Dinnerparty
an der Hauswand und massierte sich die Schläfen. Was war nur passiert? Das alles ergab überhaupt keinen Sinn. Laura war so euphorisch gewesen, als sie das erste Mal telefoniert hatten. Und nun war sie tot. Man starb doch nicht einfach so von einer Sekunde auf die andere. War Laura krank gewesen? Nein, unvorstellbar. Sie hatte ausgesehen wie das blühende Leben. Aber was dann? Mord? Vor laufenden Kameras? Das war unmöglich. Sophie fröstelte trotz der milden Temperatur. Dr. Simon tippte sie leicht an die Schulter. Sie hatte ihn gar nicht kommen hören und zuckte zusammen.
»Ist mit Ihnen alles in Ordnung?«
Sie nickte nur.
»Sie könnten einen Schock haben«, fragte er besorgt weiter. »Soll ich Sie nicht besser kurz untersuchen?«
Sophie schüttelte den Kopf und lächelte bemüht.
»Danke, aber mir fehlt nichts. Ich bin ein bisschen wackelig, aber das ist ja wohl kein Wunder.«
Der Notarzt sah ihr in die Augen und nickte dann.
Der Rettungssanitäter war bereits dabei, die Ausrüstung in den Krankenwagen zu schaffen.
»Also gut. Wie Sie meinen. Ich sag dann mal Tschüss.«
»Tschüss?«
»In meinem Job ist es nicht so ganz einfach, die richtigen Worte zu finden. ›Auf Wiedersehen‹ will keiner hören und ›noch einen schönen Abend‹ ist meist auch eher unpassend.«
Sophie schmunzelte.
»Na, jetzt lächeln Sie zumindest.«
Dr. Simon schob sie plötzlich sanft zur Seite, um die Männer vom Bestattungsinstitut mit dem Sarg durchzulassen.
»Wird sie in die Rechtsmedizin gebracht?«
Der Notarzt nickte. »Ich kann nicht sagen, woran sie gestorben ist. Und das wird man jetzt klären müssen. Also, machen Sie es gut.«
Als der Sarg verladen war, kehrte Sophie zurück ins Haus. Robert Feller kam ihr entgegen.
»Sophie, kommst du bitte mit auf die Terrasse?« Er lächelte sie schüchtern an. »Wir befragen jetzt alle Zeugen. Stefan wird euch alle einzeln befragen. Nur ganz kurz.«
Sophie ließ sich auf die Terrasse führen. Die Männer rauchten oder blickten betreten in ihr Glas. Es gab keine Witze mehr, keine unpassenden Bemerkungen. Anscheinend war allen klar geworden, dass hier ein Mensch zu Tode gekommen war. Warum auch immer.
*
Stefan Sperber befragte die Dinnergäste der Reihe nach einzeln im Wohnzimmer, während Robert Feller auf der Terrasse dafür sorgte, dass die übrigen sich nicht unterhielten. Stefan hatte bereits mit den Kameramännern, dem Toningenieur, Sophies Fotografen und den Assistenten gesprochen. Leider war dabei nichts herausgekommen. Alle waren geschockt gewesen, aber niemand hatte etwas gesehen oder bemerkt. Stefan hatte sich die Personalien und Telefonnummern geben lassen und die Crew in den verdienten Feierabend entlassen. Mittlerweile waren auch der Polizeifotograf und Kommissar Ingo Schölzel eingetroffen. Stefan war müde und hätte sich gern einen Kaffee gemacht. Er war froh, dass er den Schreibkram jetzt an Ingo abtreten konnte. Victor Rubens kam als Nächster ins Wohnzimmer. Er sah furchtbar aus. Sein Gesicht war viel zu rot und er atmete schwer.
»Möchten Sie ein Glas Wasser?«, fragte Stefan freundlich, nachdem der Produzent sich gesetzt hatte.
Rubens lächelte matt und schüttelte den Kopf. »Danke. Es geht schon. Ich hatte wohl etwas zu viel Rotwein. Diese Sache ist einfach entsetzlich. Sie war doch noch so jung.«
Einen Moment lang befürchtete Stefan, der alte Mann würde in Tränen ausbrechen.
»Wir brauchen nicht lange. Ich möchte nur wissen, ob sie mir irgendetwas zu diesem Abend sagen können, was von Bedeutung sein könnte?«
Rubens schluckte schwer. »Von Bedeutung? Was meinen Sie damit?«
»Haben Sie mitbekommen, dass Frau Krone sich vielleicht unwohl gefühlt hat?«
»Nein. Sie sah blendend aus. Eine Augenweide. Ich bin davon ausgegangen, dass wir eine interessante und unterhaltsame Sendung aufzeichnen. Normalerweise trete ich ja nicht in solchen Shows auf, aber Laura Crown sollte in einer Serie, die ich produzieren werde, eine Hauptrolle spielen. Diese Koch-Show wäre für mich eine wunderbare kostenlose Werbung gewesen.«
Stefan nickte unzufrieden. »Und dann ist Ihre Hauptdarstellerin tot zusammengebrochen?«
Victor Rubens starrte ihn mit offenem Mund an. Dann schloss er die Augen und strich sich mit beiden Händen die wenigen Haare zurück. Als er die Augen wieder öffnete, sah er aus wie ein Kind, das man bei einem Streich erwischt hatte.
»Ich habe gedacht, sie macht einen schlechten Scherz.«
»Einen Scherz?« Stefan
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