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Dinnerparty

Titel: Dinnerparty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
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dieser Zeilen war ich nicht mehr ganz nüchtern, aber voller Angst. Der Brief war sicher eine kranke Idee, aber er zeigt auch, in was für einem schrecklichen Zustand ich gerade bin. Ich will, dass mein Mörder zur Rechenschaft gezogen wird. Und Du bist eine gründliche Journalistin. Auch wenn wir uns nie wirklich nahestanden, bitte ich Dich, herauszufinden, wer mich umgebracht hat.
     
    Ben ließ den Brief sinken und starrte Sophie an.
    »Alter Schwede! Deine Laura hat ja einen kranken Humor. Post mortem.«
    Sophie nahm den Brief wieder an sich und nickte.
    »Ist ein bisschen schräg, oder?«
    »Ein bisschen schräg? Das ist vollkommen irre.« Ben trank einen Schluck Bier und schüttelte den Kopf. Dann sah er sie ernst an. »Wieso liegt der Brief bei dir?«
    Sophie zuckte mit den Schultern. »Das habe ich dir doch gesagt. Der Notar hat mir die Briefe gegeben.«
    »Das meine ich nicht, und das weißt du auch.«
    Sophie sah ihn fragend an.
    »Verdammt, Sophie, das ist eventuell Beweismaterial. Das muss zur Polizei. Das ist der Brief einer Toten, die den Verdacht hatte, dass ihr jemand nach dem Leben trachtet. Was glaubst du, was Stefan mit dir macht, wenn er erfährt, dass du das Zeug hier zurückhältst?«
    Sophie sah ihn beleidigt an. »Nun mach aber mal ’nen Punkt! Ich habe das erst heute erhalten«, rechtfertigte sie sich mürrisch. »Ist doch wohl klar, dass ich mir das erst mal genauer ansehen möchte, bevor ich es Stefan gebe. Ich erfinde schon eine Notlüge, warum ich ihn nicht sofort verständigt habe.«
    Ben sah sie eindringlich an. »Du wirst eine verdammt gute brauchen.«
    »Außerdem wollte ich erst vernünftige Kopien davon machen.«
    »Wozu?«
    Sophie strich sich das Haar zurück und griff nach ihrem Glas.
    »Ich habe ja wohl so was wie einen Auftrag.«
    »Deine Auftraggeberin ist tot.«
    »Genau! Das ist ja der Grund für diesen Auftrag. Ich werde der Sache auf jeden Fall nachgehen.«
    Er war nicht überrascht. Im Gegenteil. Alles andere hätte ihn verwundert.
    »Was willst du denn machen?«
    »Ich werde die Gäste der ›Dinnerparty‹ besuchen und ihnen auf den Zahn fühlen. Und du wirst mir dabei helfen.«
    Ben sah sie eindringlich an. »Es ist noch gar nicht lange her, da haben dich deine Schnüffeleien um ein Haar das Leben gekostet.«

12
     
    Freitag
     
    Sophie wurde von einem leisen Fiepen geweckt. Im ersten Moment musste sie an Pelle denken. Natürlich war er es nicht, der sie mit neugierigen Augen anblickte. Die kleine Ronja stand schwanzwedelnd vor ihrem Bett.
    »Musst du mal Pipi?«
    Sophie rollte sich müde aus den Federn. Der Hund sprang sofort begeistert an ihr hoch.
    »Jetzt komm, bevor vor lauter Freude noch was danebengeht.«
    Sophie warf einen Blick auf den Wecker. Es war tatsächlich schon nach acht Uhr. Kein Wunder, dass Ronja rausmusste. Sophie schlich in den Wintergarten und öffnete ihr die Tür nach draußen. Es war ein herrlicher Morgen. Kein Wölkchen am Himmel. Während Ronja zufrieden in den Blumenbeeten buddelte, überlegte Sophie, was sie als Nächstes tun sollte. Sie hatte sich bereits die halbe Nacht darüber den Kopf zerbrochen. Ihr war klar, dass sie der Sache auf den Grund gehen musste. Wenn es diese Briefe nicht gäbe, hätte sie sich vielleicht damit abfinden können, dass eine unfreiwillige Überdosis Lauras Leben ein Ende gesetzt hatte. Nun kam das nicht mehr infrage. Es gab einen Menschen, der ihr gedroht hatte. Wer? Einer der Dinnergäste? Den ersten Brief hatte Laura erhalten, nachdem sie den Vertrag von Victor Rubens unterschrieben hatte. Und Rubens war Dinnergast gewesen. Sophie kam sich plötzlich selbst lächerlich vor. Warum sollte gerade er seine zukünftige Hauptdarstellerin umbringen? Mit aus der Luft gegriffenen Verdächtigungen kam sie nicht weiter. Nein, sie musste bei Laura anfangen. In welcher Verfassung war sie am besagten Abend tatsächlich gewesen?
    »Ricky!«, sagte sie laut zu sich selbst. Natürlich! Ricky war der Maskenbildner. Er hatte genug Zeit mit ihr verbracht. Vielleicht hatte sie ihm gegenüber einen Verdacht geäußert. Sicher hätte er es auch bemerkt, wenn Laura Tabletten genommen hätte. Noch war es zu früh, Ricky anzurufen. Sophie beschloss, erst mal zu duschen. Sie ließ Ronja weiter draußen toben. Der Garten war eingezäunt. Die kleine ägyptische Gottheit konnte nicht abhauen. Eine halbe Stunde später schlüpfte Sophie in Jeans und T-Shirt und griff nach dem Autoschlüssel. Sie schielte noch kurz ins Wohnzimmer. Ben

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