Dinnerparty
allem um Laura Krone. Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen?«
Ricky schluckte und starrte auf seine Hände. »Die konnten sich alle nicht leiden«, flüsterte er. Dann räusperte er sich. »Ich meine, da schwang zum Teil echte Verachtung mit.«
Stefan horchte auf. »Was war mit Laura?«
»Sie war sehr nervös.«
Stefans Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Warum konnte denn niemand einfach Klartext reden?
»Aha, sehr nervös? Was meinen Sie genau damit?«
»Sie hat ziemlich viel getrunken. Zwischen den verschiedenen Einstellungen kam sie immer in die Maske. Ihr Make-up war meistens noch okay, aber sie …«
Ricky verstummte. Stefan wurde allmählich gereizt.
»Aber sie? Was?«
Ricky rutschte nervös auf dem Sofa herum. »Sie hat wirklich viel getrunken. Gegen die Nervosität. Zu Beginn war sie richtig hibbelig gewesen. Später wurde sie ruhiger. Sie hat sich nicht ganz fit gefühlt und sprach davon, dass sie sich vielleicht eine Grippe eingefangen hätte. Und sie hat Tabletten genommen. Vielleicht war es ja nur etwas gegen Kopfschmerzen.«
»Aber Sie vermuten, dass es nicht einfach nur Kopfschmerztabletten waren?«
Der Maskenbildner schloss die Augen und schluckte. »Was soll ich da sagen? Ich weiß es nicht definitiv. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie was Stärkeres zur Beruhigung eingeworfen hat. Ich hätte genauer hinschauen müssen. Ich mache mir die ganze Zeit Vorwürfe. Warum habe ich sie nicht gefragt? Vielleicht hätte ich ihr die Tabletten irgendwie ausreden können. Dann wäre sie wahrscheinlich noch am Leben.«
*
Als Sophie in das Wohnzimmer gerufen wurde, konnte sie aus den Augenwinkeln sehen, dass Stefan die Spurensicherung hatte kommen lassen. Die Männer in weißen Schutzanzügen arbeiteten sich Zentimeter für Zentimeter vor. Jede einzelne Scherbe wurde vorsichtig in einer kleinen Tüte verpackt. Das Team von Enno Gerken würde jeden Winkel nach Fingerabdrücken und DNA-Spuren absuchen.
»Sophie!«
Stefans Stimme ließ sie zusammenfahren.
»Es ist schon spät und du kannst auch gleich nach Hause. Ich wollte nur erst die Dinnergäste befragen, bevor die sich noch mehr besoffen hätten.«
»Ich habe Zeit«, versicherte Sophie und lächelte ihn kraftlos an.
Stefan nickte. »Wie du siehst, nehme ich deinen Verdacht, dass die Crown nicht ohne fremde Hilfe den Löffel abgegeben hat, durchaus ernst.«
Sophie setzte sich und rieb sich die Augen. »Vielleicht spinn ich ja auch! Sie war nur so voller Tatendrang. Als ich sie heute in der Maske besucht habe, war sie nervös, aber trotzdem schrecklich müde. Und zehn Minuten später tot.«
»Ja, ich weiß. Ist dir denn sonst irgendetwas aufgefallen?«
Diese Frage hatte sie sich selbst schon gestellt. »Nein. Mein Fotograf und ich kamen viel zu spät am Tatort, ich meine natürlich Drehort, an. Erst kurz vor dem Hauptgang. Wir hatten über eine Stunde in einem Stau gesteckt. Da war dieser Unfall. Ich war noch kurz in der Maske, um Laura zu begrüßen. Sie war wohl ein bisschen zu lange da. Lasse Anderson, der Produzent, war etwas genervt, dass der Dreh sich so in die Länge zog.«
»Ja, das hat er auch ausgesagt. Was war, als es passierte?«
»Was meinst du?«
»Hat jemand geschrien, gelacht, sich irgendwie komisch verhalten?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben im ersten Moment alles für einen Witz gehalten. Sie dachten, Laura zieht eine Show ab. Es gab ein paar markige Sprüche. Sie habe eine tolle Show geliefert und solle nun mal wieder aufstehen. Ich war selbst überrascht. Dann habe ich aber gemerkt, dass es keine Show gab. Ich habe Erste Hilfe geleistet. Ach, Stefan, es war furchtbar. Ich habe die ganze Zeit befürchtet, dass ich nichts mehr für sie tun kann. Als der Notarzt kam, war ich unendlich erleichtert, von Laura wegzukommen. Er hat alles versucht. Laura hat es nicht geschafft. Sie ist tot und ich will verdammt noch mal wissen, warum sie sterben musste.«
*
Stefan streckte die Beine aus und reckte sich. Das war ein furchtbarer Zeugenmarathon gewesen. Auch wenn er mit jedem Einzelnen nicht länger als fünf Minuten gesprochen hatte, war die Sache anstrengend gewesen. »Eine letzte Frage noch. Weißt du zufällig, in welchem Hotel Laura Krone abgestiegen ist?«
Sophie nickte. »Ja, sie wohnte im Hotel Atlantic.«
»Okay. Feierabend.«
Schölzel klappte den Notizblock zu und entschuldigte sich mit den Worten: »Muss mal eine durchziehen.«
»Kann ich jetzt gehen?«, fragte Sophie
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