Dinnerparty
Sophie. Lass die Finger von der Sache. Was soll das bringen?«
»Wenn Rubens der Giftmischer war, dann wird er sich vielleicht selbst verraten.«
13
Stefan Sperber saß in seinem Büro in Lübeck und hatte die Zeitung vor sich. Laura Crown war auf dem Titelblatt. ›Tödliches Dinner‹ lautete die Schlagzeile.
»So eine Kacke!«
»Was?« Ingo Schölzel betrat sein Büro und blickte ihn verständnislos an.
»Die Crown auf Seite eins!«
»Was hast du erwartet? Ist doch klar gewesen, dass einer von diesen Filmfuzzies an die Presse geht.«
Stefan nickte mürrisch. Schölzel hatte ja recht. Wäre interessant zu wissen, wer da geplaudert hatte.
In diesem Moment klingelte das Telefon.
»Ingmar!« Stefan erkannte die Nummer des Staatsanwalts auf dem Display sofort.
»Willst du nicht rangehen?«
»Willst du nicht rausgehen?«
Ingo Schölzel schnalzte ärgerlich mit der Zunge und verschwand.
Stefan straffte die Schultern und nahm den Hörer ab.
»Morgen, Ingmar, was gibt’s?«
»Das wollte ich dich gerade fragen. Die Presse ist ja ganz wild auf die Crown.«
»Habe ich gesehen. Franck konnte da erst mal nichts feststellen.«
»Ja, steht in deinem Bericht. Die liebe Dame war kein Kind von Traurigkeit, was ihren Alkohol- und Drogenkonsum anging.«
»Die Toxikologen haben sich noch nicht abschließend geäußert, aber im Moment gehen wir davon aus, dass Laura Crown an einem tödlichen Medikamentencocktail starb und dass sie sich diesen aus Unwissenheit selbst verabreicht hat.«
Ingmar brummte.
»Wir haben die Aussagen aller Dinnergäste. Wir haben die Personalien. Wenn doch noch irgendein Anhaltspunkt auftaucht, dass ein Fremdverschulden möglich sein könnte, melde ich mich. Ich persönlich gehe aber von einem, tja, tragischen Unfall aus.«
Ingmar war damit zufrieden und beendete das Gespräch. Stefan trank einen Schluck seines kalten und viel zu bitteren Kaffees und überlegte, wie er sich fühlte, als sein Blick wieder auf das Zeitungsbild von Laura Crown fiel. Sophie hatte ausgesagt, dass Laura an diesem Abend nervös gewesen sei und plötzlich müde gewirkt habe, in den Tagen davor aber voller Tatendrang war. Keine Überraschung. Abhängige waren oft manisch depressiv. Heute himmelhoch jauchzend, morgen zu Tode betrübt.
Und es war nicht ungewöhnlich, dass sich ein Mensch mit diesem Krankheitsbild in einer dunklen Phase für den Freitod entschied. Bei Laura Crown könnte es so gewesen sein, dachte Stefan. Trotzdem blieb da ein übler Nachgeschmack. Er wusste einfach viel zu wenig über den Filmstar.
*
Sophie ergatterte einen halbwegs legalen Parkplatz in der Langen Reihe in St. Georg. Sie lief zum Café Uhrlaub und sah sich um. Von Ricky war noch nichts zu sehen. Einer der Tische draußen am Gehsteig war noch frei. Sophie nahm Platz und ließ sich von der ausgesprochen freundlichen Bedienung die Karte geben. Sie hatte gerade bestellt, als Ricky auf sie zukam. Er winkte kurz, als er sie erkannte.
»Meine Liebe, du siehst hervorragend aus.« Ricky küsste ihr beide Wangen. Er roch frisch geduscht. Sein Haar war sorgsam gestylt, und auch wenn sein Outfit beinahe zufällig gewählt wirkte, erkannte Sophie, dass alles perfekt aufeinander abgestimmt war. Ricky ließ sich auf den freien Stuhl fallen. »Du machst mich echt neugierig.«
»Schön, dass du da bist!«
Der Kellner grüßte Ricky freundlich und stellte dann Kaffee, Orangensaft, Eier, Brötchen und einen übervollen Teller mit Käse, Wurst, Lachs und Schinken ab.
»Wer soll das denn alles essen?«
Sophie ignorierte die Frage. »Du musst mir helfen. Ich will wissen, was an diesem Abend wirklich passiert ist.«
Ricky sah sie mit großen Augen an.
»Mit Laura?«
»Natürlich mit Laura!«
»Ich habe keine Ahnung. Ich bekomme immer noch eine Gänsehaut, wenn ich an sie denke. Wie sie da auf dem Boden lag …«
»Du warst doch an dem Tag ständig mit ihr zusammen. Ist dir an ihr irgendetwas aufgefallen?«
»Das wollte die Polizei auch wissen. Mir ist nichts aufgefallen. Nichts wirklich Ungewöhnliches jedenfalls. Sie hat ziemlich viel getrunken. Eigentlich trank sie die ganze Zeit Champagner oder Martini-Cocktails. Ich habe die Gläser aber nicht gezählt.«
Sophie nickte unzufrieden. Dass Laura angetrunken war, wusste sie selbst. »Hat sie Tabletten genommen?«
Ricky sah sie erstaunt an.
»Ja, zweimal. Sie sagte, sie habe Kopfschmerzen. Was soll das? Glaubst du, sie wollte sich umbringen? Ich habe sie nicht
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