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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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äußerlichen Verletzungen«, erklärte Lutz, als er die Männer zum Sektionsraum führte.
    »Ist schon komisch«, meinte Robert. »Ich fand die Crown immer echt sexy. Hätte nie gedacht, dass ich sie mal nackt sehen würde.«
    Lutz grinste böse. »So werden Träume wahr!« Dieser Feller ging ihm gehörig auf die Nüsse. Sah immer aus wie aus dem Ei gepellt, und machte auf supercool. Trotzdem hatte er den Obduktionssaal schon öfter verlassen, weil ihm schlecht geworden war. Weichei! »Und ihre Organe kannst du dir gleich auch noch ansehen! Ihr Teint sieht allerdings nicht mehr nach kalifornischer Bräune aus. Sie hat übrigens Silikonmöpse. Wirkt ein bisschen merkwürdig. Nicht erschrecken!«
    Stefan schüttelte ungläubig den Kopf. »Ihr seid ja krank!«
    Lutz öffnete die Tür zum Sektionsraum. Sein Assistent sortierte die Instrumente, die für die Leichenöffnung gebraucht wurden. Er blickte auf und nickte den Beamten zu. Laura lag auf dem Stahltisch.
    »Wie Schneewittchen«, murmelte Stefan.
    »Stimmt«, meinte Lutz Franck munter und nahm sein Diktiergerät zur Hand. »Dann wollen wir mal. Wir haben hier die Leiche von Laura Krone, Künstlername Laura Crown. Weiblich, 32 Jahre alt, Körpergröße 1,77, Gewicht 54 Kilo. Die Toxikologie hat bereits Proben. Äußerlich sind keine Verletzungen zu erkennen. Ich werde jetzt den Brustkorb öffnen.« Lutz legte das Diktiergerät zur Seite und griff zum Skalpell, um den Y-förmigen Schnitt vorzunehmen.

10
     
    Lasse Anderson saß am Schreibtisch in seinem Büro in St. Georg. Er trank bereits den dritten Latte macchiato und rauchte Kette, um seine Nerven zu beruhigen. Der Qualm hing schwer in dem sonnendurchfluteten Loft. Er musste unbedingt Gäste für eine neue ›Dinnerparty‹ akquirieren. Die Aufzeichnungen mit Laura Crown waren nicht sendbar, das war ihm klar. Sein Vertrag mit dem ausstrahlenden Fernsehsender war knallhart. Wenn er keine Folge anbieten konnte, aus welchen Gründen auch immer, würde er nicht bezahlt werden. Trotzdem hatte er Kosten. Die Kameramänner, Assistenten, Tonleute und auch sein Maskenbildner würden selbstverständlich ihr Honorar verlangen. Wie sollte er die Leute bezahlen? Lasse öffnete die Balkontür, um endlich frische Luft hereinzulassen. Er brauchte Sauerstoff, um klar denken zu können. Warum war diese verfluchte Laura Crown nicht einfach nach dem Dessert zusammengebrochen? Er hatte einfach verdammtes Pech. Sicher hätte man dann darüber streiten können, ob es pietätlos wäre, die Folge auszustrahlen, aber er hätte dem Sender zumindest etwas anbieten können. Nur ein paar Gehminuten von seinem Büro entfernt lag die Außenalster. Bei diesem Wetter würden wieder unzählige weiße Segelbötchen durch die seichten Wellen dümpeln. Wie sehr er die Menschen beneidete, die diesen Tag einfach nur genießen konnten. Schlecht gelaunt wühlte er wieder in seinen Unterlagen. Ex-Big-Brother-Bewohner und zu früh gescheiterte Kandidaten diverser Castingshows bewarben sich ohne Ende. Aber wer wollte die schon kochen sehen? Er brauchte zumindest B-Prominenz. Er musste unbedingt noch mal bei den verschiedenen Produktionsfirmen der Soaps anrufen. Irgendein Seriensternchen müsste doch zu haben sein. Oder sollte er einfach noch ein paar Tage warten? Lauras Tod würde durch die Medien geistern. Vielleicht ging die Sache doch noch richtig gut für ihn aus. Wahrscheinlich war es egal, dass Laura einen Gang zu früh gestorben war. Seine Sendung würde genug Presse kriegen. Der Mensch war von Natur aus neugierig. Die Zuschauerquote würde in die Höhe schießen. Mit Sicherheit würde er sich vor prominenten Kandidaten gar nicht mehr retten können. Es war sich schließlich niemand zu schade, wenn die Einschaltquote stimmte. Und was war mit den Aufnahmen von Lauras ›Dinnerparty‹? Verkaufen konnte er die immer noch. Geschmacklos oder nicht. Man würde ihm viel Geld für die Todesszene bieten. Und jetzt sollte er unbedingt die Presse verständigen. Laura Crown war tot. Das musste die Öffentlichkeit doch wissen. Manchmal musste man eben über Leichen gehen.
     
    *
     
     
    Sophie hatte sofort alles stehen und liegen gelassen. Sie hatte Jeans und T-Shirt gegen ein seriöses Sommerkleid getauscht und war in ihren BMW gesprungen. Viel zu schnell fuhr sie durch die Stadt zu der Kanzlei in der Nähe der Außenalster. Sie platzte beinahe vor Neugier. Was zum Teufel hatte Laura ihr mitzuteilen? Was wollte sie ihr zukommen lassen? Der Notar hatte gesagt,

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