Dinnerparty
einfach zusammengebrochen. Der Notarzt hat noch versucht, sie wiederzubeleben.«
Ben nahm ihre Hand. »Warum hast du mir nichts gesagt? Wir haben gestern doch telefoniert.«
Sophie lächelte traurig. »Ich weiß es nicht. Ich habe mich so über deinen Anruf gefreut. Ich habe in diesem Moment fast vergessen, dass ich einen schlimmen Abend hinter mir hatte.«
»Jetzt mal im Ernst. Wart ihr gut befreundet? Ich meine, bist du traurig?«
Sophie schüttelte den Kopf. »Nein, wir waren nicht befreundet. Ich glaube, niemand war mit Laura befreundet. Dazu hätte sie ja etwas von ihrer Persönlichkeit preisgeben müssen. Sie hatte sich immer unter Kontrolle. Angeblich ging es ihr stets blendend. So war sie schon immer, auch zu unseren Model-Zeiten. Irgendwie hat sie mich dadurch auch beeindruckt, weil sie funktionierte wie eine Maschine. Es gibt nicht viele Menschen, die so ehrgeizig und durchtrieben sind. Sie hatte außerdem einen schrägen Humor und eine dreckige Lache. Das mochte ich wirklich an ihr.«
»Woran ist sie denn gestorben?«
»Das ist die Frage. Lutz hatte sie auf dem Tisch. Sie hatte wohl jede Menge Zeug im Blut. Lutz hat Tablettenreste in ihrem Magen gefunden und tippt auf Beruhigungs- oder Aufputschmittel, vielleicht auch beides. Sie hat getrunken und wohl auch gekokst.«
»Wow! Das haut den stärksten Kerl aus den Schuhen. Wusstest du, dass sie Drogen nimmt?«
»Drogen?« Sophie atmete tief durch. »Klar hat sie hier und da mal was eingeworfen, aber drogensüchtig war sie, zumindest damals, meiner Meinung nach nicht. Dafür war sie ein viel zu großer Kontrollfreak. Wenn, dann hatte sie es eher mit Medikamenten.«
Ben hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Wieso wusste sie bereits, was bei der Obduktion herausgekommen war? Im Grunde konnte das nur bedeuten, dass Sophie sich der Sache mal wieder persönlich angenommen hatte.
»Und Lutz Franck meint, sie hat sich in der Dosierung etwas vertan?«
»Ja, das meint Lutz.« Sophie hatte einen Ausdruck im Gesicht, den er sehr gut einschätzen konnte. Sie hatte sich bereits ihr eigenes Bild gemacht. Ben seufzte und fragte trotzdem: »Und du glaubst das nicht?«
Sophie sah ihm direkt in die Augen.
»Nein, ich glaube, dass sie ermordet wurde.«
»Ermordet? Jetzt mach aber mal einen Punkt.«
Sophie sprang auf und sah ihn trotzig an. »Ich bin gleich wieder da. Ich werde dir was zeigen, was dich überzeugen wird. Laura hatte einen Feind.«
Ben sah ihr nach, wie sie wütend ins Haus ging. Er öffnete sich ein weiteres Bier. Wieso musste ausgerechnet Sophie noch einmal so etwas passieren? Er wünschte ihr, dass ihr Leben wieder schön und aufregend wurde. Eine Leiche passte da nicht ins Konzept. Und ein Mordopfer schon gar nicht.
»Hier, lies das!« Sophie kam wieder in den Garten und reichte ihm ein Schreiben in einer Klarsichtfolie.
»Was ist das?«
»Ich habe diesen Brief heute Nachmittag von Lauras Notar erhalten.«
Ben verstand die Zusammenhänge noch immer nicht. »Wieso du?«
»Das weiß ich auch nicht. Laura hat eben mich dazu auserkoren, ihre letzte Botschaft zu erhalten, im Falle ihres Todes. Interessant ist doch, dass sie überhaupt mit ihrem baldigen Tod gerechnet hatte.«
Liebe Sophie,
ich gehe davon aus, dass ich jetzt, da Du diese Zeilen liest, tot bin. Ich hoffe, ich hatte einen dramatischen Abgang und habe auch als Leiche noch umwerfend ausgesehen. Vielleicht habe ich es ja auf diese Weise endlich auf die Titelblätter geschafft. Ich gehe mal stark davon aus, dass ich ermordet wurde. Ich habe die ganze Situation wohl unterschätzt. Ich hätte mir Hilfe suchen sollen, aber dann hätte ich mir meine Angst eingestehen müssen. Du kennst mich. Ich kann es nur schwer ertragen, wenn jemand anderes die Regie übernimmt. Sonst wäre ich sicher auch eine bessere Schauspielerin geworden. Ich weiß, dass ich keine einfache Person bin oder besser war. Ich habe einigen Leuten das Leben ziemlich schwer gemacht. Leider vergesse ich schnell. Es scheint aber jemanden mit einem besseren Gedächtnis und einem nachtragenden Wesen zu geben. Seit ich von Victor das Angebot bekommen habe, in seiner neuen Serie zu spielen, bekomme ich diese Briefe. Es sind zwei, um genau zu sein. Der erste wurde mir nach Hollywood geschickt, der andere ins Hotel. Ich habe die Sache nicht ernst genug genommen, denn sonst wäre ich wahrscheinlich nicht tot und Du nicht in der furchtbaren Situation, einer Toten einen letzten Gefallen zu tun. Liebe Sophie, beim Schreiben
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