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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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»Wo ist deine Freundin?«
    »Das ist meine Freundin.«
    »Du hast gar keine Freundin?«, fragte sie verwirrt.
    »Der Hund ist die Freundin. Mein Gott, Sophie. Darf ich auch reinkommen?«
    »Entschuldige!« Sophie trat zur Seite und ließ Ben hinein. »Ich dachte nur, du würdest eine Frau mitbringen.«
    »Sie ist ein Weibchen. Und ich hätte jetzt echt gern ein Bier.«
    Sophie fing an zu lachen. »Ich hoffe, dein Weibchen mag Prosecco und Riesengarnelen. Davon habe ich nämlich reichlich.«
    Ben grinste. »Ich glaube, sie bevorzugt Wasser.«
    Sophie führte Ben in den Garten. Er schnappte sich eine Flasche und ließ sich in einen Gartenstuhl plumpsen. Die kleine Hundedame war bereits dabei, die Beete umzugraben. Sie war sehr schlank. Ihr Fell war weiß. Nur um die Augen bis einschließlich der riesigen hoch stehenden Ohren und am Rücken war ihr Fell rotbraun.
    »Du bist also auf den Hund gekommen. Wie heißt sie denn?«
    »Das ist Ronja.«
    Die Hündin blickte auf, als sie ihren Namen hörte. Ihre rosa Nase war vom Wühlen in der Erde ganz schwarz.
    »Sie sieht ein bisschen aus wie eine Fledermaus. Was ist denn da alles drin?«
    Ben erhob den Finger. »Oh, oh. Sollte es tatsächlich etwas geben, von dem Frau Sturm keine Ahnung hat? Ronja ist ein Podenco Ibicenco.«
    »Aha. Ist das ein anderes Wort für ›spanische Promenadenmischung‹?«
     
    »Nein, meine Liebe. Diese Hundedame ist ein direkter Nachfahre des altägyptischen Pharaonenhundes. Es gibt Höhlenzeichnungen, die diese Hunde zeigen, und die sind über 6.000 Jahre alt.«
    Sophie starrte Ben an. Noch war sie sich nicht sicher, ob er sie auf den Arm nehmen wollte.
    »Ich weiß das alles auch erst seit kurzem«, gab Ben zu. »In Spanien werden diese Hunde zur Kaninchenjagd eingesetzt. Es sind Gebrauchshunde. Pepe, ein Bekannter von mir auf Ibiza, jagt und züchtet selbst. Ronja war die kleinste und schwächste in einem Wurf. Nach wenigen Wochen wurde ihre Mutter unglücklicherweise überfahren. Ihre Geschwister waren bereits kräftig genug, aber für Ronja sah Pepe keine Chance. Wie gesagt, diese Hunde sollen jagen. Da wird nicht mit dem Fläschchen gepäppelt. Pepe meinte, er würde sich wohl um die Sache kümmern müssen.«
    Sophie schauderte. »Er wollte sie töten?«
    »Er wollte nicht, dass sie leidet«, erklärte Ben achselzuckend.
    »Und dann hast du sie gerettet?«
    »Ich habe sie mitgenommen, ja.«
    Sophie war ganz gerührt. »Ronja!«
    Die kleine Hundedame sprang auf sie zu. Erst jetzt entdeckte Sophie den kleinen rotbraunen Fellfleck mitten auf ihrem Kopf.
    »Das ist ja süß.«
    »Süß?« Ben sah sie empört an. »Das ist das dritte Auge. In einer Sage heißt es, dass die phönizische Göttin Tanit einige dieser Hunde mit der heiligen roten Erde von Ibiza gesegnet hat, als lebende Nachfahren des Gottes Anubis. Und da wären wir wieder bei den alten Ägyptern. Also? Respekt vor dieser göttlichen Kreatur, die sich gerne danebenbenimmt und Leckereien klaut. Darum Ronja.«
    »Die Räubertochter. Wahnsinn! Ben, ich bin echt beeindruckt.«
    Ben reckte sich und sah sich um.
    »Und ich bin wirklich baff. Es ist wirklich schön hier. Eine Villa an der Elbe! Und trotzdem nicht so Schickimicki wie in Eppendorf.«
    »Ich mag Eppendorf! Aber du hast schon recht. Ich wollte nicht mehr dort wohnen. Nach dem Fehmarn-Ding hatte ich plötzlich das Gefühl, nicht mehr mitten in der Stadt leben zu können. Stell dir vor, ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt, ganz aufs Land zu ziehen.«
    Ben sah sie mit großen Augen an. »Du auf dem Land? Schnapsidee!«
    »Weiß ich, aber ich wollte zumindest näher ans Wasser. Ich fühl mich wirklich sauwohl hier. Allerdings gibt es noch jede Menge zu tun.«
    »Na, wie praktisch, dass ich da bin.«
    »Ach, Ben, ehrlich gesagt habe ich schon wieder ganz andere Probleme.«
    »Was ist los?«
    Sophie schenkte sich noch ein Glas Prosecco ein.
    »Ich habe dir doch von Laura Crown erzählt.«
    »Ja, deine Model-Freundin, die Schauspielerin, die in dieser Koch-Show gekocht hat. Das hast du mir gemailt. Wie war sie denn?«
    »Das Essen war ganz gut, glaube ich, nur Laura ist vor dem Hauptgang vom Stuhl gekippt!«
    Ben blickte Sophie amüsiert an. »War sie besoffen?«
    Sophie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Sie war tot!«
     
    *
     
    Ben sah Sophie entsetzt an. Ihm wäre fast die Bierflasche aus der Hand gefallen. Hatte er sie richtig verstanden?
     
    »Tot? Du machst Witze!«
    Sophie schluckte. »Leider nicht. Laura ist tot. Sie ist

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