss Meadows und bediente sich.
    »Also – er ist weggegangen – Richard Carmelli – Ihr Nachbar?«
    Miss Meadows nickte, schluckte den Keks herunter und schlürfte geräuschvoll ihren Tee.
    »Köstliche Kekse.« Sie nahm sich noch einen. »Er ist mit einem Freund weggefahren. Ich habe sie vom Fenster aus beobachtet. Er hat nicht all seine Sachen mitgenommen. Bestimmt nicht sein Schlagzeug. Nur ein Gepäckstück. Eines von diesen weichen Dingern. Kein Koffer.«
    »Eine Reisetasche?«
    »Nennt man das so?«
    »Ja. Man kann sie leicht zusammenfalten. Wie sah denn der Freund aus?«
    Miss Meadows kaute und lutschte an ihrem Keks herum. Gleichzeitig schaute sie mit ihren dunklen Augen zur Decke |179| hinauf. Ihr Haar war schneeweiß und bildete einen sehr schönen Kontrast. In ihrer Jugend war sie bestimmt hübsch gewesen – wie eine Haselmaus –, und sie hatte gewiss genauso wenig Raum eingenommen.
    »Blond. Strohblondes Haar, glaube ich. Etwa eins fünfundsiebzig, trug eine schwarze Lederjacke mit weißen Längsstreifen auf den Ärmeln.«
    Honey spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. Diese Lederjacke kannte sie sehr gut. Der Besitzer des Kleidungsstücks arbeitete für sie. Smudger Smith!
    »Sind Sie sicher?«
    Die alte Dame nickte. »O ja.« Sie nahm sich noch einen Rosinenkeks. »Sein Auto war vor der Tür geparkt. Sehr klein. Kein Platz für ein Schlagzeug.« Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie der Meinung Ausdruck geben, kleine Autos mit zu wenig Raum für ein Schlagzeug seien eine Beleidigung jeglichen guten Geschmacks.
    Die Beschreibung des Wagens würde wahrscheinlich Honeys schrecklichste Befürchtungen bestätigen. Das mit der Jacke war schon schlimm genug. Ihr wurde übel. Sie wusste es, sie wusste einfach, was Miss Meadows als Nächstes sagen würde.
    »Das Auto war grün mit glänzenden Radkappen und einem schwarzen Verdeck, das offen war. Es war ja ein milder Tag. Dann sind sie weggefahren. Inzwischen waren sie natürlich auch wieder hier. Um die Post abzuholen«, erklärte sie rasch, nachdem sie Honeys fragenden Blick bemerkt hatte. »Manch mal kommt Richard, manchmal sein Freund, der nette junge Mann, der ihn damals abgeholt hat. Das Mädchen war auch mal da, aber nun schon lange nicht mehr.«
    Honey erinnerte sich an die einzige Schicht, die Smudger je verpasst hatte, weil er sich mit Kopfschmerzen krank gemeldet hatte. Da hatte sie die Panik ergriffen. Was wäre, wenn er wirklich ernsthaft krank war und nicht mehr arbeiten konnte?, hatte sie gedacht. Oder, schlimmer noch, was wäre, wenn er |180| ein Vorstellungsgespräch hatte? Jetzt kannte sie die Wahrheit. Er hatte sie angelogen.
    Genau in diesem Augenblick fuhr draußen vor dem Haus ein Mercedes mit Allradantrieb los, der dort geparkt hatte. Ein anderes Auto, das im morgendlichen Verkehr herangerollt war, hielt sofort an, blinkte und stieß in die Lücke. Ein grüner Sportwagen. Der Fahrer stieg aus.
    Honey stand auf. »Vielen Dank für den Tee, Miss Meadows.«
    »Kommen Sie doch mal wieder. Wie war gleich Ihr Name?«
    »Driver. Hannah Driver. Meine Freunde nennen mich Honey.«
    »Wie süß.«
    Die Wohnungstür im Erdgeschoss schloss sich gerade hinter Honey, als Smudger den Haustürschlüssel umdrehte. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er sie sah.
    »Mein Wagen ist ein bisschen vom Haus entfernt geparkt«, sagte sie. »Deswegen hast du ihn nicht gesehen.«
    »Herrgott noch mal!«, murmelte er und schloss die Augen.
    »Ich

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