Dinnerparty
lässt. Sie wurde vielleicht vergiftet.«
Lutz ließ sich auf seinen Stuhl sinken. Warum hatte er das verdammte Telefon nicht einfach klingeln lassen?
»Jetzt komm mal runter. Giftmord vor laufender Kamera? Warum schreibst du keine Drehbücher? An Fantasie scheint es dir nicht zu mangeln.«
»Lutz, was ist los?«
Er hatte keine Wahl. Sie würde ihn so lange bearbeiten, bis er ihr etwas sagte. Spektakuläres hatte er sowieso nicht anzubieten. Lutz schloss ein Verbrechen aus. Er würde Sophie sagen, was er wusste. Dann hatte er wieder seine Ruhe vor ihr.
»Die Gute hatte echt einiges intus. Da stehen zwar noch ein paar Laboruntersuchungen aus, aber manches wissen wir schon jetzt. Die Toxikologen untersuchen den Kleinkram. Blut, Gewebe … Na, du weißt schon.«
»Was hatte sie intus?«
»Ich habe ihre Organe in der Hand gehabt. Sie trinkt schon länger. Ihre Nasenscheidewand ist ziemlich auf, wenn du kapierst, was ich meine. In ihrem Magen habe ich Reste von Tabletten gefunden. Ich bin mir sicher, dass das Labor von Psychopharmaka bis Valium alles Mögliche finden wird. Laura hat ihrem Körper einiges zugemutet.«
»Lutz, ich weiß, du hältst mich für das nervigste Ding unter der Sonne, aber könnte es nicht sein, dass sie zumindest an diesem Abend das ganze Zeug nicht freiwillig genommen hat?«
»Soll das ein Witz sein? Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass sie gezwungen wurde, etwas zu nehmen.«
»Wäre es nicht möglich, dass ihr jemand heimlich etwas ins Glas gegeben hat?«
»Was denn? Koks wird noch immer durch das Näschen konsumiert, soviel ich weiß. Das Valium oder sonst ein Medikament im Wein aufzulösen und sie vor ich weiß nicht wie vielen Fernsehkameras in ihr Glas zu geben, halte ich für eine eher gewagte Theorie.«
»Ja, du hast wahrscheinlich recht. Ich verstehe einfach nicht, dass sie so dumm war. Sie hatte jede Menge Pläne. Ihre Chancen, in Deutschland nicht nur wieder Fuß zu fassen, sondern eine ganz neue erfolgreiche Karriere zu starten, waren riesig.«
»Sophie, deine Freundin hat einfach übertrieben. Wahrscheinlich hat sie Antidepressiva, Beruhigungs- und Aufputschmittel konsumiert und das Ganze mit jeder Menge Alkohol zu sich genommen. Dazu hat sie gekokst. Sie war untergewichtig. Zu viel von allem. Es war ein tragischer Unfall. Ist ja nicht das erste Mal, dass ein Promi nach einem tödlichen Medikamentencocktail umkippt. Also, vergiss deine Mordtheorie. Wie gesagt, es stehen noch ein paar Untersuchungen im Labor aus, aber ich bin mir fast sicher, dass Laura Krone selbst schuld ist an ihrem frühen Tod.«
11
Sophie lief kopflos durch die Wohnung. Ben musste jede Minute da sein. Er hatte vor einer halben Stunde angerufen und gesagt, dass sie gleich am Elbtunnel wären. Sophie füllte einen Sektkübel mit Eis und legte eine Flasche Prosecco und zwei Bier hinein. Anschließend stellte sie den Kübel auf den Tisch im Garten. Das Wetter war traumhaft. Sie hatte beschlossen, dass sie am Abend grillen würden. Nach der langen Autofahrt hatten Ben und seine Freundin sicher keine Lust, gleich wieder in ein Auto zu steigen, um in ein Restaurant zu fahren. Sophie hatte auf der Rückfahrt vom Notar am Fischmarkt haltgemacht und Unmengen Riesengarnelen und Thunfischsteaks gekauft.
»Hoffentlich isst seine Freundin auch Fisch«, sagte sie laut. Sie neigte zu Selbstgesprächen. Als Pelle noch lebte, hatte sie eben mit ihm geredet, aber nach seinem Tod war diese Angewohnheit nur noch traurig und lächerlich. Als es klingelte, zuckte sie zusammen. Sie war viel zu nervös. Sie warf einen schnellen Blick in den Spiegel. Sie trug Jeans und ein schlichtes T-Shirt. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie wollte auf keinen Fall zu schick sein. Bens Freundin war sicher bequem angezogen und nach der langen Reise nicht mehr taufrisch. Es klingelte wieder. Sophie atmete durch und öffnete die Tür.
»Ben! Endlich!«
Ben sah großartig aus. Er war braun gebrannt, sein Haar länger und noch blonder.
»Hallo, Süße! Ich bin baff. Das ist ja ein echtes Anwesen, in dem du jetzt residierst. Ein kleines Schlösschen für die Prinzessin.«
Er nahm sie in den Arm, küsste ihre Wangen und drückte sie ganz fest.
»Schön, dass du da bist. Es tut so gut, dich zu sehen.«
In diesem Moment rannte ein Hund an ihr vorbei ins Haus.
»Du hast einen Hund?«
»Sozusagen, ja. Sie ist nicht wirklich ein Hund. Außerdem ist sie noch ein halbes Baby.«
Sophie sah sich suchend um.
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