Dinnerparty
schlief noch immer. Ronja hatte sich neben die Couch gelegt und döste zufrieden vor sich hin. Auf dem Parkettboden hatte sie eine Spur schwarzer Erde hinterlassen. Sophie schrieb Ben eine kurze Notiz, schnappte dann ihre Tasche und lief zu ihrem Wagen. Noch auf der Auffahrt wählte sie Rickys Nummer.
»Ja?«, meldete sich Ricky verschlafen.
»Ricky? Hier ist Sophie Sturm.«
»Sophie! Was gibt’s?«
»Wo bist du gerade?«
»Wo ich bin? Guck mal auf die Uhr! Ich bin zu Hause. Nach diesen Vorkommnissen bin ich auch ziemlich froh, nicht gebucht zu sein. Ich muss zum Glück erst übermorgen wieder pinseln und toupieren.«
»Hast du schon gefrühstückt?«
»Kaffee und Zigaretten.«
»Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit was Richtigem: Croissants, Eier, Obstsalat?«
»Was soll das? Bist du jetzt auch noch Ernährungsberaterin?«
»Wo wohnst du?« Sophie startete ihren Wagen und ließ das Dach des Cabrios zurückfahren.
»Wo wohnt wohl ein schwuler Maskenbildner?«
Sie musste nicht lange überlegen.
»St. Georg. Können wir uns in einer halben Stunde im Café Uhrlaub treffen? Ich lade dich ein.«
»Kannst du mir vielleicht mal sagen, worum es eigentlich geht?«
»Ich würde gern mit dir über den bewussten Abend sprechen.«
»Über Lauras Überraschungsparty?«
»Genau!«
»Das war eine furchtbare Nacht«, meinte Ricky leise. »Ich will das alles am liebsten vergessen. Und überhaupt, was gibt es da noch zu reden? Laura ist tot.«
*
Ben schlug die Augen auf und starrte ein paar Sekunden auf die wunderschöne Stuckdecke. Sophie hatte wirklich eine Traumwohnung in einem Traumhaus gefunden. Er freute sich für sie. Er wuschelte sich durch die blonden Locken und setzte sich auf. Sein Blick fiel auf das Parkett und die schwarzen Dreckklumpen.
»Ronja!«
Nichts.
»Sophie?«
Jetzt erst bemerkte er den Zettel auf dem Tisch neben dem Sofa.
Guten Morgen, der Kühlschrank ist voll. Lass es dir schmecken. Ich habe mit der Arbeit begonnen. Werde den Fall aufklären.
Ben verdrehte die Augen. Warum konnte sie die Sache nicht der Polizei überlassen? Er stand auf und rief erneut nach Ronja. Ein leises Tapsen kam aus der Richtung, in der Sophies Schlafzimmer lag. Ein paar Sekunden später stand ein dreckiger gähnender Hund vor ihm.
»Das hast du nicht gemacht! Ronja!«
Sie gähnte wieder. Ein typisches Verlegenheitsgähnen. Ben ging an Ronja vorbei. Sophies mit weißer Seidenbettwäsche bezogenes Federbett hatte eine schwarze verdächtige Kuhle.
»Ganz toll.«
Er blickte sich um. Ronja hatte sich verzogen.
»Das werden wir beichten müssen!«, rief er und grinste. Ronja war einfach schlau. Sie nutzte jede Situation für sich aus. Und sie war so süß, dass man schwer mit ihr schimpfen konnte, dabei hatte sie ein bisschen Erziehung bitter nötig. Nachdem er den Schaden genauer begutachtet hatte, wählte er Sophies Nummer. Sie ging sofort ran.
»Guten Morgen.«
»Auch schon wach?«, meldete sie sich fröhlich. »Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Ich geh mal davon aus.«
»Wo steckst du?«
»Ich treffe mich gleich mit Ricky.«
»Wer ist Ricky?«
»Der Maskenbildner. Ich kenne ihn noch von früher. Wir gehen zusammen frühstücken.«
»Mir ist nicht ganz klar, warum …«
»Ach, Ben, das ist doch wohl ganz einfach: Ricky hat viel Zeit mit Laura in der Maske verbracht. Und die Dinnergäste hat er auch das eine oder andere Mal nachgeschminkt. Er müsste doch wissen, wie die alle so drauf waren. Ich denke, das ist ein guter Anfang.«
Ben schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf.
»Ich kann dich wahrscheinlich nicht davon überzeugen, dass das eine Scheißidee ist?«
»Ne, kannst du nicht!«
Er hatte auch nicht ernsthaft damit gerechnet.
»Ronja hat dein Bett eingesaut. Sie muss sich direkt aus dem Garten kommend in deine Decke gekuschelt haben.«
»Nicht ihre Schuld. Ich hätte die Tür zumachen sollen.«
»Wann kommst du wieder?«
»Ich hol euch später ab. Wir fahren nach Lübeck.«
»Du willst Stefan die Briefe geben.«
»Auch.« Sie machte eine kurze Pause. »Und wir werden einen Besuch machen.«
»Wen besuchen wir denn?«
»Victor Rubens.«
Ben schlug sich mit der Hand auf den Oberschenkel und sprang auf. »Du musst vollkommen irre sein. Wieso sollte er sich mit dir unterhalten wollen?«
»Ich bin Redakteurin eines erfolgreichen Magazins. Außerdem ist eine gemeinsame Freundin von uns gegangen. Wir könnten mit ihm über den Abend reden.«
»Verdammt,
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