Dinnerparty
Rekordgeschwindigkeit an den Ort des Geschehens.«
Stefan schwieg. Er war nicht locker. Ganz und gar nicht. Er musste sich dringend beruhigen. Es gab keinen Grund, sauer auf Sophie zu sein. Eigentlich hatte er sich im letzten Sommer doch ganz gut mit ihr verstanden. Sie hatte ihm geholfen, die Morde auf Fehmarn aufzuklären. Zugegebenermaßen hatte sie ihn erst darauf gebracht, dass es sich um Morde handelte. Trotzdem machte ihre Besserwisserei ihn wahnsinnig. Und nun hatte sie wieder eine Leiche aufgetan und vermutete ein Verbrechen. Wofür hielt sie sich? Die Polizei war doch lange genug ohne Sophie ausgekommen.
Sie hatten die Fehmarnsundbrücke hinter sich gelassen. Doch auch auf den Inselstraßen fuhr Robert viel zu schnell.
»Verdammt, Robert. Ich will hier nicht tot am nächsten Baum kleben. Wir müssen gleich abbiegen. Geh endlich vom Gas.«
Robert stöhnte genervt und sah auf den Monitor seines teuren Navigationssystems. Es ärgerte Stefan, dass sein Kollege dieser Kiste mehr traute als ihm. Schließlich war er auf der Insel zu Hause.
»Sie haben das Ziel erreicht«, verkündete die schleppende Stimme des Navis ein paar Minuten später.
Robert stieg übertrieben hart in die Eisen. Die Bremsen quietschten.
»Mann, Robert. Hältst du dich für einen Supercop? Miami Vice? Affig!«
Der Rettungswagen stand in der Einfahrt. Robert parkte den Porsche an der Straße. Sophie stand in der offenen Haustür.
Sie nickte nur kurz und führte sie ins Esszimmer. Stefan hatte nicht erwartet, so ein Chaos vorzufinden. Auf dem Boden lagen zerbrochene Teller, Gläser und das Essen. Es roch allerdings hervorragend. Ihm fiel auf, dass er noch nicht zu Abend gegessen hatte. Der Notarzt kam auf ihn zu.
»Guten Abend. Ich bin Stefan Sperber, Kriminalpolizei. Mein Kollege Robert Feller.«
»Dr. Simon. Tut mir leid, aber wir konnten nichts mehr für sie tun. Sie ist eher ein Fall für die Rechtsmedizin. Gut, dass Sie da sind. Ich hätte sonst die Polizei verständigt. Den Leichenwagen habe ich bereits gerufen.«
Stefan nickte müde und warf einen Blick auf die Tote. Laura Crown war wirklich eine schöne Frau gewesen. Das würde sich in den nächsten Stunden ändern. Er riss sich zusammen.
»Dr. Simon, ist Ihnen an der Toten irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
»Sie riecht nicht nach Bittermandel, falls Sie in die Richtung dachten. Ich bin Notarzt und nicht von CSI. Ich habe den Totenschein ausgefüllt. Ich konnte einen unnatürlichen Tod nicht ausschließen. Die Todesursache ist unklar. Es gibt allerdings keine äußerlichen Anzeichen.«
»Danke, Dr. Simon.«
»Verständigen Sie den diensthabenden Rechtsmediziner?«
Stefan nickte. »Ich muss als Erstes den Staatsanwalt informieren, wie Sie wissen. Und ich werde wohl die Spurensicherung kommen lassen. Der Leichenwagen wird die Tote in das Rechtsmedizinische Institut nach Lübeck bringen. Geben Sie meinem Kollegen doch bitte Ihre Telefonnummer, falls wir noch Fragen haben. Robert …«
Robert holte den Notizblock heraus. Stefan verließ das Esszimmer und sah sich nach Sophie um. Sie stand in der Küche und starrte auf den Boden.
»Alles okay mit dir?«
Sophie sah ihn an und nickte.
»Sind die Gäste weg?«, fragte er weiter.
»Nein. Sie sind auf der Terrasse und trinken weiter. Ich dachte, du willst sie vielleicht noch sprechen.«
»Das war ja richtig schlau von dir.«
Sophie schloss nur kurz die Augen. Sie sah müde aus.
»Stefan, ich habe sie was weiß ich wie lange beatmet. Ich brauche heute keine sarkastischen Bemerkungen mehr, um mich beschissen zu fühlen.«
Er biss sich auf die Unterlippe. Sophie war erschöpft. Sie hatte sich heldenhaft verhalten und versucht, Laura Crown das Leben zu retten. Und sie hatte völlig richtig entschieden, die Polizei zu rufen. Stefan schluckte. Er benahm sich unmöglich. Sophie war nicht einmal unfreundlich gewesen an diesem Abend. Warum konnte er nicht aufhören zu sticheln? Was war nur in ihn gefahren?
*
Sophie hatte es im Haus nicht mehr ausgehalten. Es herrschte dort ein unpassend reger Betrieb. Und Laura lag noch immer auf dem Teppich, neben Spargel, Filet und Riesengarnelen. Der Leichenwagen war gekommen und die Herren vom Bestattungsdienst warteten, dass sie die Tote mitnehmen durften. Dr. Simon und sein Rettungssanitäter räumten ihre Ausrüstung zusammen und Stefan und Robert machten ihre Arbeit. Sie würden gleich mit der Zeugenbefragung beginnen. Alle wollten endlich nach Hause. Sophie lehnte
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