Dinnerparty
hast es nach Hollywood geschafft! Klar kannst du davon ausgehen, dass Sascha neidisch ist. So what? Mach einfach weiter.«
Laura nickte.
»Ja, du hast sicher recht. Ich bin nur so schrecklich schlapp und musste mich kurz sammeln. Und dann gehe ich gleich wieder brav in die Küche. Hoffentlich habe ich mir keine Sommergrippe eingefangen. Wo ist denn mein Glas?«
»Vielleicht solltest du lieber einen starken Kaffee trinken?«
Laura überhörte ihre Bemerkung. Sie fand ihren Martini zwischen den Haarspraydosen und leerte das Glas in einem Zug. Nachdem sie sich noch kurz im Spiegel betrachtet hatte, ließ sie ihr Hollywoodlächeln aufblitzen.
»Du siehst fantastisch aus, Laura. Jetzt mach dir keine Gedanken mehr, sondern zieh die Sache durch.«
Laura versuchte zu grinsen. »Du hast vollkommen recht. Aber du warst ja schon immer die Schlaue unter den Schönen. Also dann! Wie auf dem Laufsteg. Kopf hoch und auf in den Kampf!«
3
Die Herren hatten an der festlich gedeckten Tafel Platz genommen. Ricky puderte die glänzenden Gesichter noch einmal ab, während Lasse die ersten beiden fertig angerichteten Teller vor Marcello Mari und Sascha Richter abstellte. Die Scheinwerfer wurden wieder eingeschaltet und die Kameramänner gingen auf Position. Gernot machte noch schnell ein paar Fotos von den Dinnergästen und Laura, die mit den letzten zwei Tellern in der Tür stand und auf die nächste Regieanweisung wartete. Sophie konnte die Spannung regelrecht spüren.
»Das sieht ja köstlich aus«, meinte Rubens mit alkoholschwerer Stimme.
»Das hast du nie im Leben selbst gekocht!«, giftete Sascha Richter. »Hast du da reingespuckt?«
»Nein. Bei deinem Teller habe ich mir etwas ganz Besonderes einfallen lassen.« Laura blitzte ihn wütend an. »Ich habe draufgepisst!«
»Okay«, ging Lasse dazwischen. »Das reicht jetzt. Wir wollen doch heute alle noch mal nach Hause! Laura, wir machen weiter. Auf das Zeichen servierst du die letzten Teller. Erklär bitte kurz, um was es sich bei deiner Hauptspeise handelt. Anschließend wünschst du allen einen guten Appetit. Und dann stoßt ihr an. Alles klar? Ruhe. Wir drehen! Und bitte.«
Laura atmete tief durch. Ihre Augenlider flatterten leicht. Sophie nahm sich vor, Laura nach diesem Gang einen Kaffee aufzuzwingen. Und Mineralwasser.
»Meine lieben Gäste. Das ist mein … mein Hauptgang. Surf and Turf an grünem Spargel. Der Spargel ist gegrillt und mit … äh … Zitronensaft und Olivenöl bestrichen. Rinderfilet und Garnelen. Man kann auch Hummer nehmen, aber… ich könnte keinen Hummer in kochendes Wasser werfen… nein, das wäre ja Mord. Ich hoffe, euch schmeckt meine Variante. In Hollywood lieben wir dieses Gericht.«
Laura stellte die Teller mit Mühe ab und ging zu ihrem Platz.
»Das sieht großartig aus«, freute sich Marcello Mari und lächelte schleimig in die Kamera.
Laura blieb an der Tafel stehen und erhob feierlich ihr Glas. Ihre Stirn glänzte leicht und sie war plötzlich sehr blass. Sophie schielte zu Lasse. Er schien ebenfalls beunruhigt zu sein.
»Meine Lieben! Ich möchte mit euch anstoßen und ein paar Worte sagen.« Laura schluckte schwer und atmete tief. »Es ist ja so schön, dass wir endlich mal wieder alle … alle zusammen an einem Tisch sitzen. Es wurde auch wirklich Zeit für eine ›Dinnerparty‹. Meint ihr nicht auch? Ja … Wie lange ist das jetzt … jetzt … ich … oh, mir ist nicht …«
Laura fiel in sich zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden gekappt hatte. Ihr Rotweinglas zersprang in tausend Splitter. Es schepperte noch Sekunden. Laura hatte sich am Tisch festhalten wollen und die Damastdecke mitgerissen, als sie zusammengebrochen war. Das Tischtuch hatte sie noch in der Hand. Teller und Gläser kullerten zu Boden. Wie die anderen wohl auch, erwartete Sophie, dass Laura aufspringen und lachen würde. Dass sie einfach nur einen bösen Streich gespielt hatte, um der Runde eins auszuwischen. Sie war eine sehr gute Schauspielerin. Doch Laura rührte sich nicht.
Sophie kniete neben Laura nieder und fühlte ihren Puls. Ihre Hände zitterten und ihr eigenes Herz hämmerte so stark, dass sie nicht sicher sagen konnte, ob Laura noch lebte. Sie konnte selbst kaum glauben, dass sie vor vielen Jahren ein paar Semester Medizin studiert hatte. Hatte sie denn gar nichts gelernt?
»Soll ich draufhalten?«, fragte einer der Kameramänner.
»Mach die verdammte Kamera aus, du kranker Vogel«, zischte Sophie. »Lasse, ruf einen
Weitere Kostenlose Bücher