Dinnerparty
großes Geheimnis, dass er auf hübsche Schauspielerinnen stand und seine Macht gern ein bisschen spielen ließ, um eine heiße Affäre zu beginnen. Natürlich wusste Marlene das. Doch sie hatte schon immer so getan, als wäre das nicht wahr. Während er den Koffer für ein heißes Wochenende packte, arrangierte sie die Blumen in der Vase neu und wünschte ihm viel Spaß und Erfolg. Marlene war die perfekte Ehefrau. Sie war gepflegt, hatte ein sicheres Händchen für Haus und Garten, und trotz ihres Alters, Marlene war 58 Jahre, war sie durch ihre Tennisstunden und die Golfrunden fit und straff. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, jeden Morgen zu schwimmen. In ihrer Hamburger Villa hatten sie einen Innenpool und einen beheizbaren Außenpool. Doch auch hier am Kellersee drehte sie täglich bei Wind und Wetter ihre Runden. Selbst eine geschlossene Eisdecke würde sie nicht aufhalten, dachte Victor. Marlene war stur.
»Kann ich dich denn überhaupt allein lassen?«
Victor sah sie fragend an.
»Na, ich wollte heute doch eigentlich mit Käte nach Sylt fahren.«
Victor erinnerte sich. Sie wollten Wellness machen. Perfekt!
»Natürlich fährst du! Ich komme klar. Und genug zu tun habe ich auch. Schließlich muss ich die Rolle neu besetzen.«
»Ja, wie dumm, dass Laura … na, du weißt schon.«
»Sie ist tot, Marlene! Tot!«
Marlene senkte den Blick. Trotzdem konnte er sehen, dass ihre Augen funkelten.
*
Sophie war gleich nach dem Frühstück aufgebrochen. Antonia hatte geweint und auch Tina hatte so enttäuscht aus der Wäsche geschaut, dass sie spontan versprochen hatte, sich eines der nächsten Wochenenden freizuhalten und zumindest für ein paar Tage nach Fehmarn zu kommen. Auf der Rückfahrt nach Hamburg hatte sie ihren Chefredakteur angerufen. Der Mann war aus allen Wolken gefallen, als sie ihn darüber informieren musste, dass Laura tot war. Sophie hatte ihm angeboten, sich über eine Ersatzstory Gedanken zu machen, und ihm erklärt, dass sie aufgrund der Ereignisse heute nicht in die Redaktion kommen würde. Jetzt wirbelte Sophie mit dem Staubsauger durch die Wohnung und machte nebenbei eine Einkaufsliste. Als Nächstes würde sie ihr Bett frisch beziehen. Sie hatte beschlossen, Ben und seiner Freundin ihr Schlafzimmer zu überlassen und selbst im Wohnzimmer auf der Couch zu schlafen. Sophie zuckte zusammen, als das Telefon klingelte und sie aus ihren Gedanken riss. Mit einem eleganten Fußtritt schaltete sie den Staubsauger aus und nahm das Gespräch an.
»Ja?«
»Spreche ich mit Sophie Sturm?«
Sophie setzte sich auf das Sofa.
»Ja, ich bin Sophie Sturm.«
»Guten Tag, Frau Sturm. Mein Name ist Dr. Sigmund Hansen. Ich bin Rechtsanwalt und Notar. Frau Krone hat in unserer Kanzlei einen Brief für Sie hinterlassen, der im Falle ihres Ablebens an Sie ausgehändigt werden soll.«
Es war nicht leicht, sie sprachlos zu machen, doch jetzt suchte Sophie nach Worten.
»Ich … ich glaube, ich verstehe nicht recht.«
»Die Polizei hat mich über den plötzlichen Tod von Laura Krone informiert. Anscheinend hat man bei ihren persönlichen Sachen eine Notiz gefunden, dass ich im Falle ihres, na, Sie wissen schon, zu informieren sei.«
Sophie schnappte nach Luft. »Was für ein Brief?«
»Es tut mir leid, der Inhalt ist mir selbstverständlich unbekannt. Ich habe nur den Auftrag, den Brief an Sie persönlich zu übergeben. Ist es Ihnen möglich, in die Kanzlei zu kommen?«
*
Lutz Franck hatte am Morgen mit seinem Kollegen bereits die äußere Leichenschau vorgenommen. Die Tote war fotografiert worden und man hatte Proben von Haaren, Fingernägeln und Körperflüssigkeiten genommen. Jetzt saß Lutz an seinem mit Akten vollgestapelten Schreibtisch und wartete auf Stefan Sperber. Nebenbei trank er einen fast kalten Kaffee und ärgerte sich über Sophie. Er hatte gehofft, nie wieder etwas von ihr zu hören. Im letzten Sommer hatte er Kopf und Kragen riskiert, um ihr zu helfen. Eigentlich waren sie quitt. Und jetzt war sie wieder in einen Todesfall involviert. Und sie würde nicht lockerlassen. Am Ende war sie wieder besser informiert als die ermittelnden Beamten. Aber hatte er eine Wahl? Als es endlich klingelte, war Lutz erleichtert. Er öffnete die Tür und ließ Stefan Sperber und Robert Feller herein.
»Meine Herren!«
»Morgen, Lutz«, grüßte Robert. Stefan nickte nur mürrisch.
»Ich habe schon mal alles vorbereitet und mir die Leiche genauer angesehen. Es gibt keine
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